Neumarkter FOS/BOS hat zuwenig Platz für alle Schüler

24.4.2020, 12:15 Uhr
Neumarkter FOS/BOS  hat zuwenig Platz für alle Schüler

© Foto: Franz Xaver Meyer

 

"Unser Hauptproblem ist, dass wir 20 Abschlussklassen mit rund 400 Schülern haben, das ist mehr als die Hälfte aller unserer Schüler", erklärt Schulleiter Markus Domeier. Um die Abstandsregelungen und Hygienevorschriften einzuhalten, könne der Unterricht unmöglich zeitgleich für alle diese Schüler stattfinden.

"Es geht da ja auch um den Schulweg, die Begegnungen in der Schule, etwa beim Toilettengang. Wir werden deshalb mit einem Schichtsystem im Kombination mit dem digitalen Unterricht arbeiten", so Domeier. Das heißt, dass fünf Klassen am Montag unterrichtet werden, fünf am Dienstag usw. In der restlichen Zeit lernen die Schüler weiterhin digital von zuhause aus.

"Die Schüler sind ja erwachsen, und der Stoff für die Prüfungsfächer ist weitgehend durchgenommen", sagt Domeier, der es bedauert, dass wegen des Abstandsgebots nur mehr Frontalunterricht möglich sei, nicht jedoch Gruppenarbeit.

Leistungsnachweise entfallen

Generell gilt, dass für die 12. und 13. Klassen alle noch ausstehenden Leistungsnachweise im zweiten Schulhalbjahr entfallen, es jedoch eine faire "Günstigerregelung" für die entfallenen Noten geben wird. Es findet nur noch Unterricht in den Prüfungsfächern statt.

Die Fachabitur- und Abiturprüfungen an der FOS/BOS werden verschoben: Die mündliche Gruppenprüfung im Fach Englisch findet in der Woche vom 25. bis 29. Mai statt. Die schriftlichen Prüfungen in Deutsch am Donnerstag, 18. Juni, in Englisch am Freitag, 19. Juni, in Mathematik am Montag, 22. Juni, im vierten Prüfungsfach am Dienstag, 23. Juni. Die Ergänzungsprüfung in der zweiten Fremdsprache ist für Mittwoch, 24. Juni, angesetzt.

"Es wird nicht funktionieren"

Wann die 11. Klassen wieder vor Ort unterrichtet werden können, ist noch offen. "Dass die 11. Klassen am 11. Mai zurückkommen, wird nicht funktionieren, da haben wir dann gar nicht genug Klassenzimmer zur Verfügung", sagt Domeier. Eine Rückkehr ins Schulhaus sei wohl erst nach den Abiturprüfungen denkbar.

 

Die Reaktionen der Schüler auf den Beginn des Präsenzunterrichts seien sehr unterschiedlich. Es gebe Jugendliche, die sich freuen, und andere, die Angst haben, sich und in der Folge ihre Großeltern zuhause anzustecken. Manche Schüler hätten auch Vorerkrankungen. "Ich werde keinen Schüler zwingen, in die Schule zu kommen", sagt Domeier. Wer lieber zuhause bleibe, müsse sich den Stoff dann eben anders erarbeiten. "Das sind schwierige Zeiten für uns alle, aber die Schüler haben es verdient, dass wir das Beste für sie rausholen", betont der Schulleiter.

Die Bildungsgewerkschaft GEW zeigt sich irritiert über die Planungen zur Öffnung von Fach- und Berufsoberschulen. Wie hier der Schutz der Lehrkräfte und Schüler sichergestellt werden soll, bleibe derzeit offen. Denn eine "Maskenpflicht" im Unterricht sei nicht geplant.

Im Hinblick auf die für nach Pfingsten geplanten Abschlussprüfungen erläutert Anna Forstner, Mitglied im Landesvorstand der GEW: "Große Schulen haben 800 bis 900 Schüler in den 12. und 13. Klassen. Es ist an vielen Schulen unklar, wie mit so vielen Menschen ein ,Corona´-Fachabitur beziehungsweise Abitur geschrieben werden kann. Wie will man Kollegen und Schüler vor dem Infektionsrisiko schützen?" Das Kultusministerium schlage hier möglichst viele Prüfungsräume vor. Forstner dazu: "Nur, wo sollen die Kollegen herkommen, die in Dutzenden Räumen Aufsicht führen?"

GEW: "Grob fahrlässig"

Die Gewerkschaft fragt nach einem Plan B für den Fall, dass sich viele Kollegen oder auch Schüler in den nächsten paar Wochen infizieren. "In den Klassenzimmern schlägt das Ministerium keine Maskenpflicht vor. Das halten wir für grob fahrlässig. Besser wäre es, wenn der Unterricht erst beginnen würde, wenn die angekündigten Masken auch tatsächlich zur Verfügung stehen würden."

Die GEW befürchtet, dass es zu massiven Protesten der Schüler kommen wird, berechtigterweise. "Wir plädieren nach wie vor für eine Streichung der Prüfung. Das zweite Halbjahr hätte mit den noch fehlenden Leistungsnachweisen mit Anstand (und Abstand) beendet werden können. Diese Chance wird hier vertan."

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