Höher und breiter: Bauherr in Pyrbaum brüskiert die Gemeinde

6.12.2020, 06:18 Uhr
Höher und breiter: Bauherr in Pyrbaum brüskiert die Gemeinde

© Foto: Helmut Sturm

Parteiübergreifend wütend zeigten sich die Mitglieder des Pyrbaumer Bau- und Umweltausschusses über die eingereichte Tektur eines Bauantrages für ein Einfamilienhaus mit drei Garagen im Baugebiet "Am alten Forsthaus" in Pyrbaum.

Der Fachbegriff Tektur bedeutet im Baurecht, dass ein bereits genehmigter Bauantrag im Nachhinein nochmals verändert wird. In diesem Fall sollten nicht genehmigte und nicht einmal angefragte, massive Abweichungen des bereits stehenden Gebäudes von der Baugenehmigung, nachdem sie auffällig wurden, im Nachhinein genehmigt werden.

Bauherr will nachträglich von den Auflagen befreit werden

Der Bauherr möchte nachträglich von der Festsetzung für Quer- und Anbauten, maximal 40 Prozent der Wandlänge, befreit werden. Die Baugrenze wurde um 50 Zentimeter überschritten, die Firsthöhe wurde um 80 Zentimeter höher als genehmigt. Die aus topografischen Gründen notwendig gewordene Stützmauer durfte eine Höhe von höchstens 100 Zentimetern erreichen, wurde aber bis zu 220 Zentimeter hoch und direkt auf die Grundstücksgrenze gesetzt ohne den Mindestabstand von einem Meter einzuhalten.

Auf die 220 Zentimeter hohe Mauer soll noch ein Zaun von 100 Zentimetern gesetzt werden, also insgesamt 350 Zentimeter Gesamthöhe. Genehmigt war eine Mauer aus Naturstein von einem Meter Höhe, gebaut wurde sie bis zur 3,5 fachen Höhe aus Stahlbeton und verbotenerweise auch in Richtung zur freien Landschaft hin.

Sichtlich schwer tat sich Ausschussvorsitzender und Bürgermeister Michael Langner mit dem Vortrag dieses beispiellosen Vorganges. Die teils hoch emotionalen Reaktionen der Ausschussmitglieder waren wenig überraschend.

Roland Lehmeier (SPD), 2. Bürgermeister, störte sich besonders daran, dass einfach gehandelt wurde und somit Tatsachen geschaffen wurden, ohne auch nur einmal nachgefragt zu haben.

"Wenn das durchgeht, brauchen wir keine Bauplanung mehr."

Die Wortmeldung von Pyrbaums 3. Bürgermeister Bernd Glas (CSU) ging in die gleiche Richtung. In sei-ner jahrzehntelangen, ehrenamtli-chen Tätigkeit für Pyrbaum habe er einen solchen Fall von bewusster Baurechtsverletzung noch nicht erlebt.

"Wenn wir dies durchgehen lassen, brauchen wir zukünftig weder eine Bauplanung noch Bauge-nehmigungen erstellen, dann kön-nen wir die Bauplätze einfach so verkaufen und jeder macht, was er will."

Besonders ärgerlich fanden die Ausschussmitglieder, dass es sich bei dem Baugebiet um ein echtes Sahnestück Pyrbaums handelt, das Landschaftsarchitektin Lucia Ermisch den Pyrbaumer Stadtplanern besonders ans Herz legte. 

Gehen sie sorgsam mit diesem aus mehreren Gesichtspunkten betrachtet, wertvollen Baugebiet um, mahnte sie bei der Vorstellung ihrer Planungen. Das Baugebiet war von Beginn an seghr umstritten. Es gab sogar einen Bürgerentscheid. 

Weitere Stimmen aus dem Ausschuss: Wenn das durchgeht, kön-nen wir den Bauausschuss auflösen. Bauherr und Planer haben wissentich gegen das Gesetz verstoßen.

 

Günter Fischer (Freie Wähler) wollte von Bürgermeister Langner wissen, wie es weitergeht, was dieser Fall für Konsequenzen nach sich ziehe, ob der Bauherr zum Rückbau gezwungen werde oder ob es zumindest eine saftige finanzielle Strafe für dessen Willkür gebe. Dazu wollte sich Bürgermeister und Ausschussvorsitzender Michael Langner in der öffentlichen Sitzung des Bauauschusses am Donnerstag Abend nicht äußern.

Der Antrag auf Tektur des Bauantrages wurde wenig überraschend vom Bauausschuss in allen Punkten, teils ohne Gegenstimme, abgelehnt.

Die weiteren Projekte, wie der Bau einer Heilpraktiker- und Osteopa-thiepraxis in Seligenporten, der Antrag zur Baugenehmigung eines Carports in Oberhembach und die Bauvoranfrage zum Bau eines Carports in Pyrbaum passierten den Bauausschuss ohne Beanstandungen.

Vor der Sitzung im Rathaus hatte der Bau- und Umweltausschuss die Fahrzeughalle in der Röthenbacher Straße angeschaut. Der Gebäudekomplex am Ortseingang von Oberhem-bach soll abgerissen werden und durch eine deutlich größere Halle mit Nebengebäuden ersetzt werden.

Im Erdgeschoss der neuen Halle sollen 21 Stellplätze, eine Waschhalle und eine Werkstatt entstehen. Büro, Lounge und Sanitäranlagen sind im Obergeschoss vorgesehen.

Das Gebäude soll des weiteren als Standort, inklusive der notwendigen Büros, für das Fernwärmenetz der angrenzenden Einfamilienhäuser genutzt werden. Es entstehe nur geringfügiger Publikumsverkehr zu festgelegten Zeiten. Mitarbeiter werden dort nicht beschäftigt sein.

Der Gebäudekomplex erschien mehreren Mitgliedern im Ausschuss zu groß für den dörflichen Charak-ter des Ortes. Er füge sich nicht harmonisch in das Ortsbild von Oberhembach ein, fand Roland Lehmeier (SPD). Trotzdem wurde das Projekt unter Auflagen wie dem Schutz der Wasserleitung und einer ausreichenden Begrünung, vom Ausschuss mehrheitlich befürwortet.

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