"Müllgesetz": Beilngrieser bei Verkehrskontrolle in Rage über Ausgangssperre

10.1.2021, 11:26 Uhr
Bitte mal rechts ranfahren: Die Verkehrskontrolle eines Beilngriesers nach 21 Uhr, also während der Ausgangssperre, hat der 34-Jährige gefilmt und den Clip ins Netz gestellt. Er habe einen triftigen Grund, nach 21 Uhr unterwegs zu sein, den werde er aber nicht angeben. Außerdem  verbreitet er sich gegenüber den Polizisten über den Sinn der Corona-Maßnahmen. 

© Sven Hoppe, NN Bitte mal rechts ranfahren: Die Verkehrskontrolle eines Beilngriesers nach 21 Uhr, also während der Ausgangssperre, hat der 34-Jährige gefilmt und den Clip ins Netz gestellt. Er habe einen triftigen Grund, nach 21 Uhr unterwegs zu sein, den werde er aber nicht angeben. Außerdem  verbreitet er sich gegenüber den Polizisten über den Sinn der Corona-Maßnahmen. 

 Ein Videoclip aus dem beschaulichen Beilngries schlägt derzeit im Internet hohe Wellen: Ein in dem Ort wohnender Mann hat seine Handy-Kamera eingeschaltet, als er nach 21 Uhr unterwegs war und von der Polizei kontrolliert wurde.

Seine teils dreisten Provokationen goutierten die Polizisten gelassen. Im Netz wird der 34-Jährige von der einschlägigen Szene seither als Held gefeiert, der Clip kommt auf youtube auf über eine Million Zugriffe.

Frage nach dem triftigen Grund

"Es geht los", sagt der Mann am Steuer zu seiner Frau auf dem Beifahrersitz. Der Wagen steht. Das Handy ist eingeschaltet, das Licht im Auto wird angemacht, als die Polizisten an die Fahrertüre kommen. "Allgemeine Verkehrskontrolle", sagt der Polizist, es entwickelt sich ein anfangs normales Gespräch.

Bis die Frage nach dem triftigen Grund kommt, warum das Ehepaar um 21.45 Uhr - so spät war es, wie eingangs des Videos eingeblendet wird - unterwegs ist. Um 21 Uhr beginnt die Ausgangssperre. 


Was passiert, wenn der "triftige Grund" nicht genannt wird


Weil er einen "triftigen Grund" habe, sagt der Fahrer des Pkw. Welchen, werde er aber nicht sagen, denn die Beweislast, dass er keinen triftigen Grund habe, liege bei der Polizei. Er aber werde sauber aus der Sache herauskommen. Das mag sein, sagen die Polizisten sinngemäß, trotzdem würden sie den Vorfall jetzt aufnehmen.

Dieses Gesetz sei Unsinn, sagt der 34-jährige Fahrer. Wenn sie, die Polizisten, in Unterhosen antreten müssten, würden sie das wohl auch tun. Oder wenn es hieße, wegen der Aerosole müssten sie sich einen Korken in den Hintern stecken, dann würden sie das wohl auch tun.

Sperrstunde "ist ein Müllgesetz"

Die beiden Beamten begegnen den Tiraden gelassen, nehmen ihr Protokoll auf. Und lassen den Fahrer unterschreiben. Der versteigt sich noch in Beleidigungen gegen Ministerpräsidenten Söder, schimpft drauf los. Es sei doch ein Unding, dass ihn die Streife verfolgt habe.

Er sei die mögliche Höchstgeschwindigkeit gefahren, die Polizisten hätten ihn trotzdem eingeholt: "Ihr seid 160 gefahren und habt einen Unfall riskiert", behauptet er. Er bezeichnete die Sperrstunde als "Müllgesetz" des bayerischen Ministerpräsidenten und Markus Söder als "blöd" und "Penner".


Die Corona-Regeln im verschärften Lockdown


 

Zorn und Unmut in den Kommentaren

Ob die beiden Polizisten wussten, dass alles gefilmt wurde, ist offen. Aber: Der Mann schnitt die Aufnahme, ergänzte sie um Texte und veröffentlichte am Ende rund sechs Minuten Film auf youtube. Liest man die Kommentare, die zahllos darunter eingingen, weiß man, dass er den Nerv der Corona-Leugner traf.

Es gibt nur wenige, die dagegen halten und ihm selbst Fehlverhalten vorwerfen. Es überwiegt Zorn und Unmut über "die Regierung", welche, wird nicht genauer differenziert. Vergleichen mit Nazi- und DDR-Diktatur wird zugestimmt.

Ermittlungen laufen

Und in der realen Welt: Ermittelt die Kriminalpolizei wegen Verdachts der Beleidigung und der Verletzung der Vertraulichkeit des Worts, schreibt der Donaukurier. Denn der 34-Jährige hat, wie gesagt, die Kontrolle aufgezeichnet und die Bilder öffentlich ins Netz gestellt.

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