Coronavirus: Neumarkt rüstet sich für mögliche Pandemie

2.3.2020, 16:03 Uhr
Coronavirus: Neumarkt rüstet sich für mögliche Pandemie

© Claudio Furlan/LaPresse/AP/dpa

"Wir arbeiten nach dem Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, das ein Flussschema als Orientierungshilfe für Ärzte zur Abklärung eines Verdachts auf Infektion mit dem Corona-Virus herausgegeben hat", erklärt Dr. Christa Büchl, Leiterin des Gesundheitsamtes des Landkreises Neumarkt. Dieses Flussschema enthält Hinweise etwa zur Hygiene, Meldung und Diagnostik von Verdachtsfällen.

Die Ärzte prüfen, ob es sich um einen begründeten Verdachtsfall handelt, etwa weil eine Person mit entsprechenden Symptomen in Kontakt mit einem am Corona-Virus Erkrankten war oder sich kürzlich in einem Risikogebiet aufgehalten hat. Sollte dies der Fall sein, so erfolgt Meldung an das Gesundheitsamt, das mit dem Arzt das weitere Vorgehen bespricht.

Gesundheitsamt ist dauerhaft errreichbar

"Wir haben seit dem 6. Februar eine Dauerrufbereitschaft für Ärzte eingerichtet und sind über das Klinikum und die Rettungsleitstelle ständig erreichbar", sagt Christa Büchl.


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Das Gesundheitsamt plant dann bei begründeten Verdachtsfällen, die es bisher allerdings im Landkreis Neumarkt noch nicht gegeben hat, das weitere Vorgehen in Zusammenarbeit mit der Task Force Infektiologie des LGL (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) und steht dazu auch in engem Kontakt mit dem Klinikum Neumarkt.

Bisher hätten sich die Verdachtsfälle als nicht begründet und meist als Influenza-Infektionen erwiesen, sagt Büchl. Denn die Grippewelle rollt, seit der fünften Kalenderwoche nehmen die Fälle stark zu. So gab es in der vierten Kalenderwoche im Landkreis 28 gemeldete Grippe-Fälle, 87 in der fünften und 104 in der sechsten Woche.

Grippefälle sind überschaubar

Was die Grippe betrifft, schätzt Klinikumssprecher Oliver Schwindl die Lage aktuell noch nicht als kritisch ein. Im Februar wurden bisher im Neumarkter Klinikum 26 Fälle diagnostiziert, zwei Patienten sind deswegen derzeit noch in stationärer Behandlung.


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Generell gilt: Im Neumarkter Klinikum gibt es einen Pandemie-Plan, der greift, sollte ein besonders ansteckender Erreger auftreten – unabhängig vom Corona-Virus. Der Plan sieht vor, dass zur Vermeidung einer Weiterverschleppung von Erregern im Krankenhaus ein gesonderter Zugangs- beziehungsweise Aufnahmebereich für Erkrankte oder Patienten mit entsprechender Symptomatik genutzt wird. Betroffene Patienten werden zudem in einem separaten Wartebereich untergebracht.

Mutmaßliche Coronavirus-Patienten sollen sich anmelden

Zusätzlich zur Basishygiene werden von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert-Koch-Institut erregerspezifisch empfohlene, erweiterte Hygienemaßnahmen umgesetzt. "In einem Pandemiefall sollten Patienten mit Krankheitsverdacht möglichst vor Betreten des Klinikums in der Notaufnahme angemeldet werden", so Schwindl.

Zum Schutz sowohl vor Erkältungskrankheiten, der echten Grippe und letztlich auch vor dem Corona-Virus empfiehlt Dr. Büchl, sich regelmäßig die Hände zu waschen, in die Armbeuge und nicht in die Hände zu niesen beziehungsweise zu hustenden und niesenden Menschen Abstand zu halten. Bei Vorliegen von Erkältungsbeschwerden sollte man lieber zu Hause zu bleiben und große Menschenansammlungen meiden.

Coronavirus: Verunsicherung und Angst bei Reisenden

Wenn schon nicht das Virus selbst, so scheint sich doch die Angst vor dem Corona-Virus auch im Landkreis schon auszubreiten. So melden etwa die Rathaus-Apotheke und alle anderen Dorfner-Apotheken in Neumarkt, dass Mundschutz ausverkauft und derzeit nicht mehr lieferbar ist.

Wegen der vielen Krankheitsfälle in Italien ist auch das Tourismusgeschäft betroffen. "Die Kunden sind verunsichert und ängstlich", berichtet Lorena Tacke von Merz-Reisen in der Neumarkter Rosengasse. Viele seien aber auch geduldig und warten ab, bis sie das Reisebüro mit Informationen versorgt, ob ihre geplante Reise gefahrlos stattfinden kann oder nicht. "Wir sind ständig in Kontakt mit den Agenturen vor Ort in Italien", sagt Tacke.

Eine Reise nach Abano Terme habe abgesagt werden müssen. "Zum Glück haben wir keine Gäste in gefährdeten Regionen und müssen niemand zurückholen", sagt Tacke.


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Bis jetzt sei die Lage noch entspannt, meldet Verena Sturm von Steidl Reisen. Alle Skifahrten nach Italien fänden statt, es gebe keine Stornierungen. "Das wird erst an Ostern kritisch, wenn die ersten Urlauber zum Gardasee reisen wollen", glaubt Karina Eckstein von WM Reisen in der Oberen Marktstraße in Neumarkt. Da sich die Lage täglich verändert und zuspitzt, könnte diese Prognose allerdings schon bald überholt sein. 

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