Immer mehr Gasthäuser im Raum Neumarkt bieten Speisen zum Mitnehmen an

3.4.2020, 09:30 Uhr
Immer mehr Gasthäuser im Raum Neumarkt bieten Speisen zum Mitnehmen an

© Foto: André De Geare

Trotz "Sparflamme" in der Gasthaus-Küche wegen der Schließung bietet Wittmann am Sonntag einen Sonderservice an: Kunden können von 10.30 Uhr bis 13 Uhr vorbestelltes Essen abholen. Und nicht nur das: Die Wittmann-Mannschaft offeriert zusätzlich, Speisen nach Hause zu liefern, Mahlzeiten, die zuvor per E-Mail oder Telefon bestellt worden sind. Ob sich dieses Außer-Haus-Geschäft einspielt, ist für Norbert Wittmann noch nicht klar: "Es kommt darauf an, wie es angenommen wird."

Sein Kollege Josef Sammüller sieht diese neuen Vertriebswege nicht in erster Linie als tragfähiges Ersatzgeschäft: "Wir wollen alle das Gefühl haben, dass wir dabei sind und nicht einfach nur rumhocken. Am Schluss bleibt ja nicht viel hängen", so Josef Sammüller vom Berghotel in Neumarkt. Pauschal zehn Euro berechnet der Gasthof für eines der sechs Gerichte, die die Kunden ab 8 Uhr früh telefonisch bestellen und zwischen 11 und 18 Uhr abholen können.

"Jeder gibt sein Bestes"

"Die Resonanz ist gut", sagt Sammüller – und hat eine Erklärung für die relative Nachfrage: Viele würden daheim in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen zwar kochen, wollten dann aber etwas Abwechslung im Speiseplan. Das Küchenpersonal sei besonders motiviert: "Jeder gibt sein Bestes."

Josef Sammüller hofft wie viele, dass der Corona-Spuk möglichst schnell wieder verschwunden ist, gerade angesichts der besonderen Bedingungen in der Gastronomie: Die Betriebe müssten investieren und ihr dringend benötigtes Personal gut bezahlen. Deshalb sei die Gewinnspanne "dünn". Kaum ein Betrieb habe große Rücklagen, von denen er lange zehren könnte. Sammüller bangt: "Wenn sich das länger hinzieht, dann ist die Gefahr groß, dass es den einen oder anderen nicht mehr lange gibt."

"Wenn sich das über Monate hinzieht, dann wird es für alle schwierig", sagt auch Markus Färber vom Gasthaus Rupp in Neumarkt-Holzheim. Deshalb seien die Überbrückungshilfen des Freistaates und des Bundes "überlebenswichtig für viele von uns". Wie viele andere Gastronomiebetriebe wählt der Gasthof Rupp in der Zeit der Gaststättenschließung den Überstundenabbau und vorgezogene Urlaube.

Mit einem Dutzend Minijobbern und einer Teilzeitkraft tut sich Färber etwas leichter als mancher größere Betrieb, der einen Stab festangestellter Mitarbeiter auf der Lohnliste hat. "Wir wollen keinen entlassen, weil wir sie ja brauchen, damit wir nach der Krise ein Geschäft machen können", so Josef Sammüller.

Das Gasthaus Rupp ändert die kulinarische Kultur. Bisher lautete die Philosophie: "Den Braten frisch aus der Röhre auf den Teller." Nun will das Traditionslokal die Bratengerichte Samstagabend und Sonntagmittag zum Abholen anbieten. Färber: "Das ist Neuland für uns, aber da müssen wir durch."

"Nur ein Strohhalm"

"Bei uns hat es schon immer Essen to go gegeben", sagt Toni Bauer vom Gasthof Kloster Seligenporten. "Bei Pizza geht das ja auch, warum sollte es beim klassischen deutschen Essen nicht gehen." Und so gibt es in der Klostergaststätte zum Beispiel Schäufele, Schweinebraten und Sauerbraten mit Kloß und Salat oder auch Karpfen, die in die von Kunden mitgebrachten Behältnisse gefüllt werden. "Aber", so stellt der Gastwirt auch gleich klar, "für die Gaststätten ist das nur ein Strohhalm, nach dem man in diesen Zeiten greift, um wenigsten ein bisschen Geld rein zu bekommen."

Seit rund zwei Wochen ist die Klostergaststätte wie alle anderen Wirtshäuser wegen der Corona-Krise geschlossen. "Natürlich trifft uns das sehr", sagt Bauer. Aber noch viel schlimmer sei es für die Aushilfskräfte, die sonst in der Küche und im Service arbeiten. "Die sind jetzt alle zuhause und verdienen nichts mehr. Das ist für sie ganz schlimm, denn die rechnen ja mit dem Geld", weiß der Wirt. "Denen hilft kein Mensch."

Obwohl auch für ihn die Folgen der Corona-Krise erhebliche finanzielle Einbußen bedeuten, sagt Toni Bauer: "Man muss diese Beschränkungen jetzt konsequent durchziehen und dann schauen, ob es was bringt." Dennoch fürchtet der Wirt auch: "Es könnte passieren, dass wegen dieser Krise die letzten paar deutschen Wirtschaften sterben. Für die Traditionsgastronomie könnte das der Todesstoß sein."

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