In Therapie, weil die Fäuste flogen

20.10.2019, 11:21 Uhr

Übrigens kamen Täter und Opfer gemeinsam zum Amtsgericht Neumarkt und fuhren gemeinsam wieder nach Hause. Hätte, so Verteidiger Thomas Wegrich, nicht ein unbeteiligter Vierter die Polizei gerufen, wäre die Verhandlung wegen des Vorwurfs der Körperverletzung wohl überflüssig gewesen.

Der Alkohol spielte wieder einmal eine entscheidende Rolle. Alle drei Hauptakteure waren ziemlich bedudelt, als der 19 Jahre alte Angeklagte im Mai dieses Jahres am Gartentürl auftauchte und eine feuchtfröhliche Kartelrunde störte.

Er wollte eine Sache "regeln", die bereits bei Gericht gelandet war. Ein Wort gab das andere, dann flogen die Fäuste. Der junge Mann, der den Streit vom Zaun gebrochen hatte, und sein Kontrahent schenkten sich nichts. Jeder konnte einen Treffer landen. Ein Dritter versuchte die Streithähne zu trennen und geriet dabei ins Straucheln, fiel hin und brach sich einen Teil seines künstlichen Gebisses aus. Der Sachschaden betrug 80 Euro.

Vor Gericht wurde jetzt der Anklagepunkt der Schlägerei eingestellt. Staatsanwalt Stefan Rackelmann forderte 60 Stunden Arbeit bei einer gemeinnützigen Einrichtung und die Anordnung von zehn Gesprächen mit der Suchtberatung, weil der junge Mann ein Alkoholproblem hat.

Dem stimmte Thomas Wegrich weitgehend zu, er fand 60 Stunden aber etwas zu happig. Jugendrichter Michael Müller entschied auf 40 Arbeitsstunden, hielt aber die zehn Gespräche mit der Suchtberatung für unbedingt erforderlich.