Klinikum Neumarkt: Kritik an Aussagen nach Corona-Tod

4.3.2021, 08:53 Uhr

Das Klinikum rechtfertigte das Besuchsverbot unter anderem so: "Eine Immunisierung tritt dabei nicht ein, so dass die gleichen Hygieneregeln gelten wie für nicht Infizierte." An dieser Aussage stieß sich ein Mediziner, der in Neumarkt lebt und in Feuchtwangen als Urologe praktiziert.

Dr. med. Wolfgang Langer kontaktierte daraufhin die NN-Redaktion und stellte klar: "Das sorgt für noch mehr Verunsicherung, weil es schlichtweg falsch ist. Natürlich findet durch eine überstandene Infektion eine Immunisierung statt – so, wie nach einer Impfung."

Unterschiedlicher hoher Schutz

Unklar bleibe lediglich, wie hoch der Schutz ausfalle, dieser sei unterschiedlich hoch ausgeprägt und hänge von vielen Faktoren ab. Dr. Langer verdeutlicht dies am eigenen Beispiel: Nachdem er, seine Frau sowie eine Praxis-Angestellte eine Corona-Infektion durchgemacht hatten, überprüften sie ihren Schutz. Mittels Antikörper-Test ermittelten sie bei sich Werte zwischen 2 und 9 – "alles über 1 bedeutet eine gute Immunantwort", so Langer.

Dr. Wolfgang Langer weiß aber auch, dass derzeit noch vieles unklar sei im Zusammenhang mit Sars-CoV-2, "auch für uns Mediziner". Es sei beispielsweise noch nicht eindeutig nachgewiesen, dass ein "Immuner" keine anderen Personen mehr anstecken könne.


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Auf Nachfrage beim Klinikum Neumarkt räumt Sprecher Oliver Schwindl eine "unglückliche Formulierung" ein und ergänzt nach Rücksprache mit Ärzten des Klinikums: "Ob eine umfassende Immunisierung nach einer durchlaufenen Infektion eintritt, ist in der Wissenschaft noch nicht hinreichend erforscht; ebenso ist nicht sicher ausgeschlossen, ob diese die Infektion weitertragen können. Aus diesem Grund gelten die gleichen Hygieneregeln wie für nicht Infizierte."

Erneute Ansteckung möglich

Konsens besteht also im Hinblick auf die Möglichkeit einer Neu-Ansteckung und die Ansteckunsgefahr des Umfeldes. So formuliert es auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf www.infektionsschutz.de: "Erneute Infektionen treten zwar selten auf, sind aber möglich. Bei Personen, die sich erneut mit Sars-CoV-2 angesteckt hatten, wurden hohe Virusmengen im Nasen- und Rachenbereich nachgewiesen. Dies könnte bedeuten, dass Personen, die sich erneut anstecken, auch andere Personen anstecken können. Entsprechend sollte auch nach einer Erkrankung mit COVID-19 weiterhin die AHA+L+A-Formel eingehalten werden."

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