Münster St. Johannes als Aushängeschild für Neumarkt

18.10.2020, 11:04 Uhr
Münster St. Johannes als Aushängeschild für Neumarkt

© Foto: Franz Xaver Meyer

Der damalige Stadtpfarrer Kaspar Hirschbeck, der heute knapp 92-jährig im Altenheim lebt, drückte der Kirche mit seinen geistigen und geistlichen Ideen seinen Stempel auf und musste damals manche Kritik einstecken.

Bewundert werden von den Gläubigen vor Ort und den auswärtigen Besuchern besonders die sieben Buntglasfenster im Chor, die Professor Hans-Gottfried von Stockhausen (1920-2012) schuf. Der Künstler lehrte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Stadtpfarrer Kaspar Hirschbeck wollte dafür sogar mit Marc Chagall Verbindung aufnehmen. "Jedoch ist er gestorben", berichtete Hirschbeck vor 25 Jahren.

Über Umwege kam Hirschbeck auf Hans-Gottfried von Stockhausen. Der Geistliche legte ihm sein theologisches Programm für die Fenster vor, abgeleitet von einem Wort des Kirchenpatrons Johannes der Täufer, nämlich "Gott in der Welt". Die Betrachter sollten sich damit befassen, wie die Menschen die Wirklichkeit Gottes erfahren hatten und weiter erfahren können. Worte wurden zu Bildern. Szenen aus dem Alten und Neuen Testament werden wiedergegeben.

Aus 20.000 Einzelteilen

In den zwei Heiligenfenstern befinden sich 72 Glaubenszeugen aus allen Jahrhunderten, von Hildegard von Bingen (+1179) bis zum Gesellenvater Adolph Kolping (+1865) und den von den Nazis ermordeten Patres Maximilian Kolbe (+1941) und Pater Rupert Mayer (+1945). Die Sonne oder das Herbstlicht dringt durch die Fenster mit seinen vorherrschenden Rot-, Grün- und Blautönen. "Jedes der 14 Meter hohen Fenster wurde aus 20 000 Einzelteilen mit dem Mund in Waldsassen geblasen", erläuterte Professor Stockhausen bei den Einweihungsfeierlichkeiten.

Die bunten kleineren Fenster in der Vorhalle und in den hinteren Kapellen stammen von Stockhausens Ehefrau Ada Isensee. Die Künstler trugen mit feinem schwarzgefärbten Glasstaub Konturen und Schattierungen auf die Glasscheiben auf, bevor sie gebrannt und in der Mayerschen Hofkunstanstalt in München verbleit wurden. In Einzelteilen kamen die Kunstwerke nach Neumarkt und wurden in die Fensternischen eingepasst. Die farbigen Fenster verleihen dem Gotteshaus Festlichkeit, Würde und Ästhetik.

Zahlreiche Steine ausgewechselt

Viele Jahre standen innen und außen an der Kirche Gerüste. Steinmetze der St.-Georgsbauhütte aus Nördlingen wechselten zahlreiche Steine aus und die Baufirma Scharpf aus Erasbach erledigte viele weitere Arbeiten. Oft kletterte der Stadtpfarrer das Gerüst hinauf und beobachtete die Baufortschritte.

18 Millionen Mark hat die Renovierung gekostet, längst ist alles bezahlt. Jedes der Buntglasfenster im Chor schlug mit 300 000 Mark zu Buche. Für jedes fanden sich Spender.

Vor fünf Jahren, am 24. Juni 2015, wurde die Kirche von Bischof Gregor Maria Hanke OSB – nicht zuletzt wegen seiner künstlerischen Ausgestaltung – zum Münster erhoben. Es ist Denkmal, Kulturgut und Ort des Glaubens.

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