Nur 78 Prozent Schutz?

Masken-Rückruf verunsichert Neumarkter

22.7.2021, 20:39 Uhr
Die Neumarkter stranden Schlange , als im Dezember 2020 kostenlose FFP2-Masken an die Risikogruppen verteilt wurden. 

© Roland Fengler, NN Die Neumarkter stranden Schlange , als im Dezember 2020 kostenlose FFP2-Masken an die Risikogruppen verteilt wurden. 

"Persönliche Schutzausrüstung verträgt keine Kompromisse": So bewirbt der Hersteller Univent Medical aus Baden-Württemberg seine Schutzmaske "Atemious Pro" . Eben "Qualität made in germany".

Doch ausgerechnet Masken dieses Typs hat die EU-Kommission am Mittwoch zurückgerufen. Die "Atemious Pro" schütze nur zu 78 Prozent und entspreche damit nicht den Sicherheitsrichtlinien, so die Behörde. Geprüft wurde das Modell mit der Typnennummer 2001 und dem Haltbarkeitsdatum "15. 1. 2023" . Die Behörde schreibt auf ihrer Internetseite, dass ein Schutz sowohl gegen wässrige als auch nichtwässrige Aerosole nicht gegeben sei. Es seien Infektionen oder (chronische) Erkrankungen durch Gefahrstoffe trotz Nutzung der Atemschutzmaske möglich.

Das verunsichert viele Neumarkter, die sich eigentlich auf der ganz sicheren Seite wähnten. "Atemious Pro"-Masken wurden hier im Winter und Frühjahr bei der Verteilung von FFP2-Masken für COVID19-Risikogruppen ausgegeben und noch immer häufig verkauft, weil sie mehr Schutz versprechen als die Billigware aus China.

"Ich habe extra welche aufgehoben falls man irgendwo dringend eine Maske braucht, etwa im Flugzeug, weil ich dachte das wären die Besten", sagt ein NN-Leser.

Auch Apotheker Peter Dorfner ist von dem Rückruf völlig überrascht worden. "Wir hatten uns bewusst für den deutschen Hersteller mit hohen Standards entschieden, mit dem es einen persönlichen Kontakt gibt." Die Maske "Atemious Pro" habe bisher bei allen Tests gut abgeschnitten. Die Stiftung Warentest habe bei dieser Maske eine niedrigen Atemwiderstand festgestellt und die Filter­wirkung für Aerosol­partikel als "hoch" beurteilt. "Sie konnte nachweislich Viren filtern, was für FFP2-Masken gar nicht gefordert wird."

Ob seine Apotheken Masken aus der inkrimierten Charge vertrieben haben, kann Dorfner nicht sagen. Es sei sehr unwahrscheinlich. Die von der EU-Kommission getesteten Masken wurden im Oktober 2020 gefertigt, er habe erst im Dezember Waren bestellt.

Trotzdem: "Falls sich unsere Kunden unsicher fühlen, können sie die Masken dieses Typs umtauschen."

Das Unternehmen Univent Medical wehrt sich unterdessen. "Die angeblichen Schwachpunkte der Maske beschränken sich aber auf Anwendungen im Arbeitsschutz z.B. in Lackierkabinen. Wir werden gegen die technische Interpretation und der aus unserer Sicht unzureichenden Recherche der Marktaufsicht mit allen möglichen juristischen Mitteln vorgehen", heißt es in einer Stellungnahme.

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