Koll-Pfeifer: Unabhängigkeit für Bayern

4.10.2018, 20:43 Uhr
Koll-Pfeifer: Unabhängigkeit für Bayern

© Foto: André De Geare

Bayern ist das Paradies, hatte CSU-Vorsitzender Horst Seehofer beim CSU-Parteitag gesagt, als Markus Söder zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gekürt worden war. Ein Paradies, das viel zu vielen äußeren Einflüssen unterworfen ist, das mehr nach Berlin zahlt beim Länderfinanzausgleich als es zurück bekommt, das von Berlin aus in Schul- und anderen Fragen immer mehr zentralistisch regiert wird. Sagt Alexander Koll-Pfeifer und kommt auf den Punkt: "Bayern muss wieder unabhängig werden."

Die Forderung sei weder schräg noch abwegig, sagt er, schließlich habe Bayern eine über 1500-jährige Geschichte, seine eigene Sprache und Kultur, und erst seit 1870/71 habe es seine Unabhängigkeit verloren mit der Gründung des Deutschen Reiches. Das damals unter völlig anderen Voraussetzungen zu einer Föderation wurde, als sie heute sind. Mit Blick auf andere europäische Regionen, die nach Selbstständigkeit streben, sagt Koll-Pfeifer: "Wir wollen einen eigenen Staat, mehr München als Berlin."

In der Neumarkter SPD erlebte Koll-Pfeifer seine Sozialisation. Ein Musiker-Kollege habe ihn mitgenommen, er habe bei den Weihnachtsfeiern der SPD gespielt, und irgendwann hatte er das Parteibuch in der Tasche. Bei der letzten Kommunalwahl trat er für die SPD an und holte, er weiß es genau, 3005 Stimmen – ein gutes Ergebnis für einen Neueinsteiger. So gut, dass er nach dem überraschenden Tod des SPD-Urgesteins Karlheinz Brandenburger Nachrücker war.

Nur war er da nicht mehr in der SPD. Er habe, gesteht er, immer schon eine Affinität für die Bayernpartei gehabt, und als die SPD vor der Kandidatur von Martin Schulz als Bundeskanzler intern ins Schlingern geriet, dieser von oben durchgesetzt worden sei, fehlte es Koll-Pfeifer an der nötigen Basis-Demokratie. Der nächste Schritt war für ihn ein logischer, weg von der SPD, hin zur Bayernpartei, "ich bin ja auch ein Verehrer Ludwigs II.".

Die Bayernpartei, referiert Pfeifer-Koll, war in den 60er Jahren eine starke Kraft in Franken, stellte in Würzburg gar den OB. Ein Ziel der Bayernpartei sei es, aus den drei fränkischen Bezirken wieder ein Franken zu machen. "Die patriotischen Franken kamen seinerzeit zur Bayernpartei", sagt er, und das ist für ihn kein Widerspruch. Es gebe in Europa mehr Minderheiten als Staaten, und diese Minderheiten sollten, so möglich, ihre eigenen Staaten erhalten. Bayern beispielsweise: Es wäre von der Fläche her Europas neuntgrößter Staat und läge beim Brutto-Inlandsprodukt gar auf Platz sechs. Die bayerischen Bürger sollten über die Unabhängigkeit entscheiden, sagt Koll-Pfeifer, "es braucht einen Volksentscheid". Umfragen hätten ergeben, dass 32 Prozent der Einwohner Bayerns einen eigenen Staat wollen.

"Wir bekennen uns klar zum Asylrecht", sagt Alexander Koll-Pfeifer und distanziert sich klar: "Wir sind keine bayerische AfD." Viele Gründer der Bayernpartei seien während des Dritten Reiches verfolgt worden, hätten Asyl in anderen Ländern erhalten. Das verpflichte. "Flüchtlinge und Verfolgte bekommen bei uns Asyl. Gewalttäter und Messerstecher werden abgeschoben, egal, ob da Krieg herrscht oder nicht." Das hätten sie vorher gewusst.

Eigene Stadtratsliste?

Wer als Musiker und mit den Alpinschlawinern durch die Kirwa- und Volksfestzelte Bayerns, Japans und bald auch Kolumbiens tourt, der weiß, was Bühnenpräsenz ist. Die kommt Koll-Pfeifer auch in der Bayernpartei zugute, im Landkreis gab es bis vor wenigen Jahren zwei, drei Mitglieder, heute sind es knapp über 20, sagt er nicht ohne Stolz, "und darunter viele junge".

Koll-Pfeifer will etwas gegen die überbordende Bürokratie tun, die zum Wirtshaussterben auf dem Lande führt, sich für den Dialekt einsetzen, Dorfgemeinschaften stärken, bayerisch als Sprache bei der Unesco schützen lassen, bayerische Studenten sollen an bayerischen Universitäten Vorrang haben. Der Meister soll wieder den Vorrang vor dem Master haben, verspricht er, und will sich für das Handwerk stark zu machen.

Für die Landtagswahl hat er sich ein möglichst gutes Ergebnis als Ziel gesetzt, bayernweit hofft er auf fünf Prozent für die Bayernpartei. Und denkt weiter: Bei der Stadtratswahl in zwei Jahren will er mit einer eigenen Liste in Neumarkt antreten, "Leute genug dafür sind schon da", sagt er. Sein Ziel: Mindestens zwei Stadträte soll die Bayernpartei holen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare