Pferde geschlagen: Tierrechtler wollen Schau auf Jura-Volksfest abschaffen

21.8.2019, 11:53 Uhr
Ein Video zeigt, wie ein Mann einen der Kaltblüter, die auf der Schau vorgestellt wurden, mit einem Seil schlägt.

© Screenshot Facebook/Aktionsgruppe Tierrechte Bayern Ein Video zeigt, wie ein Mann einen der Kaltblüter, die auf der Schau vorgestellt wurden, mit einem Seil schlägt.

Die Tierrechtler haben Anzeige beim Kreisveterinäramt erstattet. "Wir gehen dieser auf jeden Fall nach", sagte der Leiter des Veterinäramtes, Dr. Kay Langner. Zum Zeitpunkt der per Video dokumentierten Schläge mit einem Seil auf einzelne Pferde befand sich Langner mit einem weiteren Kollegen auf dem Gelände. Von den Misshandlungen sahen beide aber nichts. "Das Gebiet ist groß, wir konnten nicht überall gleichzeitig sein." Der Tierarzt schilderte weiter: "Wir untersuchten alle Pferde auf ihren gesundheitlichen Zustand." Dabei seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Die Tierärzte hätten auch die von der "Aktionsgruppe Tierrechte" zugesandten Aufnahmen genau gesichtet. Dr. Langner schränkte aber ein: "Wir wissen nicht, was vor diesen Schlägen passiert ist."

 

Nach Darstellung der Aktionsgruppe Tierrechte seien die Misshandlungen zum Teil beim Verladen der Tiere passiert. Betroffen war auch ein Pferd aus einem Neumarkter Gespann. Tierrechtler Simon Fischer: "Das Pferd wollte nicht zurück in den Anhänger." Außerdem hätte während der laufenden Vorführung eine Pferdeführerin "auf die Nüstern" des Tieres geschlagen, um dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Schläge dürften nur "allerletztes Mittel" sein

Grundsätzlich sei es laut Tierarzt Langner kaum möglich, 500 oder 1000 Kilo schwere Tiere mit menschlichen Kräften alleine gegen ihren Willen zu bändigen. "Schläge dürfen aber nur das allerletzte Mittel sein." Den Vorfall bei der Vorführung wertete er in einer allerersten, vorläufigen Einschätzung als angemessen. "Es gibt verschiedene Arten von Schlägen." Generell seien Schläge "nicht erlaubt". Deshalb will Langner die Vollzugsbehörden einschalten. Im Bewusstsein der Bürger habe sich die Einstellung gegenüber Pferden gewandelt. "Das waren vor 50 Jahren reine Arbeitsmittel, heute sind es Wesen."

Die Tierrechtler fordern eine Einstellung der Pferdeschau. Simon Fischer: "Für die Tiere bedeutet die fragwürdige Veranstaltung Stress." Einige Ponys und Pferde würden für solche Shows durch ganz Europa gekarrt, anderen würden "schwere Geschirre und Glocken umgehängt".

Trotz der nach Veranstalterangaben rund 4000 Besucher sei die für die Neumarkter Pferdeschau nötige Tierquälerei "längst aus der Zeit gefallen". Viele der eingesetzten Pferde zeigten ein "höchst angespanntes und gestresstes Verhalten".

Rathaussprecher steht weiter hinter Pferdeschau

Ganz anders die Einschätzung von Dr. Franz Janka, Neumarkter Rathaussprecher. "Da es sich ausnahmslos um hochwertige und wertvolle Tiere handelt, hat keiner der Halter ein Interesse, seinen Pferden Schaden zuzufügen." Janka ist der Überzeugung, dass es in der über zweistündigen Vorführung "kein einziges sichtbares Vorkommnis" gegeben habe. Deshalb werde es auch künftig eine Pferdeschau geben.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (hier beim Grußwort auf der Pferdeschau) — von Haus aus Landwirt — ist immer für ein offenes Wort gut, wenn es um Tierschutz und Tierrechte geht. Ob er von den Vorfällen am Rande der Veranstaltung etwas mitbekommen hat, ist fraglich.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (hier beim Grußwort auf der Pferdeschau) — von Haus aus Landwirt — ist immer für ein offenes Wort gut, wenn es um Tierschutz und Tierrechte geht. Ob er von den Vorfällen am Rande der Veranstaltung etwas mitbekommen hat, ist fraglich. © Foto: Günter Distler

Zu den Ehrengästen der Veranstaltung gehörte auch der bayerische Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger. Auf seiner eigenen Facebook-Seite beschwert er sich darüber, dass Tierrechtler seine Seite "bombardieren" würden. "Wenn das Pferd nicht als Begleiter des Menschen seit Jahrtausenden gehalten würde, wäre es wahrscheinlich längst ausgestorben."

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