Kletterwald Straßmühle öffnet nach Hängepartie

29.5.2020, 14:51 Uhr
Kletterwald Straßmühle öffnet nach Hängepartie

© Foto: Roland Fengler

Ende März hätte Sven Kuntzsch normalerweise aufgesperrt. Doch normal ist seit Frühjahr 2020 gar nichts mehr. Die Corona-Krise und der damit verbundene Lockdown machten einen geregelten Geschäftsbetrieb unmöglich. Für Sven Kuntzsch, der den Kletterwald am westlichen Rand des Landkreises mit seinem Geschäftspartner betreibt, bedeutet das finanzielle Einbußen im fünfstelligen Bereich. Was ihm dazu sauer aufstößt, ist, dass in vielen anderen Landkreisen bereits Kletterparks geöffnet haben. "Das ist Wettbewerbsverzerrung", kritisiert er. 

So hat beispielsweise das Landratsamt Bamberg bereits am 15. Mai entschieden, dem Kletterwald in Veilbronn (Fränkische Schweiz) wieder grünes Licht zu geben. Die Begründung: Weil die Staatsregierung Wakeboard- und Wasserski-Anlagen als Sportanlagen einstuft, könne das auch für den Klettergarten Veilbronn gelten. Auch das DAV-Zentrum der Sektion Neumarkt durfte zumindest seinen Außenbereich mit Kletterwand wieder zugänglich machen.

Landratsamt blieb strikt

Mehrfach trat Sven Kuntzsch mit seinem analogen Anliegen an das Landratsamt Neumarkt heran. Doch das stufte den Kletterpark Straßmühle als "Freizeiteinrichtung" ein. In einer schriftlichen Antwort, die den Neumarkter Nachrichten vorliegt, wird dies unter anderem damit begründet, weil "es im Hochseilgarten keinen sportlichen Wettstreit, keine Meisterschaften und keine internationalen Vergleiche gibt". Im weiteren Verlauf des Schriftwechsels verweist das Landratsamt auf das Gesundheitsministerium, das die Verordnung erlassen hat, welche Einrichtungen schließen müssen und welche nicht.

Landrat Willibald Gailler steht hinter der Einschätzung seiner Mitarbeiter. "Es gibt keinen Persilschein für die Eröffnung solcher Einrichtungen", sagt er. Vielmehr müsse im Einzelfall geprüft werden, auch, weil nicht jedes vorgelegte Hygienekonzept ausgereift sei. Er versichert: "Wir versuchen, unseren Ermessensspielraum zu nutzen – auch im Sinne der Bevölkerung." Das will Sven Kuntzsch so nicht stehen lassen. Er habe frühzeitig ein ausgereiftes Konzept zum Schutz seiner Kundschaft vorgelegt, das unter anderem Handschuhe und in gewissen Situationen Mund-Nasen-Schutz vorschreibt. Auch die Laufwege, die von Spaziergängern rund um das Wildgehege Faberhof mit genutzt werden, seien einbezogen.

Hoffnung ruht auf den Pfingstferien

In seiner Verzweiflung wandte sich Kuntzsch an die Regierung der Oberpfalz. Dort habe der Sachbearbeiter zwar ein offenes Ohr für sein Anliegen gehabt, darüber hinaus sei jedoch nichts passiert. Als letzten Schritt überlegte er, seinen Anwalt mit der Sache zu betrauen. "Das wäre den Ärger wahrscheinlich nicht wert gewesen", sagt er resignierend.

Zumal jetzt Licht am Ende des Lockdown-Tunnels zu sehen ist: Ab Samstag dürfen die Freizeitparks in ganz Bayern wieder öffnen, somit auch der Kletterwald Straßmühle. Das Ordnungsamt Pyrbaum war einverstanden mit dem vorgelegten Hygienekonzept und gab sein Okay für die Öffnung.

Die ersten Buchungen für eine Klettertour unter den schattigen Baumwipfeln hat Kuntzsch schon im Kalender stehen. Ein Ende der angespannten Lage ist aber noch nicht in Sicht, befürchtet er. Denn seine Kollegen aus anderen Kletterparks (die schon länger Betrieb haben) berichten von einer Auslastung von 30 Prozent. Bei vielen Menschen sei die Angst vor dem Coronavirus wohl einfach noch zu groß, glaubt Kuntzsch. Seine Hoffnung ruht auf den Pfingstferien. Wenn das Wetter schön bleibt und es die Leute in die Natur zieht, dürfte es auch in der Kasse des Kletterparks bald nicht mehr ganz so mau aussehen.

 


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