Neumarkter Brauereichef kocht sich bodenständig in den Schmankerl-Himmel

8.10.2020, 00:15 Uhr
Neumarkter Brauereichef kocht sich bodenständig in den Schmankerl-Himmel

© Foto: Wolfgang Fellner

Das sagte sich auch Michael Gloßner, Geschäftsführer der Glossner-Brauerei in Neumarkt. Ihm war die Herausforderung angetragen worden, Ehrenkoch der 30. Schmankerlwochen im Landkreis Neumarkt zu werden. "Keine Experimente", sagte er sich aber auch, wie er bei der Begrüßung der Gäste im Restaurant Franziskus in Freystadt verriet. Wirtin Beate Schiller ist bei den Schmankerlwochen dabei und hatte ihr Traditionshaus für die Kür geöffnet.

Keine Experimente also, dafür bodenständige Küche, sagte Michael Gloßner. Bevor er sich große Gedanken mache, was er da alles an Raffinement aufbieten könnte, habe seine Frau gesagt, solle er doch einfach das kochen, was ihm schmeckt. Er schätzt es klassisch, wissen jetzt alle aus der erlauchten Runde, die zur Kür geladen waren. Das sind zum einen die früheren Ehrenschmankerl-Köche, dazu gesellen sich lokale Prominenz, die Vertreter des Tourismusverbandes um Vorsitzenden Werner Thumann und Geschäftsführer Rainer Seitz.

Bereits am Nachmittag hatte Michael Gloßner in der Küche mitgeholfen, hatte sich verdingt hinterm Herd. Was es gab? Das Motto der Schmankerlwochen 2020 lautet "Eine runde Sache", Knödel, Gnocchi und Nockerl stehen im Fokus. Gleich viermal Knödel gab es auch beim Gloßnerschen Examens-Menü, drei Gänge hatte er geplant.

Neumarkter Brauereichef kocht sich bodenständig in den Schmankerl-Himmel

© Foto: Wolfgang Fellner

Den Auftakt machte ein gebackener Speckknödel in einer Rinderkraftbrühe mit Gemüsestreifen. Genau das Richtige zum Aufwärmen am Ende eines kalten Tages. Keine Wünsche offen ließ die rosa gebratene Barberie Entenbrust auf Rahmwirsing in Betz-Bier-Soße und zweierlei Knödel. Und als Gedicht, aber mit Gewicht, erwies sich die Nachspeise: Ein Pralinenknödel auf Vanillesoße mit Pistazienbrösel. Es gab dann noch einen Geheimgang, klar und kurz und rund im Abgang.

Neumarkter Brauereichef kocht sich bodenständig in den Schmankerl-Himmel

© Foto: Wolfgang Fellner

Kein Wunder, dass Landrat Willibald Gailler, selbst Ehrenkoch, nach der Beratung des Gremiums ein – fast – einhelliges Urteil verkündete. Gegen zwei Stimmen, sagte der Landrat mit Bedeutungsschwere in der Stimme und blickte gekonnt unschuldig in die Runde, sei Gloßner der Titel zuerkannt worden. Von wem die Gegenstimmen gekommen sein sollten, ließ er unter großem Gelächter der Runde offen, aber jeder wusste um seinen Spaß – sind doch Franz Ehrnsperger von der Lammsbrauerei und Goswin Diepenseifen von der Gansbrauerei ebenfalls Mitglieder der erlauchten Runde. Und soviel sei verraten: Die Verleihung ist bisher immer einstimmig erfolgt.

Wobei Gailler seine Laudatio zu einem kleinen historischen Exkurs nutzte. Schon Michael Gloßner hatte etliches über das Betz-Bier, das Gloßner heuer neu auf den Markt gebracht hat, erzählt. Die Brauerei Betz war 1672 gegründet worden, das Bier war das Freystädter Bier. 1985 hatte Glossner die Brauerei übernommen; damals bezog sie schon seit 1980 alle Getränke von Glossner. Nach rund 34 Jahren "ist die Legende wieder da", sagte Michael Gloßner. Betz Extra ist ein Märzen mit 5,5 Prozent Alkohol und 13 Prozent Stammwürze. Gloßner: "Früher aus Freystadt, heute für Freystadt."

Das unterstrich Gailler. Er komme aus einer Wirtschaft und schon seine Mutter habe Betz-Bier verkauft, sagte er. Als er seinerzeit in Nürnberg an der WiSo studierte, sei es bei Festen immer einer der Höhepunkte gewesen, wenn er mit einem Faß Betzbier aus Freystadt angekommen sei. Er stieg aber noch tiefer in die Geschichte ein: Im Jahre 1421 hatte Pfalzgraf Johann aus Neumarkt Freystadt erobert und damals das Spital, das vor der Stadt lag, niederbrennen lassen. Diese Rechnung sei bis heute offen, sagte der Landrat: Doch mit der Rückkehr des Betz-Märzens und der Schmankerl-Kür in den Mauern der Stadt sei diese nun beglichen.

Gerhard Heidner, Chef im Gasthof am Schloss in Pilsach und Koch der ersten Stunde bei den Schmankerlwochen, kleidete Michael Gloßner stilgerecht ein und schwang ihm die Kochmütze aufs Haupt, anschließend hieß es Schlumpfparade. Corona-bedingt im großen Saal im ersten Stock, damit die Abstände eingehalten werden konnten, reihten sich die Ehrenköche auf. Mit Anstand und Abstand, das hatte Werner Thumann eingangs angemerkt, wolle man trotz der Pandemie wieder ein Stück Normalität ins Leben zurückbringen. Deshalb habe man auch trotz aller Auflagen an den Schmankerlwochen festgehalten. Man stehe zu den Gastronomen in Stadt und Land, wolle ihnen mit der Aktion helfen.

Das sei etwas, "was uns Corona gelehrt hat", sagte Michael Gloßner. Auch einmal innehalten und zurückschauen sei wichtig, nachdenken über das, was gewesen sei: "Nicht nur das Ergebnis zählt." Wenn es stimmt, ist es aber trotzdem angenehm. Deshalb zeichnete Werner Thumann Egbert Schwab aus, der seit 30 Jahren für Marketing und mehr rund um die Schmankerlwochen verantwortlich zeichnet.

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