Landkreis Neumarkt: Wertschöpfung nur durch Betongold?

20.11.2020, 11:16 Uhr
Landkreis Neumarkt: Wertschöpfung nur durch Betongold?

© Foto: André De Geare

Vor diesem Hintergrund hat die virtuelle Jahreskonferenz der Metropolregion ein Leitbild zur Flächenentwicklung und Regionalprodukten beraten.

Jeder Bürger benötigt für seinen Jahreskonsum an Bauernbrot rund 30 Quadratmeter Getreide-Anbaufläche. Für das gesamte konsumierte Bier werden umgerechnet 250 Fußballfelder Hopfen-Anbaufläche benötigt. Für die erforderliche Braugerste sind es sogar 100 Mal so viel.

Großräumiges Leitbild

Diese Ergebnisse, die im Rahmen des Forschungsprojekts "ReProLa – Regionalproduktspezifisches Landmanagement in der Metropolregion Nürnberg" ermittelt wurden, zeigen, dass die Erzeugung regionaler Produkte und die dafür benötigten landwirtschaftlichen Flächen in engem Zusammenhang stehen, heißt es in einer Pressemitteilung. Rund 150 kommunale Vertreter tauschten sich darüber aus, wie das Leitbild in den Kommunen umgesetzt werden kann.

"Wir wollen als erste Metropolregion ein großräumiges Leitbild zur Flächenentwicklung einführen und ein Flächenmonitoring-Tool für die Region entwickeln", so Dr. Hermann Ulm, Landrat des Landkreises Forchheim und Sprecher des Projektes ReProLa.

"Entwicklungsbedarf ist da"

Die Metropolregion Nürnberg ist flächenmäßig eine der größten deutschen Metropolregionen mit dem höchsten Anteil landwirtschaftlicher Fläche. Zwischen 2004 und 2018 gingen in der Metropolregion etwa 6,25 Prozent ihrer Landwirtschaftsfläche durch Erschließungsmaßnahmen ("Betongold") verloren. Das entspricht rund 70 000 Hektar und circa 5000 Hektar jedes Jahr. Rechnerisch verlieren damit jedes Jahr rund 150 landwirtschaftliche Betriebe ihre Bewirtschaftungsgrundlage.

Dünn besiedelter Landkreis

Im regionalen und überregionalen Vergleich schneidet allerdings der Landkreis Neumarkt – Teil der Metropolregion – gut ab: Angesichts der dünnen Besiedlung des Kreises mit 100 Einwohnern pro Quadratkilometer beansprucht die Gebietskörperschaft nur 10,7 Prozent der Fläche für Siedlungs- und Verkehrsnutzung, berichtet Michael Gottschalk vom Landratsamt. Bayernweit liegt die Quote bei 12,1 Prozent. Bundesweit sind es 13,9 Prozent.

Wirtschaftsreferent Gottschalk macht deutlich, dass es vor diesem Hintergrund wohl nicht zu einem rigiden Stopp des Flächenverbrauchs kommen kann: "Der Entwicklungsbedarf in den nächsten Jahren ist da, und das muss den Kommunen auch möglich sein."

Fünf Prozent der Beschäftigten

Aus der Sicht der Metropolregion sind Regionalprodukte wichtig. Sie schaffen Arbeitsplätze und Wertschöpfung: Allein im produzierenden Ernährungsgewerbe sind in der Metropolregion rund 35000 Beschäftigte tätig, hinzu kommen etwa genauso viele, die im Lebensmittelhandwerk beschäftigt sind. Rechnet man noch die Beschäftigten in Landwirtschaft und Gastronomie hinzu, macht die Branche mehr als fünf Prozent der Beschäftigten in der Metropolregion aus.

Das auf der Konferenz vorgeschlagene und diskutierte Leitbild soll als Orientierungsrahmen für die Kommunen gelten und bei der Entscheidungsfindung unterstützen, insbesondere wenn es um Flächenkonkurrenzen geht. Im Projekt wird ein Flächenmonitoring-Tool für Gemeinden entwickelt, das Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte, aber auch ökologische Effekte von Regionalprodukten berücksichtigt.

Konkrete Projektideen

Ab 2021 werden Pilotprojekte umgesetzt, die zeigen, wie die regionale Wertschöpfung verstärkt werden kann. Konkrete Projektideen wurden in kleinen Gruppen bei der Jahreskonferenz diskutiert. Unter anderem sind eine gemeinsame Dachmarke und Angebote zur besseren Vermarktung von Streuobst-Produkten aus der Metropolregion im Gespräch.

Mehr Informationen unter www.reprola.de

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