Mühlhausen: Armenische Familie abgeschoben

24.2.2021, 09:25 Uhr
Mühlhausen: Armenische Familie abgeschoben

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Viele im Dorf haben die Familie gekannt und unterstützt, die beiden älteren waren im Kindergarten gut vernetzt. Familien und das Team des Kindergartens wollten im März eine Unterschriftenkampagne starten, um sich für ein Bleiberecht für die Familie stark zu machen.

Mühlhausen: Armenische Familie abgeschoben

© Foto: Heide Inhetveen

Heide Inhetveen ist eine der Unterstützerinnen der Familie. "Wir sind alle außer uns", sagt sie. Denn es habe keinerlei Signale gegeben, dass die Abschiebung direkt bevorsteht, im Gegenteil: Der Familienvater hat panische Angst vor einer Rückkehr nach Armenien. Dort drohe ihm der Tod, sei er sich sicher gewesen: Ihm werde von der armenischen Familie vorgeworfen, gegen jesidische Grundsätze verstoßen zu haben und für den Tod seines Vaters verantwortlich zu sein. Mehrfach habe der 34-Jährige geäußert, er werde Suizid begehen.

Dazu war er, berichtet Inhetveen, auch in ärztlicher Behandlung und hätte in den nächsten Tagen ins Bezirkskrankenhaus zur Behandlung kommen sollen.

Der Vater fühlte sich als Deutscher

Dabei habe sich die Familie in Deutschland gut integriert, der älteste Sohn sollte im Herbst in die erste Klasse kommen. Der Vater hat sich selbst gutes Deutsch beigebracht und war für einen intensivierenden Sprachkurs in Neumarkt angemeldet. Er hätte gern eine Arbeit angenommen, das wurde ihm aber nicht gestattet. Er fühle sich als Deutscher, sagte er zu den Unterstützern, die Familie hat regelmäßig Gottesdienste in Hofen besucht.

Das Problem beim Asylantrag: Das armenische Paar hatte 2014 bei der Einreise auf den schlechten Rat des Schleusers gehört, beide sollten sich als Ukrainer ausgeben und behaupten, sie hätten keine Pässe. Weil in der Ukraine Bürgerkrieg herrschte, seien die Aussichten besser, bleiben zu dürfen. Doch der Schwindel flog auf. Der Asylantrag des Paars, bei dem sie dann ihre echten Papiere vorlegten, wurde abgelehnt.

Bis gestern kämpften die Familie und ihre Unterstützer dafür, doch noch das Bleiberecht zu bekommen. Die Helfer hatten schon Schreiben vorbereitet, um an die Härtefall-Kommission heranzutreten – all das ist nun nicht mehr möglich.

Schweres letztes Kapitel

Im Polizeibericht ist nur das letzte, schwere Kapitel der Zeit beschrieben, die diese Familie in Deutschland verbrachte. Als die Polizei auf Anordnung der Regierung frühmorgens in das Haus kam, um die Familie abzuholen, wehrte sich das Elternpaar, 34 und 24 Jahre alt, gegen die Abschiebung. Laut Polizeibericht haben die beiden kurzfristig die Beamten mit Messern bedroht.

Den Polizisten sei es schnell gelungen, das Paar zu entwaffnen, zwei Beamte seien bei dem Gerangel leicht verletzt worden.

Heide Inhetveen und weitere Unterstützter versuchen nun, die Familie per Handy zu erreichen, um die Eltern und ihre Kinder aus der Ferne zu unterstützen.

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