Mehr Problem-Hunde nach dem Lockdown?

5.3.2021, 09:31 Uhr
Mehr Problem-Hunde nach dem Lockdown?

Am Sommertshof in der Gemeinde Breitenbrunn befinden sich die Hundeschule und die Hundepension "Hundumadum" von Barbara Fischer. Die 40-jährige Hundetrainerin befürchtet, dass es nach dem Lockdown eine Generation von "Problem-Hunden" geben könnte und Tierheime zunehmend vor dem Problem stehen würden, eine große Anzahl von Vierbeinern, mit denen Herrchen oder Frauchen nicht zurechtkommen, aufnehmen zu müssen. Denn derzeit sind Welpenschule sowie Gruppen- oder Einzeltraining mit Hundetrainer selbst im Freien wegen Corona verboten.

In der Nähe des Dorfes Rasch und in idyllischer Alleinlage hat sich Barbara Fischer vor rund zwölf Jahren ihre Hundeschule und die Hundepension eingerichtet. 20 Hunde darf sie in der Pension aufnehmen und die ist in normalen Zeiten ständig voll belegt. "Besonders in den Ferien ist die Nachfrage nach freien Unterbringungsmöglichkeiten immer riesengroß, Anmeldungen erfolgen meist schon lange vorher, der Ansturm ist so stark, dass ich meist schon zu Silvester für das ganze Jahr ausgebucht bin", erzählt Fischer. Ihre Hundepension durfte sie bereits während des ersten Lockdowns im letzten Jahr und auch jetzt geöffnet lassen.

Allerdings stehen seitdem die teilweise beheizten und mit einem geräumigen Auslauf versehenen Zwinger bis auf wenige Ausnahmen leer. "Die Leute sind schon im letzten Jahr deutlich weniger in Urlaub gefahren und jetzt dürfen sie das gar nicht mehr. Deswegen haben sie auch keinen Grund ihre Tiere in die Hundepension zu geben und sparen sich das Geld lieber", erzählt die Tierliebhaberin und muss feststellen: "Dadurch gibt es für mich natürlich keine Planungssicherheit und vor allem, die Einnahmen brechen weg."

Hart mit den zuständigen Landkreis-Behörden ins Gericht geht Barbara Fischer was ihre Hundeschule betrifft. In der widmet sie sich zusammen mit ihrer freien Mitarbeiterin Christine Schuster aus Parsberg der Erziehung der Vierbeiner und deren Ausbildung, zum Beispiel zu Jagdgebrauchshunden. "Während des Lockdowns im Jahr 2020 war es uns noch möglich, unter Einhaltung strenger Hygieneauflagen Einzeltraining mit Hunden durchzuführen, aber seit zehn Wochen geht da gar nichts mehr", so Fischer.

Kein Einzeltraining mehr erlaubt

Nach Auskunft des zuständigen Staatsministeriums könnten die Kreisverwaltungsbehörden zwar Ausnahmen erlauben, aber das Landratsamt Neumarkt lehne dies kategorisch ab. "Das ist aus meiner Sicht und aus der Sicht vieler meiner befreundeten Berufskollegen reine Willkür, äußerst ungerecht und absolut nicht nachvollziehbar", schimpft die Hundetrainerin und bemängelt: "Anträge an das Landratsamt werden immer in gleichbleibender Weise mit vorgefertigten Schreiben und mit dem Hinweis beantwortet, Hundetraining gelte als außerschulisches Angebot und sei gänzlich untersagt.

 

Nach Auffassung von Barbara Fischer könnte sich die Situation, sollte sie sich nicht bald ändern, zu einem gravierenden Problem auswachsen. Denn im Lockdown hätten sich viele Menschen einen Hund angeschafft, oft auch einen jungen. "Jetzt sind sie auf sich allein gestellt, oft überfordert und auf Hilfe angewiesen, weil sie mit ihren Vierbeinern nicht zurecht kommen und können nicht trainieren, weil die Hundeschulen geschlossen sind."

Die Leidtragenden seien dann die Tiere, denen das Schicksal drohe, ins Tierheim abgegeben oder zu verhaltensgestörten Problem-Hunden zu werden. Theoretisch sei es zwar möglich, Online-Kurse anzubieten, sagt Fischer, aber dies sei höchstens eine Notlösung, die das Präsenz-Training in keiner Weise ersetzen könne. "Das ist, als wenn man einen Führerschein schon nach der Theorie und ohne Fahrstunden bekommt, deswegen mache ich das nicht." Fischer bleibt also schweren Herzens nichts anderes übrig als abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt.

Im vergangenen Jahr hat sie nach eigenen Worten vom Freistaat Bayern eine Soforthilfe bekommen, im neuerlichen Lockdown verlaufe das aber alles sehr schleppend.

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