Widerstand gegen Standort bei Postbauer-Heng

ICE-Werk "so groß wie Landebahn am Flughafen"

3.8.2021, 13:31 Uhr
Die drei Sprecher der BI "Kein ICE-Werk in Ezelsdorf/Postbauer Heng"  - Gabriele Bayer, Jürgen Rupprecht und Markus Reuther - mit MdL Jürgen Mistol von den Grünen.

© Wolfgang Fellner, NNZ Die drei Sprecher der BI "Kein ICE-Werk in Ezelsdorf/Postbauer Heng"  - Gabriele Bayer, Jürgen Rupprecht und Markus Reuther - mit MdL Jürgen Mistol von den Grünen.

Das haben die drei Sprecher der BI „Kein ICE-Werk Ezelsdorf/Postbauer-Heng“ jetzt Landtagsabgeordnetem Jürgen Mistol, Bündnis 90/Die Grünen und parlamentarischer Geschäftsführer, bei einem Ortstermin eindringlich erklärt.

Die Fakten liegen auf dem Tisch: Das ICE-Instandhaltungswerk ist, rechnete Markus Reuther von der BI vor, annähernd so groß wie die Landebahn des Nürnberger Flughafens. Es ist 3,2 Kilometer lang und 450 Meter breit, die Wartungshalle ist 480 Meter lang, 80 Meter breit und zwölf Meter hoch, sagte Jürgen Rupprecht, Fraktionssprecher des Bürgerblocks. Hohe Lärm-Emissionen seien zu erwarten, für das Werk zwischen dem Postbauerer Friedhof und Pyrbaum sei sehr viel Wald zu fällen. Ein Naherholungsgebiet der Postbauerer und Oberferriedener werde zerstört.

Allerdings, sagten die drei Vertreter der BI, dabei auch die 3. Bürgermeisterin von Postbauer-Heng und Bezirksrätin Gabriele Bayer, wollen sie hier nicht nach dem St. Florians-Prinzip vorgehen. Deshalb forderte der Postbauer-Henger Gemeinderat Jürgen Rupprecht eine klare, transparente und nachvollziehbare Entscheidungsfindung.

Die Bahn habe einen Kriterien-Katalog mit 33 Punkten, nach dem entschieden werde. Er wolle aber wissen, wie die einzelnen Kriterien gewichtet werden. Und das wolle er vor der Entscheidung wissen, um diese auch schlüssig nachvollziehen zu können. Markus Reuther stimmte dem voll zu. Denn nur so entstehe Transparenz: „Und wenn am Ende keine Fläche rund um Nürnberg da ist, dann muss das Werk eben wo anders gebaut werden.“

Bayer, Rupprecht und Reuther plädierten dafür, für dieses Werk eine Industriebrache zu nutzen. Land, das eh schon versiegelt sei. So, wie die Muna zwischen Feucht und Wendelstein. Wobei diese sich jetzt 70 Jahre selbst überlassen war und deswegen inzwischen eine „ökologischen Perle“ sei, trotz der Kampfstoffe und Giftgase, die dort noch im Untergrund schlummerten, sagte Reuther.

Was den dreien zu denken gibt: Die Entscheidung, das Werk im Großraum Nürnberg zu errichten, sei eine politische gewesen. Belege dafür finden sich im Internet. Wenn dem so sei, sagten sie, dann könnte das Werk auch anderswo gebaut werden. Wenn schon Ministerpräsident Markus Söder den Standort bei Altenfurt als nicht geeignet aus dem Rennen nehmen will.

An jedem der neun Standorte, die derzeit im Prüfverfahren laufen, gebe es gewichtige Gründe, das Werk dort nicht zu bauen. Wie bei Ezelsdorf und Postbauer-Heng eben auch. Erst tue sich Jahre nichts, und jetzt solle im Eilzug-Verfahren alles entschieden werden. Reuther: „Als wir im Mai von den Plänen erfuhren, fühlten wir uns schon überrumpelt.“ Er wies zudem auf die eh schon vorhandenen Belastungen in diesem Bereich hin mit drei Stromtrassen, die quer durch das Gebiet laufen.

Die Option, dass der Bau der Ortsumgehung von Postbauer den Bau des ICE-Werkes unmöglich mache, begeistert vor allem Gabriele Bayer gar nicht. Sie hält sie für nicht nötig, dadurch werde nur weitere Natur zugebaut.

Er habe erst vor wenigen Wochen erfahren, dass die Oberpfalz vom Bau des ICE-Werkes auch betroffen sein könnte, sagte MdL Jürgen Mistol: „In Postbauer-Heng und Pyrbaum.“ Er wolle ein offenes, transparentes und faires Verfahren, sagte er, und keine Vorfestlegungen wie bei der CSU, die Altenfurt schon einmal aus dem Rennen genommen habe. „Wir brauchen sachliche Kriterien und keine Festlegung wie von Söder bei Altenfurt.“

Die Bahn prüfe derzeit, sagte er, ob es nicht eine Nummer kleiner gehe. Die Grünen seien aus ökologischen Gründen gegen großflächige Rodungen. Er werde das Gespräch mit der Bahn suchen. Er habe allerdings wenig Hoffnung, dass da vor der Bundestagswahl noch etwas geschehe. Allerdings, sagte er, sei die Bahn auch bekannt dafür, dass sie die Menschen mitnehme.

Für die Verkehrswende brauche es das Werk, sagte Mistol, und: Eingriffe werde es wohl überall geben. Deshalb, wiederholte er, werde es Gespräche mit der Bahn geben. Denn, sagte er: „Wir brauchen überall lebenswerte Zustände.“

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