In Oberölsbach wirkt ein Ehepaar mit vereinter Kraft

18.3.2021, 15:33 Uhr
In Oberölsbach wirkt ein Ehepaar mit vereinter Kraft

Eigentlich würde Marc Polster gerade Gewichte stemmen oder den Nachwuchs als Trainer dabei unterstützen. Die Kraftdreikampf-Bundesliga liefe seit Januar, Anfang März wären die deutschen Meisterschaften gewesen. Doch aktuell ist alles anders: Corona lässt weder den gewohnten Trainingsbetrieb noch Wettkämpfe zu. "Das ist furchtbar frustrierend", sagt der 34-Jährige. Nicht nur für ihn, der selbst als aktiver Sportler unterwegs ist, vor allem für die Athleten, die er betreut.

Marc Polster ist sportlicher Leiter und Übungsleiter in der Abteilung Power Fit des SC Oberölsbach. Mehrmals die Woche ist er im vereinseigenen Fitnessstudio. Normalerweise. Power Fit? Das beinhaltet von Reha- bis Leistungssport alles, sagt er. Er selbst ist im Kraftdreikampf aktiv, einer Gewichthebedisziplin, die aus Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben besteht. Beim SCO wird sie bald zu einer eigenen Abteilung.

Aktuell dürfen nur die Leistungssportler trainieren. Die werden in Bayern nach den Corona-Regeln wie Berufssportler behandelt. Das Fitnessstudio in Oberölsbach bleibt daher kaum belegt. Maximal zu zweit darf trainiert werden, wer kann, soll sich zu Hause fit halten.

Eigentlich stammt Marc Polster aus Mecklenburg-Vorpommern, einem Ort nahe Lübeck. Es war Ende 2009, als er, noch unter seinem Geburtsnamen Bielau, für zwei Tage zur deutschen Meisterschaft im Bankdrücken erstmals nach Oberölsbach kam. Dort lernte er eine SC-Athletin kennen: Rosina Polster, seine heutige Frau. Kurz darauf sahen sie sich wieder, bei einem Wettkampf in Brandenburg. Ganz spontan sei sie über Silvester dann zu ihm gefahren, erzählt Polster. "Seitdem sind wir zusammen."

Gemeinsame Leidenschaft

Ein Ehepaar mit der gleichen Leidenschaft für den Kraftsport. Auch Rosina Polster ist im Verein aktiv. Das viele Training, das Engagement im Verein, die Reisen zu den Wettkämpfen. Marc und Rosina Polster sind meistens gemeinsam unterwegs. "Das ist nur vereinbar, wenn das beide machen", sagt Marc Polster. Mittlerweile sind sie schon zu dritt. Auch Sohn Georg, gerade zwei Jahre alt, ist immer mit dabei. "Mit vier Tagen hat er schon seinen ersten Wettkampf erlebt", sagt Polster.

Bei seinem Erstkontakt zum Kraftsport war Marc Polster schon etwas älter. Als er acht oder neun Jahre alt war, versuchte er sich zunächst im Fußball. Aber nicht lang: "Das war nicht wie im Fernsehen, also war das nicht cool." Dann kam er über seinen großen Bruder zum Kraftsport. "Das Extreme, die Gewichte", sagt Polster, all das fasziniert ihn. Man müsse lange und hart trainieren, diszipliniert sein, um mitmachen zu können. Beim Fußball könne man einfach so unterklassig mitspielen. Nicht so in seiner Sportart.

Früh hat er angefangen, stand aber ein paar Jahre später fast wieder vor dem Absprung. Weil er mit seinem damaligen Trainer nicht zurechtkam, einem ehemaligen Boxer. Kein guter Trainer für die Kids, meint Polster heute.

Auf Anhieb Deutscher Meister

Dann nahm ihn sein Bruder mit in die Gruppe der Kraftdreikämpfer. Polster war damals dreizehn, ein Jahr zu jung eigentlich, um dort mitmachen zu dürfen. Die Zeit, bis er alt genug war, nutze Polster, um zu trainieren. "Mit 14 bin ich dann auf Anhieb Deutscher Meister im Bankdrücken geworden", erzählt er. Mit 16 folgte dann der nächste Titel, mit 19 die Nominierung für den Bundeskader. Polster brachte es bis zum Vizeweltmeister. Einst hielt er den deutschen Rekord im Kniebeugen in seiner Gewichtsklasse. 280 Kilo schaffte er. Vor zwei Jahren erst wurde der Rekord übertroffen, um ein halbes Kilo.

In Oberölsbach wirkt ein Ehepaar mit vereinter Kraft

Heute ist Polster Bundesnachwuchstrainer und Landesstützpunkttrainer des Freistaats. Er hat eine Vision: den Nachwuchs breiter fordern und fördern. Mehr bayerische Athletinnen und Athleten sollen es in den Bundeskader schaffen. Bisher mit Erfolg.

Noch ist Polster selbst aktiv, für den SCO Teil des Bundesligakaders. Ob er je ans Aufhören gedacht hat? Ja. "Ich sehe das Ende kommen", sagt Polster. In fünf oder zehn Jahren vielleicht. "Ohne vernünftige Leistung geht bei mir nichts mehr." Dann würde er sich nur noch auf die Trainertätigkeit fokussieren.

Hoffen auf den Re-Start

Doch noch macht er weiter. Und hofft darauf, bald wieder alles machen zu dürfen. Der SC Oberölsbach arbeitet aktuell an einem Konzept, das die Rückkehr zum Trainingsbetrieb für alle, wenn es die Corona-Lage zulässt, wieder ermöglichen kann.Dann könnten auch die Wettkämpfe zurückkehren. Für Juni oder Juli sind die deutschen Meisterschaften angepeilt. Doch dafür brauchen Athleten gut acht bis zwölf Wochen Vorbereitung, wie Polster erklärt. "Wenn wir nicht bald wieder trainieren können, dann können wir die deutsche Meisterschaft vergessen." Marc Polster hofft auf eine baldige Rückkehr. Auch für die Athleten, die er betreut.

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