Heftige Kritik an Standortsuche

Landräte: "Oberpfalz für Atommüll-Endlager ungeeignet"

31.7.2021, 10:16 Uhr
Rund zwei Drittel von Bayern ist laut BGE aufgrund der geologischen Begebenheiten für ein Atommüll-Endlager geeignet.

© Sebastian Kahnert, dpa Rund zwei Drittel von Bayern ist laut BGE aufgrund der geologischen Begebenheiten für ein Atommüll-Endlager geeignet.

Dementsprechend groß war das Interesse an den ersten Fachkonferenzen, die der Beteiligung der Bevölkerung an der Endlagersuche dienen sollte. Rund 1.500 Interessierte hatten sich allein für den zweiten Beratungstermin angemeldet.

Widerstand regt sich bei den Oberpfälzer Landräten und Oberbürgermeistern seit Beginn des Suchprozesses. Bereits in einer sehr frühen Phase hatten sich die Kommunalpolitiker gegen ein Atommüll-Endlager in der Oberpfalz positioniert.

In einem gemeinsamen Schreiben an die Bundesgesellschaft für Endlagerung, die mit der Suche nach einem Endlager-Standort beauftragt wurde, äußern die Landräte und Oberbürgermeister nun erneut deutliche Kritik am Zwischenbericht Teilgebiete und bringen ihre Forderungen für den weiteren Verlauf der Suche nach einem Endlager zum Ausdruck.

"Methodisch bedingte Fehler"

In den Ausführungen stellen sie eine Reihe an nicht nachvollziehbaren Sachverhalten im Hinblick auf die Teilgebiete-Karte dar. Es handle sich scheinbar insbesondere um methodisch bedingte Fehler, zum Teil sei die Entscheidung der BGE nicht nachvollziehbar, erklärte sich am Freitag der Sprecher der Oberpfälzer Landräte, der Amberg-Sulzbacher Landrat Richard Reisinger.

In dem Schreiben an die BGE stellen die Landräte und Oberbürgermeister fest, dass „die Oberpfalz für ein atomares Endlager insbesondere aufgrund der geologischen Gegebenheiten nicht als Standort infrage kommt und aus dem weiteren Suchverfahren auszuschließen ist“.

Bergleute stehen im Atomendlager Schacht Konrad in Salzgitter (Niedersachsen). In dem stillgelegten Eisenerzbergwerk wird ein Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll gebaut.

Bergleute stehen im Atomendlager Schacht Konrad in Salzgitter (Niedersachsen). In dem stillgelegten Eisenerzbergwerk wird ein Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll gebaut. © Ole Spata, NN

Zudem erwarten sie auch künftig eine Beteiligung der Öffentlichkeit. „Die Verkleinerung der potenziellen Standorte für ein Atommüll-Endlager muss in einem transparenten nachvollziehbaren und kontinuierlichen Rahmen erfolgen, welcher auch weiterhin die Berücksichtigung von Einwendungen der Öffentlichkeit ermöglicht und den bestehenden Zwischenbericht Teilgebiete fortschreibt“, heißt es in dem Brief.

Die Forderungen der Oberpfälzer Landräte und Oberbürgermeister: Sie wollen hinsichtlich mehrerer erkannter Fehlinterpretationen aufgrund vermutlich Geographisches Informationssystem (GIS)- und Programm-basierter Fehler bzw. Artefakte eine Überprüfung der Methodik sowie eine deutschlandweite Fehlersuche.

Entscheidung bis 2031

Für die Oberpfalz fordern sie zudem eine verstärkte Einbeziehung des regionalen Fachwissens des Staatlichen Geologischen Dienstes Bayern sowie weiterer Regionalkenner, z.B. der Universitäten Bayreuth, Erlangen-Nürnberg und Regensburg. Eine weitere, dritte Fachkonferenz ist für 6. und 7. August geplant.

Die Standortsuche für ein Atommüll-Endlager soll bis 2031 abgeschlossen sein. Die Entscheidung zum Endlagerstandort trifft letztendlich der Deutsche Bundestag.