Neumarkt könnte "Kulturhauptstadt der Architektur" werden

17.10.2020, 19:30 Uhr
Neumarkt könnte

© Archivfoto: Stefan Hippel

Am 28. Oktober wird es spannend: Dann wird eine unabhängige europäische Jury offiziell ihre Empfehlung für die deutsche Gewinnerstadt verkünden. Neben Nürnberg stehen noch Chemnitz, Hannover, Hildesheim und Magdeburg auf der "Shortlist" zur Kulturhauptstadt 2025.


Kulturhauptstadt 2025: Eine ganze Region bewirbt sich


Soll die komplette Metropolregion von dem schillernden Titel und europaweiter Aufmerksamkeit profitieren, sind auch Stadt und Landkreis Neumarkt mit im Boot. Nur rudern sie derzeit noch unterschiedlich stark: Während der Landkreis die finale Entscheidung abwartet, beteiligte sich die Stadt Neumarkt ideell und finanziell an der Bewerbung.

Früh Mitglied der Metropolregion

Das kommt nicht von ungefähr, erläutert OB Thomas Thumann die Hintergründe. Neumarkt habe sich schon früh der Metropolregion Nürnberg angeschlossen. "Wir waren 1997 eine der ersten Kommunen aus der Region, die dem Vorgängerverein Region Nürnberg e.V. beigetreten sind. 2005 schließlich wurde daraus die Metropolregion Nürnberg und wir waren da von Anfang an dabei."

Neumarkt sei eben mehr als nur ein gewöhnliches Mitglied der Metropolregion, betont Thumann. Er selbst war zeitweise stellvertretender Ratspräsident der Metropolregion und ist seit längerem politischer Sprecher des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. "Aus dieser Verbundenheit war es für uns klar, dass wir uns auch bei der Bewerbung Nürnbergs um den Titel Europäische Kulturhauptstadt mit einbringen."

Stadtrat steht dahinter

In der Phase der Bewerbung standen auch Fragen der Finanzierung im Vordergrund. Der Neumarkter Stadtrat beschloss im vergangenen März einstimmig, den zweiten "Letter of Intent" zu unterzeichnen und somit weiter an dem Projekt mitzuarbeiten und auch entsprechende Mittel bereitzustellen. "Dabei sind bis zu ein Euro pro Einwohner und pro Projektjahr angedacht", sagt der Oberbürgermeister.

Doch hat man sich im Rathaus auch schon Gedanken gemacht, wie ein inhaltlicher Beitrag Neumarkt zum möglichen "Kulturjahr 2025" aussehen könnte. Wo liegen die kulturellen Stärken der Stadt, wo hier ihr Alleinstellungsmerkmal?

Aktuelle Architektur im Fokus

Die Richtung stehe bereits fest, teilt Thomas Thumann auf NN-Anfrage mit. "Der Beitrag Neumarkts umfasst grob gesagt das Thema ,Aktuelle Architektur‘." Verkörpere diese doch quasi das Motto "Past Forward" der Nürnberger Bewerbung: "Architektur und Städtebau besitzen mit Blick zurück auch nach vorne eine stete Relevanz. Architektur besteht Jahrhunderte und beschreibt das Kulturprofil einer Region. "

Und nirgendwo in der Metropolregion Nürnberg fände sich aktuelle Architektur "in einer solchen Dichte" wie in der Stadt und dem Landkreis Neumarkt. Thumann erinnert hier an "die vielen qualitätsvollen Bauvorhaben der letzten Jahrzehnte", seien es Bauten aus öffentliche Hand oder von privater Seite. "Nicht zu vergessen auch die vielen wertigen Industrie- und Firmenbauten, die weithin ihresgleichen suchen."

Architektouren als Pluspunkt

Darüber hinaus hätten die Aktivitäten des Bundes Deutscher Architekten (BDA) mit seinen "Architektouren" oder den auch bei Bau-Laien so beliebten Vorträgen zu einer starken Affinität zur Architektur in unserer Region geführt – ein überaus fruchtbares Feld, das der Pilsacher BDA-Architekt Johannes Berschneider über Jahrzehnte bestellt hat (siehe auch Beitrag auf Seite 42).

Konkret würde der Beitrag der Stadt Neumarkt zur Kulturhauptstadt so aussehen: Zunächst werden die herausragenden Bauten erfasst, kartiert, katalogisiert und, falls nicht schon geschehen, auch kulturtouristisch aufbereitet. "Etwa in Form einer Tour-App", sagt Thumann.

Bis zum Jahr 2025 ist es noch ein Stück hin, weshalb auch zukünftige Bauprojekte mitgedacht werden müssten. So weist der OB auf weitere sanierbare Bereiche in der Altstadt hin sowie auf weitere zentrumsnahe, unbebaute Gebiete, die "mit stadtplanerischem Blick in die Zukunft" weiterentwickelt werden könnten.

Tiny Houses und Wohn-Utopien

Die Schwerpunkte des Neumarkter Projekts wären nachhaltiges Bauen, das mobile Haus, sogenannte "Tiny Houses" (Minihäuser) und virtuell veranschaulichte "Utopien des Wohnens". Im Fokus stünde auch "Architektur als künstlerisch-kreatives Betätigungsfeld".

Das im Sinne eines neuen Raumverständnisses hin zur wieder stärker wahrgenommenen Bedeutung des geografischen Raumes für die kulturelle Identität. "Diese sich wandelnde Raumdynamik soll sichtbar gemacht werden in mobilen Kunstobjekten, die man wechselweise an verschiedenen Orten in Stadt und Landkreis präsentiert", erklärt Thumann.

Noch ist alles Theorie: Konkreter werden die Pläne, wenn Nürnberg den Zuschlag erhält. Der Neumarkter Stadtchef drückt ganz fest die Daumen: "Ich hoffe sehr darauf."

Keine Kommentare