Jesu Grab am Jura-Hang hoch über Neumarkt

12.4.2020, 13:24 Uhr
Jesu Grab am Jura-Hang hoch über Neumarkt

© Foto: Wolfgang Fellner

Ein Wetter, das ins Freie lockt. Wer nicht auf seinen Osterspaziergang verzichten will, muss das auch nicht. Aber, warnt die Polizei: Nur mit Menschen, die im selben Haushalt wohnen. Die Beamten regen virtuelle Kaffeekränzchen an, damit der Abstand zwischen den Menschen groß und die Ansteckungsgefahr klein bleibt.

 

Drei Kreuze im Traum

 

Wer, wie Faust, aber zu seinem Gretchen strebt, sollte sich einen triftigen Grund einfallen lassen, warum das sein muss. Denn nur der Besuch der Liebsten ist es derzeit nicht.

Viele wird es wieder auf den Mariahilfberg ziehen. Vorbei an 14 Kreuzwegstationen steigt man immer höher, bis auf 586 Meter und damit 159 Meter über dem Talgrund; hier schwingt sich die Mariahilf-Kirche in den Himmel über Neumarkt, die Sonne wärmt den Pilger.

Die Wallfahrt geht auf ein Traumgesicht von Pater Gabriel von Braunau, dem erste Superior des Kapuziner-Klosters, zurück: Er sah im Traum auf dem Weinberg drei Kreuze stehen. Das war irgendwann um 1627, die Kapuziner waren da in Neumarkt tätig, um die Bürger wieder zurück in den Schoß der katholischen Kirche zu führen.

Kreuzigungsgruppen erlebten in jenen Tagen eine Blüte, denn dem einfachen Gläubigen war es unmöglich, zum heiligen Grab nach Jerusalem zu pilgern, dort den Leidensweg Christi abzuschreiten und zu beten.

Also legte man vor Ort Kreuzwege an, zuerst in Klosterkirchen, dann in allen Pfarrkirchen. Später errichtete man die Kreuzwege in freier Natur, und, wo immer sich die Möglichkeit bot, führte der Kreuzweg einen Berg hinauf. Der Gläubige sollte Christus auf seinem Weg hinauf nach Golgotha folgen. Anfangs gab es nur einen Start und einen Endpunkt, doch im Laufe der Jahre folgen weitere Stationen des Leidensweges Christi. Am Ende waren es vierzehn – so, wie am Mariahilfberg in Neumarkt.

Pater Gabriel hatte vom Bau des Kapuzinerklosters am Stadtrand noch drei Bäume übrig – aus denen er drei Kreuze fertigen ließ, die er bis 1678 auf dem Plateau des Berges aufrichten ließ. Die Stätte, schreibt Ried in seiner Stadtchronik, "fand bei frommen Betern Wohlgefallen, es entstand eine Wallfahrt und der Berg wurde Kalvarienberg genannt".

Gleichzeitig oder wenig später entstand die Kreuzweganlage, die spätestens 1684 vollendet war. Die Kapuziner verbanden damit eine tiefere Deutung: Jede christliche Stadt soll dem von Kaiser Konstantin neu erbauten christlichen Jerusalem gleichen.

Über den Heiligtümern innerhalb der Stadtmauern sollten wie beim biblischen Jerusalem auf einem nahen Hügel Kreuze und eine Nachbildung des Herrengrabes an den Tod und die Auferstehung Jesu erinnern.

Deshalb dauerte es nicht lange, bis die Bürger Neumarkts in Eichstätt nachfragten, ob sie auf dem Berg eine Grabkapelle bauen dürften, in der auch gelegentlich die heilige Messe gefeiert werden sollte. Rund um die Grabkapelle entstanden weitere aus Holz gebaute Hütten, die Szenen des Leidensweges Christi nachstellten.

Die Grabkapelle selbst gibt die seit 1555 bestehende Gestalt des Grabmonumentes in Jerusalem wieder. Sie wird von außen von zehn Pilastern und rundbögigen Blendarkaden gegliedert. Sie trägt einen barocken Dachreiter zur Erinnerung an das Säulenziborium über dem Grabe Jesu in Jerusalem.

Die Kapelle sollte dabei dem Grabe Jesu so nahe wie möglich kommen: Ähnlich wie in Jerusalem muss sich der Gläubige durch einen nur knapp einen Meter hohen und einen halben Meter breiten Eingang ins Innere der Grablege zwängen.

 

Große Anziehungskraft

 

Dort wartet in der Grabnische der Erlöser in Gestalt einer edlen, lebensgroßen Holzplastik. Die Grablege ist heute wieder zugänglich.

Am 14. Juli 1718 wurde dann der Grundstein für die Wallfahrtskirche auf dem Plateau gelegt, im 8. Jahr des Baues konnte Dekan Nieberlein am 10. Februar 1725 die Kirche einweihen. Die Bevölkerung strömte in Scharen auf den Berg.

Unfertig war der Turm, weil das Kapital dafür fehlte. Er wurde erst im Jahre 1757 vollendet, eine barocke Zwiebelhaube krönte ihn. Und: Über all die Jahrhunderte hat die Wallfahrt über der Stadt nicht an Anziehungskraft verloren, viele Beter finden sich auch wochentags in der Kirche ein, um Maria ihre Sorgen vorzutragen und um Hilfe zu bitten.

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