Wieder heißt es: lüften, lüften, lüften!

Landkreis Neumarkt: Luftreiniger lassen in vielen Schulen auf sich warten

2.9.2021, 18:00 Uhr
Ein Luftfilter steht in einem Klassenraum an der Grundschule Neubiberg. Im Landkreis Neumarkt müssen etliche Schulen noch auf die Geräte warten. 

© Sven Hoppe/dpa, NN Ein Luftfilter steht in einem Klassenraum an der Grundschule Neubiberg. Im Landkreis Neumarkt müssen etliche Schulen noch auf die Geräte warten. 

Längst nicht alle Schulen im Landkreis Neumarkt werden zum Beginn des neuen Schuljahres in knapp zwei Wochen mit mobilen Luftfiltern oder zentral-stationären Lüftungsanlagen ausgestattet sein. In manchen Kommunen sind die mobilen Geräte aber zumindest schon ausgeschrieben oder bestellt.

Die Bayerische Staatsregierung hat bekanntlich ein Förderprogramm für die Beschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten sowie von dezentralen Lüftungsanlagen aufgelegt. Der staatliche Förderanteil liegt bei bis zu 50 Prozent, der Förderhöchstbetrag pro Raum beträgt 1750 Euro.

Ärger über Deckelung

Diese Deckelung stieß den Entscheidungsträgern so mancher Kommune sauer auf. Bedeutet dies doch in der Praxis: Kosten die Geräte mehr, so trägt die Kommune mehr als die 50 Prozent der Kosten. Und auch wenn man für einen Raum zwei oder mehr Geräte benötigt, bleiben die Mehrkosten bei den Kommunen hängen.

„Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, was uns droht“, konstatierte Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann jüngst in einer Pressemitteilung. „Nach der Forderung der Landesregierung, dass die Kommunen flächendeckend solche Luftreinigungsgeräte für Schulen und Kitas anschaffen sollen und der Freistaat dies in Teilen fördern will, wird die Nachfrage sprunghaft ansteigen und damit wird auch der Preis für die Geräte ansteigen.“

Ausschreibung erfolgt

Nichtsdestotrotz hat sich die Stadt Neumarkt entschieden, rund 400 solcher Luftreiniger anzuschaffen. Während sie für die neun Grund- und Mittelschulen als Sachaufwandsträger zuständig ist, übernimmt sie die Beschaffung der Geräte für die Kinderbetreuungseinrichtungen in freiwilliger Leistung. Die öffentliche Ausschreibung ist erfolgt, Stadtsprecher Franz Janka rechnet in der übernächsten Woche mit der Vergabe. Im Sinne einer zügigen Ausführung wurde OB Thumann vom Stadtrat ermächtigt, die Vergabe als Eilentscheidung vorzunehmen. Wann die Geräte dann geliefert werden können, ist offen.

Der Parsberger Bürgermeister Josef Bauer hat bereits im Juni mobile Luftfilter an den Grundschulleiter Bernhard Utz übergeben.

Der Parsberger Bürgermeister Josef Bauer hat bereits im Juni mobile Luftfilter an den Grundschulleiter Bernhard Utz übergeben. © Werner Sturm, NNZ

Auch der Landkreis Neumarkt will als Sachaufwandsträger für die Realschulen, Gymnasien, Berufsschulzentrum und Förderzentren rund 330 mobile Luftfilter anschaffen. Letzte Woche endete die Angebotsfrist der europaweiten Ausschreibung, die Angebote würden nun geprüft, teilt Landkreissprecher Michael Gottschalk auf NN-Nachfrage mit. Einige der Bildungsstätten sind freilich schon gut gerüstet, denn seit 2010 werden Schulen bei Neubau oder Sanierung mit stationären Lüftungsanlagen ausgerüstet. Das Willibald-Gluck-Gymnasium, große Teile des Ostendorfer-Gymnasiums und das neue Förderzentrum bereiten dem Landratsamt also kein Kopfzerbrechen mehr.

Zu teuer

Dass die Pyrbaumer Schule im Zuge des - freilich noch Jahre dauernden - Umbaus mit einer zentralen Lüftungsanlage ausgestattet wird, ist mit ein Grund, warum der Pyrbaumer Gemeinderat sich gegen die Anschaffung von mobilen Luftfiltern ausgesprochen hat. In der Grundschule wären für die Übergangszeit 15 Klassenzimmer, Fachräume und Lehrerzimmer auszustatten. In den Kitas seien neun Gruppenräume betroffen. Gebraucht hätte man also 24 Geräte, die nach Abzug des Zuschusses noch rund 38 000 Euro kosten würden. Das war den Räten zu teuer.

In der Gemeinde Berg werden dagegen wohl alle Klassenzimmer und Fachräume zum Schuljahresbeginn mit insgesamt 39 Luftreinigern ausgestattet sein. Gemeindeingenieur Bernhard Birgmeier rechnet damit, dass die Geräte pünktlich nächste Woche eintreffen. Auch hier hatte es freilich im Gemeinderat zuvor eine sehr emotionale Diskussion über das Thema gegeben. Eine stationäre Lüftungsanlage wäre der bessere Weg, hieß es, doch die Kosten wären dann viel höher und der Einbau würde dauern. So entschied man sich also doch für die mobilen Geräte.

Geräte schon übergeben

Der Markt Lupburg hat sich im Gegensatz dazu gegen mobile Luftreiniger entschieden und investiert stattdessen rund 220.000 Euro in eine zentral-stationäre Raumluftanlage für die Grundschule. Zu dem Projekt soll es eine staatliche Förderung in Höhe von 80 Prozent geben. Der Marktrat folgte damit dem Rat von Robert Ehrensberger, Fachplaner für Heizung und Lüftung. „Diese großen Geräte sollten bestenfalls mitten im Raum stehen, sind nicht gerade lautlos und können damit den Unterricht stören“, hatte Ehrensberger den Räten erklärt. Für einen wirksamen Infektionsschutz müsse die Luft in einem durchschnittlich großen Klassenraum außerdem bis zu sechs Mal in der Stunde gefiltert werden. Ein- bis zweimal im Jahr werde ein Filterwechsel nötig, der durchaus aufwendig sei.

Die Gemeinde Mühlhausen hat für die Grund- und Mittelschule und die Kindertagesstätten bereits 29 mobile Luftreiniger angeschafft. Derzeit ermittelt die Verwaltung, wo noch weiterer Bedarf besteht, und es wurden laut Bürgermeister Martin Hundsdorfer bereits Angebote eingeholt. Einen gewissen Vorteil dürfte der örtliche Anbieter Holger Burkhardt haben, der solche Geräte extra für Schulen entwickelt hat. Im Normbetrieb erreiche dieser Luftreiniger einen fünf- bis sechsfachen Luftwechsel in der Stunde, hieß es bei der Präsentation im Juli. Der Schalldruckpegel sei mit zirka 38 dB(A) gering. Dies ermögliche einen störungsfreien Unterricht, so Burkhardt.

Parsberg ist ausgestattet

Parsbergs Bürgermeister Josef Bauer hat bereits im Juni 18 Luftfilter an Schulleiter Bernhard Utz übergeben. Im April dieses Jahres hatte der Parsberger Stadtrat auf Antrag der Freien Wähler-/PWG-Fraktion beschlossen, 18 Luftfilteranlagen für die Grundschule anzukaufen. Die Kosten für die Geräte von insgesamt 14.000 Euro haben sich die Stadt Parsberg und der Freistaat Bayern geteilt. 15 dieser per WLAN gesteuerten Luftfilteranlagen stehen jetzt in den Klassenzimmern, drei in den Räumen der Nachmittagsbetreuung.

Der Marktgemeinderat Postbauer-Heng hatte sich zunächst gegen die Anschaffung von mobilen Luftfiltern ausgesprochen. In der August-Sitzung einigte man sich aber darauf, die Lehrer zu befragen, wie sie zu Lüftern stehen, detaillierte Unterlagen einzuholen und sich auch nach Leasing-Angeboten umzuhören. Inzwischen, so Bürgermeister Horst Kratzer, läuft die Ausschreibung für Leasing auf drei Jahre. Denn Elternbeirat und Schulleitung haben ausdrücklich den Wunsch nach den Geräten geäußert. „Und falls die Firma Burkhardt den Zuschlag bekommt, so könnte sie in vier bis sechs Wochen liefern“, sagt Kratzer.

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