Im Gewölbekeller ging die Sonne auf

14.2.2016, 18:26 Uhr
Im Gewölbekeller ging die Sonne auf

© Martin Herbaty

Wie drei ihrer vier Bandkollegen hat Rieke Katz an der Hochschule für Musik in Nürnberg studiert. Insofern stellte der Auftritt in Neumarkt für sie auch ein positives „Back to the Roots“ dar. Zurück zu den Wurzeln. Doch zugleich bildete der Wechsel von Rieke Katz nach Karlsruhe nach Abschluss ihres Studiums die Folie des Konzerts: Der Albumtitel „New Start“ dreht sich wie auch der Titelsong um den Neubeginn auf unterschiedlichsten Ebenen und seine Herausforderungen.

Der Auftakt mit „Summer Rain“ und „Tears of Fears“ gab nicht nur thematisch die Richtung vor, sondern auch musikalisch: Rieke Katz bewegt sich zwischen Jazz und Pop, sehr lässig und ohne Scheu vor dem Mainstream. Mit kraftvoller und zugleich zarter Stimme weckt sie an diesem Abend immer wieder auch Assoziationen an Rickie Lee Jones.

Kongenial unterstützt sie ihre Band. Martin Sörös am Piano, Alexander Bayer am Bass, Christoph Braun an Flügelhorn und Trompete und Björn Glindemann am Schlagzeug sind perfekt aufeinander eingespielt und übergeben sich den Führungsstab mit müheloser Präzision. Glindemann sticht als Rhythmusgeber durch seine große Variationsbreite hervor, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Im Gewölbekeller ging die Sonne auf

© Martin Herbaty

Christoph Braun steht ihm in nichts nach – schon im ersten Stück des Abends glänzt er im Zusammenspiel mit Katz' Gesang. Thema Nummer eins war auch am Samstag die Liebe: Zeigt die Up-Tempo-Nummer „Wings of Love“, wie beflügelnd die Liebe sein kann, demonstriert direkt im Anschluss das melancholische „Two Faces“, dass ein Partner auch ein anderes Gesicht haben kann, um mit „It's Crazy, but I'm in Love“ wieder in fröhlichen Enthusiasmus zu wechseln.

Das Programm bietet bis dahin schon allen auf der Bühne Raum zur eindrucksvollen musikalischen Entfaltung, und über allem schwebt Rieke Katz' Stimme, leicht und gefühlvoll, warm und auch scharf, wenn es sein muss. Zum Ende hin fokussiert sich der erste Set thematisch auf die Herausforderungen des Lebens: „I Can Make It“ fängt Optimismus und Entschlossenheit des Neuanfangs ein. Das für Rieke Katz' Vater geschriebene „You Know“, als dieser schwer erkrankt war, ist nicht nur mit der Zeile „I'll be there every day“ mehr als eine Liebeserklärung. „New Start“ bildet mit seinem treibenden Rhythmus die fröhliche Aufbruchsstimmung des Wechsels von Nürnberg nach Karlsruhe ab – „new city, new environment“.

Mindestens ebenso viel wissendes Nicken wie Mitwippen im Publikum löste zum Auftakt des zweiten Sets „Please go!“ aus, das mit kontrastierender Leichtigkeit die ätzenden Tage im Leben aufs Korn nimmt – „Keep on smiling, even if it's hard“ findet Beifall auch als Ratschlag. Ob der Sinn des Lebens als Thema, das herbeigesehnte „Happy End“ oder die Forderung „Please Don't Stop the Music“ – Drums, Piano und Bass haben Gelegenheit, sich gleichberechtigt neben die Stimme der Frontfrau zu stellen, Christoph Brauns Trompete setzt Glanzlichter.

Noch eins drauf auf der Lässigkeitsskala setzt „Summer Breeze“, belohnt mit aufbrandendem Beifall. Hier ist ein entspannter Sonnentag perfekt in Liedform gegossen, gleichzeitig wecken das Stück und seine Interpretation Erinnerungen an das ähnlich fröhlich-luftige „Summer“ der Lemonbabies. Sich Herausforderungen stellen, sich treu bleiben und das Richtige tun – das beleuchteten „Intuition“ und „Mentally Free“ zum Abschluss aus unterschiedlicher Perspektive.

Auch hier mischt sich die Emotion mit jener täuschenden Entspanntheit, die weit weniger mühelos ist, als sie zunächst erscheinen mag. Das Einfache ist oft das Schwierige, doch wenn es gelingt, ist es grandios. Das beweist Rieke Katz auch mit ihrer Zugabe, dem vertonten Gedicht „La Neige“, das eine eisige Schneelandschaft evoziert.

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