Immer mehr Windbruch nach Rodung am Dillberg

11.4.2019, 19:56 Uhr

Seit der schützende Waldstreifen am Dillberg fehlt, kann der Sturm mit Wucht in den Kiefernbestand fahren. Fährt man von Postbauer-Heng kommend nach Dillberg, hat der Wind in den vergangenen Wochen nicht nur den restlichen Wald links der Straße regelrecht platt gemacht. Auch gegenüber, also rechts der Straße, warfen und werfen die Windböen immer wieder Bäume um. Noch ist kein Ende in Sicht.

Was war geschehen: Peter Adler, dem die Doggersandgrube auf dem Dillberg gehört, hatte ein an die Abbaufläche angrenzendes Waldstück gekauft. Der Baumbestand auf dieser Fläche war zu Jahresanfang gerodet worden - mit ungeahnten Folgen: Der Sturm, der immer wieder über den Dillberg fegt, warf zuerst zahlreiche Bäume in dem verbliebenen schmalen Waldstreifen zwischen gerodetem Gelände und der Straße um; mehrmals musste die Feuerwehr ausrücken, um Bäume von der Straße zu räumen. In der Folge ließ der Besitzer des schmalen Waldstreifens auch die letzten, noch stehenden Bäume fällen, damit die Verkehrssicherheit gewährleistet ist.

Aber auch das hatte Folgen: Nun griff sich der Sturm die rechts der Fahrbahn stehenden Bäume und entwurzelte etliche. Die Schneise der Verwüstung dehnt sich immer mehr aus, denn kaum, dass die umgekippten Bäume entfernt sind, knicken die nächsten um. Ein Ende ist wohl erst zu erwarten, wenn so viele Bäume gefallen sind, dass ein neuer Sturm, über die Bergkuppe fegend, keinem mehr in die Krone fahren kann. Oder der Rest so tief verwurzelt ist, dass er die Böen übersteht.

"Ein Fiasko", sagt Bürgermeister Horst Kratzer über die Situation auf dem Wahrzeichen der Gemeinde. Die kahl geschlagenen Flächen erinnern etwas an den Mond, der Boden ist immer noch dicht bedeckt mit kleineren Ästen und Zweigen. Mitten drin steht eine einsame Futterkrippe für Rehe. Früher im dichten Wald, jetzt auf dem Repräsentierteller. Am Rande der Sandgrube ist schon der Oberboden abgeschoben, kein Wurzelstock irrt mehr. Dafür gibt es einen kleinen Tümpel auf dem Dillberg, in dem sich Regenwasser sammelt. Hoch gestapelt liegen die amputierten Baumstämme, bereit für den Abtransport.

Im Rahmen einer sachgemäßen Waldbewirtschaftung dürfe es keine Kahlschläge geben, die vermeidbar sind, denn wenn Bestände angerissen sind, arbeitet der nächste Sturm weiter, heißt es zum Fall Dillberg im Amt für Landwirtschaft und Forsten in Neumarkt. Was die Konsequenzen für den Betreiber der Sandgrube sein werden oder den Waldbesitzer an der Straße, darüber wird nicht gesprochen. Nur eines ist klar, heißt es im Amt: Eine "waldbauliche Maßnahme" könne in diesem Fall nicht helfen, denn Neupflanzungen würden nicht so schnell hoch wachsen, um den bedrohten Teil des Waldes wieder zu schützen. Der ist dem Sturm preis gegeben, es gibt keine Rettungsmaßnahme, "da lässt sich nichts mehr richten".

Einzige Hoffnung: Dass die am Berghang tiefer stehenden Bäume besser verwurzelt sind und sich die Lage deshalb wieder beruhigt. Die stärksten Stürme kämen aus dem Westen, und wenn diese dann über die Mulde fegen, in der die Bäume stehen, würden diese auch nicht umgeworfen.

Da sei etwas "verbockt worden", sagt Peter Adler, der Besitzer der Sandgrube, etwas zerknirscht. Er habe 2017 ein an die Sandgrube angrenzendes Grundstück erworben, damit der Abbau ausgeweitet werden kann. Die Genehmigungsunterlagen dafür würden derzeit erarbeitet, um sie beim Bergbauamt Nordbayern einzureichen. Das soll im Herbst der Fall sein. Am Dillberg baue seine Firma einen sehr speziellen Sand ab, der werde für die Fertigung von Dachziegeln oder Kalksandstein-Blöcken verwendet. "Für die Produktion von Beton kann man den Sand nicht nehmen." Rund 20000 Tonnen Sand werden aus der Grube pro Jahr entnommen. Die Erweiterung soll dafür sorgen, dass das auch künftig der Fall ist.