Spende zugunsten der Palliativstation

Neumarkt: Künstlerin Ute Gräber stellt ein Bild zur Verfügung

1.12.2021, 07:30 Uhr
Ute Gräber hat ein kalligrafisches Bild für die Palliativ-Spendenaktion des KKJ zur Verfügung gestellt.

© Sonja Dotzler, NN Ute Gräber hat ein kalligrafisches Bild für die Palliativ-Spendenaktion des KKJ zur Verfügung gestellt.

Bei manchen Bildern, die die Künstlerinnen und Künstler für die Aktion des Kunstkreises Jura zugunsten der Palliativstation zur Verfügung stellen, kommen einem alte Erinnerungen in den Sinn: an die Zeiten, als es (sogar am Gymnasium) noch Schönschreibunterricht gab, man gotische Schrift lernte und mit der „Schrägfeder“ hantierte. Wenig beliebt war das Abholen der Tintenfässer beim Hausmeister, sehr sympathisch war der grauhaarige, elegante Lehrer dieser schönen Kunst. Denn das war und ist die „Kalligrafie“ heute noch: seit den Zeiten des Mittelalters, wo es meist Mönche waren, die in karolingischer Minuskel die Bibel abschrieben oder Verträge aufgesetzt haben.

Soviel Vorrede muss sein für das Bild („Vater unser …“) der Kalligrafie-Künstlerin Ute Gräber. Die ist nicht nur Mitglied beim KKJ, sondern auch bei solchen berufsspezifischen Gruppen wie „Ars Scribendi“ oder „Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach“, hat in Neumarkt zusammen mit dem Musiker/Künstler Wolfgang Bernreuther ausgestellt oder zuletzt unter dem Titel „Tempo d’Oro“ im „Raumwerk“.

Schrift aus Blattgold

Gold spielt auch eine wichtige Rolle jetzt bei dem 40 mal 150 Zentimeter großen Bild, das man in der Raiffeisenbank ab 1. Dezember besichtigen und kaufen kann. Denn die Schrift von „Vater unser“ besteht aus (wahrscheinlich Schwabacher) Blattgold, und das leuchtet auf einem aus Buchstaben aufgebauten Untergrund – den man allerdings nicht lesen kann oder soll, der aber bei Gräbers Bildern oft aus mehreren Schichten besteht – farbig, lasiert, manchmal durchscheinend.

Am Anfang von Ute Gräbers Kalliigrafen-Karriere steht der Stolz, dass man jetzt zu den „Schönschreibern“ gehört, dass man die Feinheiten alter Schriftarten beherrscht. Jetzt ist die Künstlerin hauptsächlich auf die Dinge stolz, die sie in ihr Bild hineingelegt hat. Die bereitet sie in einem „Skript“ vor, aber manchmal weiß sie am Ende auch gar nicht mehr, was der Untergrund war: „Das bleibt dann mein Geheimnis“, sagt sie im Interview.

"Ich bin sehr gläubig"

Diese Sub-Texte hängen immer mit dem Menschen zusammen. Auch der hat, so Gräber, viele Schichten in sich. Das, was er gelernt, erlebt hat, was ihn wieder los lässt – oder auch nicht. Ute Gräber gibt gerne zu: „Ich bin sehr gläubig“, ihre Bilder sollen „Glaube und Hoffnung“ transportieren und zeigen, dass man zwar von Gott perfekt für die Erde geschaffen wurde, aber sich vieles durch den Umgang mit anderen Menschen doch verändert hat. Hin zu dunkleren Seiten.

Vom Dichter Hermann Hesse hat sie viele Anregungen bekommen, sie spielt immer Musik, während sie arbeitet, schottet sich von der Außenwelt ab. Natürlich vermutet man, dass Kirchen, Klöster zu ihren Kunden zählen, aber Ute Gräber fände es auch schön, wenn so ein Bild mit goldenem Gebet oder einer Bitte in jedem Haushalt hinge: als etwas in mehrfachem Sinne Kostbares. Denn Kalligrafie hat immer etwas von einer selten gewordenen, aber nicht ausgestorbenen Kunst – genauso wie die Buchillustration.

Nur muss man im Fremdwörterbuch aufpassen. Denn eine Zeile hinter „Kalligrafie“ steht „Kallipygos“ und das heißt „mit schönem Gesäß“. Gemeint ist aber nur das der griechischen Göttin Aphrodite.

Kontakt unter Tel. 0160 / 56 29 746 oder unter ute.graeber@schriftkraft.de

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