Lebendige Geschichte: Fürstenhochzeit in Postbauer-Heng

10.11.2019, 20:56 Uhr
Lebendige Geschichte: Fürstenhochzeit in Postbauer-Heng

© Foto: Franz Xaver Meyer

Feierlich zieht das Brautpaar im Deutschordensschloss ein und wird von den vielen Untertanen mit Hochrufen begrüßt. Fahnenschwinger, Trommler und Gaukler warten.

Das alles hat sich Josef Lobenhofer, Ortsheimatpfleger von Postbauer-Heng und früher Lehrer in Hilpoltstein, so ausgedacht. Die Hochzeit hat tatsächlich stattgefunden und ist belegt, in Postbauer waren die Brautleute aber nicht. Es hätte so schön sein können.

Josef Lobenhofer hat bei der nachgestellten Hochzeit die Rolle des Pflegers Fabian Adelmann von Postbauer übernommen. Der Pfleger war der oberste Verwalter. Jedes Jahr finden am ersten August-Wochenende in Hilpoltstein die Burgfestspiele statt. Tausend Hilpoltsteiner schlüpfen in historische Kostüme. Mitwirkende der Burgfestspiele luden jetzt in Postbauer-Heng zu einer Zeitreise ein.

1624 wütete der Dreißigjährige Krieg und überzog auch die hiesige Gegend mit Truppeneinquartierungen und Brandschatzung. "Auch in Zeiten der Not gab es Tage der Freude", erzählte der Pfleger. Und dazu gehörte eine große Hochzeit. Der Pfleger unterhielt sich mit Dr. Philipp Zorer, dem Kanzler des Pfalzgrafen (Manfred Seitz), über den Ablauf der Hochzeit. Sie studierten dazu Urkunden und ließen die Zuschauer Anteil nehmen am Vertragstext, der penibel festlegte, was die Braut als Mitgift in die Ehe mit einbringen musste. Auf genau 12 631 Gulden summierte sich dies. "Ich verdiene gerade einmal 100 Gulden im Jahr", verglich der Kanzler.

Der Ablauf der Feierlichkeiten mit einer opulenten Verköstigung war präzise geplant. Schließlich kamen 300 Hochzeitsgäste in Darmstadt für eine ganze Feierwoche zusammen und darauf 150 in Hilpoltstein, die alle Speis und Trank sowie Unterkunft benötigten und sich auch vergnügen wollten. "Armbrustschießen, Ringelstechen, Theater, Tanz und Jagd gehörte dazu", zählten Pfleger und Kanzler auf. Eine Kostprobe, wie in der Renaissance getanzt wurde, gaben sechs Paare in historischen Kostümen mit einstudierten Schrittfolgen.

Lebendige Geschichte: Fürstenhochzeit in Postbauer-Heng

© Foto: Franz Xaver Meyer

Der Pfalzgraf (Willi Baier) war längst auf der Suche nach einer Frau, er war schließlich schon 37 Jahre alt. Mit seiner kaum 20-jährigen Braut (Elisa Eitel) machte er schließlich eine gute Partie. Bürgermeister Horst Kratzer hängte sich seine Amtskette um, hieß das in feine Kostüme gewandete Paar in seinem Reich willkommen und ließ besten Wein – südliche Steillage vom Dillberg – kredenzen.

Weit weg von der Heimat fühlte sich die Braut wohl, weil sie von der Bevölkerung jubelnd begrüßt wurde. Die Lizzy Singers unter der Leitung von Christine Hornfeck , ein Blockflötenensemble unter der Leitung von Verena Schmid und eine Trompetengruppe boten Musik aus der damaligen Zeit.

Manfred Seitz und Josef Lobenhofer führten Regie beim Auftritt, den es nur einmal gab. "Zehnmal besser als jede Geschichtsstunde", schwärmte ein Gast danach.

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