Junge Afghanen verprügelt und Hitlergruß gezeigt

26.11.2020, 09:20 Uhr
Junge Afghanen verprügelt und Hitlergruß gezeigt

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Der 23 Jahre alte Mechaniker hat offenbar nicht nur ein Problem mit Ausländern, sondern ein noch viel massiveres mit dem Alkohol. 2,5 Promille hatte er im Blut, als er zusammen mit zwei Kumpeln in der Klostergasse in Neumarkt junge Männer afghanischer Herkunft beleidigte, auf sie einprügelte und ihnen zum Hitlergruß auch noch ein "Heil Hitler" zurief.

Einer des Trios hielt sich allerdings vornehm zurück, während der Dritte, der sich mit einer Sturmhaube maskiert hatte, wohl den üblen Ton angab. Doch dieser Täter konnte bislang ebenso wenig ermittelt werden, wie der Zurückhaltende.

Kumpane nicht verpfiffen

Der Angeklagte, der sich als einziger wegen vorsätzlicher Körperverletzung, Beleidigung und der Verwendung verfassungswidriger Symbole vor dem Amtsgericht Neumarkt verantworten musste, hielt dicht und verriet die Namen seiner Kumpane nicht.

Die drei waren in der Altstadtgasse auf einen jungen Mann gestoßen, der vor einem Gemüsegeschäft eine Zigarette rauchte. Grundlos pöbelten sie ihn an, nannten ihn einen "Steuerfresser" und rieten ihm, sich zu "verpissen". Der Krawall machte einen weiteren jungen Mann im Laden aufmerksam. Der eilte vor die Tür und versuchte, dem Maskierten die Sturmhaube vom Kopf zu ziehen. Dafür fing er sich Faustschläge ein.

Faust ins Gesicht

Auch sein Freund, der bereits auf der Straße vor dem Laden gestanden hatte, wurde nun mit Faustschlägen ins Gesicht malträtiert und angespuckt. Die Tat hatte sich heuer am Abend des 11. Januar zugetragen, so waren die Erinnerungen der Opfer schon etwas verblasst. Nur einer konnte sicher sagen, dass der Angeklagte auf jeden Fall zugeschlagen, gespuckt und den Hitlergruß gezeigt hatte.

Der 23-Jährige versuchte zunächst sich rauszureden. Er habe gar nichts gemacht und sei sogar davon gelaufen, behauptete er. Das ließ sich dann aber nicht mehr halten und er räumte kleinlaut ein, dass er kräftig mitgemischt hatte. Beide Opfer hatten ihn eindeutig an einem auffälligen Tattoo am Hals identifiziert. Beide sprechen und verstehen übrigens schon sehr gut deutsch, der eine absolviert gerade eine Ausbildung im Einzelhandel, der andere hat seinen Gesellenbrief als Kfz-Mechaniker bereits in der Tasche. So viel zum Thema "Steuerfresser".

So etwas nicht gesagt

In der Anklageschrift war die Rede davon, einer der Pöbler habe sich dazu verstiegen, die "Ausländer" gehörten "vergast". Das bestätigte sich aber in der Verhandlung nicht, dem Angeklagten konnte es so auch nicht nachgewiesen werden. Er habe so etwas nicht gesagt, beteuerte er.

Thomas Leykam, dem Vertreter der Staatsanwaltschaft, genügten die erwiesenen Vorwürfe, um ein Jahr Haft auf vier Jahre Bewährung zu fordern. Auf eine Geldauflage könne verzichtet werden, weil der Angeklagte erst im Oktober ebenfalls wegen Körperverletzung zu 60 Tagessätzen zu je 50 Euro verurteilt worden war und dieses Urteil nicht einbezogen werden müsse. Trotz fünf Einträgen im Bundeszentralregister sieht Leykam für den 23-Jährigen nicht gänzlich schwarz. Wenn er sein Alkoholproblem in den Griff bekomme, könne von einer leidlich positiven Sozialprognose ausgegangen werden.

Spätes Geständnis

Der Angeklagte hatte durch das späte Geständnis und einen anständigen Auftritt vor Gericht das Seine getan. Im Schlusswort sagte er, ihm tue das alles, so wie es gelaufen sei, unendlich leid.

Richter Rainer Würth konnte kein Motiv für das unsägliche Benehmen der jungen Leute finden. Hier müsse mit einer deutlichen Freiheitsstrafe gearbeitet werden. Ein Jahr auf vier Jahre Bewährung lautete sein Urteil, denn er wolle dem Angeklagten auch die Chance geben, seinem Leben eine Wendung zu geben. Diesmal gebe es noch Bewährung, das nächste Mal wartet die Zelle.

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