Landesgartenschau: Ein Kraftakt in Rekordzeit

29.2.2020, 22:00 Uhr
Landesgartenschau: Ein Kraftakt in Rekordzeit

© Archiv-Foto: Günter Distler

Vor 25 Jahren, im Februar 1995, erinnert sich der damalige Neumarkter Oberbürgermeister Alois Karl, hat Neumarkt den Zuschlag für die LGS 1998 bekommen. Es war ein geschichtsträchtiges Datum: Der 23. Februar, genau 50 Jahre nach der Bombardierung Neumarkts. Und ab jenem 23. Februar 1995 bot sich nun die Chance, einen weiteren Teil der Stadt wieder zum Blühen zu bringen.

Das Gelände der alten Kläranlage, damals, so Karl, "eine Kloake", sollte umgestaltet werden. Karl hatte bei der Gesellschaft zur Förderung der Landesgartenschauen zwei Jahre zuvor schon mal Neumarkt ins Gespräch gebracht, doch keinesfalls damit gerechnet, dass nach Amberg (1996) so schnell wieder die Oberpfalz an die Reihe kommen würde.

Aber nach dem kurzfristigen Rückzieher von Landshut hatte Neumarkt den Hut in den Ring geworfen und konnte sich im Bewerberkreis – darunter namhafte Konkurrenten wie Ingolstadt – mit seinem Konzept durchsetzen.

Landesgartenschau: Ein Kraftakt in Rekordzeit

© Archiv-Foto: Fritz Etzold

Nun musste es schnell gehen. Über ein Jahr ging allein für den Architektenwettbewerb und die Vorplanungen drauf, am 26. April 1996 war dann der erste Spatenstich, am 24. April 1998 schon Eröffnung. Stadtrat Helmut Lahner hatte früher bereits die Idee gehabt, dort Wasserflächen anzulegen, nun ging es schlag auf Schlag: Aus den früheren Klärbecken, die schon 20 Jahre außer Betrieb waren, wurden die Wassergärten, aus dem Faulturm der Schauturm, das Seecafé sitzt auf dem früheren Gasmotor und wo heute die Arena steht, war früher das Rührwerk des Schlammfaulbeckens.

Der vieldeutige "Sinnes-Wandel", so das Motto, war vollzogen, es wurde nicht einfach alles platt gemacht, sondern dem Alten neuer Sinn gegeben – "wir waren schon nachhaltig, als man das Wort noch gar nicht kannte", schmunzelt der heutige Bundestagsabgeordnete im Gespräch mit unserer Zeitung.

Insgesamt 32 Hektar Fläche wurden umgestaltet, davon etwa die Hälfte im Zentralbereich. "Als Oberbürgermeister kann man vieles mit gestalten, Straßen, Kindergärten oder Schulen bauen, aber die Gelegenheit, einen großen Park neu anzulegen, die bietet sich nur einmal, deshalb haben wir auch sofort zugeschlagen", freut sich Karl noch heute über diese richtige Entscheidung.

Er holt Hanns Obermüller aus dem Ruhestand, baut mit dem früheren Stadtwerke-Direktor als Geschäftsführer an der Spitze auf ein schlagkräftiges Team um Stadtbaumeister Rudolf Müller-Tribbensee und Kulturamtsleiterin Gabriele Moritz. Es wurde nicht nur das ganze Gelände auf Hochglanz gebracht, die LGS hat auch das Stadtbild nachhaltig verändert, plötzlich konnte man vor den Wirtshäusern im Freien sitzen, neue Gastronomie wie das "Café der Sinne" entstand, auch die heutige "Nacht der Sinne" hat ihren Ursprung im damaligen Motto. Und Neumarkt wurde weithin bekannt, auch dank dem Coup der zeitgleich in der Residenz durchgeführten Hundertwasser-Ausstellung kamen in dem halben Jahr deutlich über eine Million Menschen in die Stadt, Tausende von Pressemeldungen, Radio- und Fernsehbeiträgen kündeten von der schmucken Gartenschau in der "Perle der Oberpfalz".

Von der letztlich die Bürger am meisten profitiert haben: Während in manchen Städten oft nach kurzer Zeit schon nichts mehr von der Gartenschau zu sehen ist, blieben in Neumarkt 95 Prozent erhalten, heute ist der LGS-Park Naherholungsgebiet und kulturelles Veranstaltungszentrum, vom "Sommer im Park" bis zum Open-Air-Kino.

Und das ohne den Stadtsäckel groß belastet zu haben: Sowohl die nötigen Investitionen als auch die Durchführung selbst waren günstiger als veranschlagt, gleichzeitig lagen die Erträge dank der vielen Besucher deutlich höher. Insgesamt kam die Stadt über neun Millionen D-Mark günstiger weg als geplant.