Mobilität: Neumarkter SPD lud zum ersten Bürgerdialog

23.1.2020, 11:59 Uhr
Mobilität: Neumarkter SPD lud zum ersten Bürgerdialog

Referenten des Abends waren Matthias Sander (SPD-Stadtratskandidat für Neumarkt und die Hasenheide), der amtierende SPD-Stadtrat Günther Stagat und der Umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Träger.

Letzterer begann: Seit Monaten sei die Klimapolitik in aller Munde. Mit Blick auf die verheerenden Waldbränden in Australien sagte er: "Dies sind deutliche Vorzeichen des bevorstehenden Klimawandels." Für ihn ist der Kampf gegen die globale Klimakrise eine der größten Herausfor-derungen der Gegenwart und Zukunft.

Verbrennungsmotor hilft nicht weiter

Einen nicht geringen Anteil am Problem habe der CO2-Ausstoß der überbordenden Mobilität durch den Verbrennungsmotor. "Keinesfalls möchte ich Ihnen das Autofahren madig machen", beschwichtigte Träger, es müsse aber Alternativen zum Verbrennungsmotor geben.

Er stellte den Zuhörern einen Wust an gesetzlichen Bestimmungen vor, die alle eines gemeinsam hatten: Kaum jemand kannte sie, kaum jemand verstand sie und ihre Wirkung ließ im günstigsten Fall der Betrachtung deutlich Luft nach oben erkennen.

Autonomes Fahren wird kommen

Vorschläge des Publikums, was es zu machen gelte, gab es viele. Mehr Elektroautos, sauberere Kreuzfahrtschiffe, den Güterverkehr zurück auf die Schienen holen und Kohlekraft. Die Zukunft gehöre dem autonomen Fahren mit Fahrzeugen, die nicht mehr auf Personen zugelassen sind, war eine weitere Vision. Das Wann blieb allerdings offen.

Nachdem die globalen Lösungsansätze des Klimaschutzes und des Verkehrs zu versanden drohten, wandte sich die Diskussion den greifbareren Problemlösungen in Neumarkt, der Stadt der Nachhaltigkeit und des potenten Wirtschaftswachstums, zu.

Den hoffnungsvollen Ankündigungen, die Stadt von Autos zu befreien, folgten bislang leider kaum attraktive Angebote, wie die Bürger dann in die Stadt kommen sollten.

Fahrradfahrer nehmen zwar kontinuierlich zu, der Platz für sie wird gleichzeitig aber immer weniger. Neue Radwege in der Stadt: Fehlanzeige. Und im Landkreis werden für Touristen Fahrradwege gebaut, auf denen monatelang keiner fährt. Dafür vergesse man den Radweg neben dem Schlossbad zur Realschule, hieß es an dem Abend.

Carsharing floppte

Die Ortsumgehung von Neumarkt auf der Höhe von Stauf wird von zwei auf drei Spuren verbreitert, um die Geschwindigkeit auf 120 Kilometer pro Stunde zu erhöhen, echauffierte sich ein älterer Besucher zudem. Er kam gerade von der zugehörigen Demo aus Stauf.

Selbst Zukunftstechnologien wie die "Böglbahn" lägen brach und ungenutzt vor Ort.

Aus der Tatsache heraus, dass viele Autos nur wenig genutzt werden, versuchte eine Neumarkter Rechtsanwältin ein Carsharing-System in Neumarkt zu installieren – bisher vergebens. Obwohl Stellplätze an Tankstellen bereits angeboten werden konnten und auch das Problem der Versicherung geklärt war. Mehr als höfliches Interesse habe sie bisher aber nicht erreicht, berichtete die private Initiatorin.

ÖPNV: öfter und bedarfsgerechter

Als durchgehendes Ärgernis bei den Besuchern erwies sich der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV): Um eine Alternative zum Individualverkehr zu werden, müsse er öfter und bedarfsgerechter fahren, waren sich die Anwesenden einig.

Mit der heutigen Computertechnik dürfe es nicht sein, dass ein großer Bus leer nach Höhenberg fahre und dort auch keiner wartet. Eine Verknüpfung mit Apps kam als Lösungsansatz.

Alle Bemühungen seien so lange sinnlos, meinte eine junge SPDlerin, so lange jeder sein eigenes Auto haben will. Verbote seien auch nicht die Lösung. Vielmehr müsse es den Menschen Freude machen, auf ein anderes Verkehrsmittel umzusteigen.

Auch nach mehr als zwei Stunden Vortrag und Diskussion zeigte sich, dass eine einfache Lösung nicht in Sicht ist.

Vielmehr wird es für eine gewisse Zeit mehrere Systeme gleichzeitig geben – in der Automobilbranche beispielsweise den Verbrenner, das Elektroauto und den Antrieb mit Brennstoffzelle/ Wasserstoff.

Die Hoffnung der Referenten lag auf dem deutschen Erfindergeist und dem damit verbundenen Fortschritt der Technik, die, so war sich der umweltpolitische Sprecher der Bundes-SPD Carsten Träger sicher, das Schlimmste verhindern wird.

Verwandte Themen


Keine Kommentare