Neumarkter Sandgrube Eldorado für seltene Tiere

6.10.2015, 09:00 Uhr
Neumarkter Sandgrube Eldorado für seltene Tiere

© Foto: Hauke Höpcke

Die Schönheit liegt auch hier im Auge des Betrachters. Denn für Werner Klebl war die stillgelegte Sandgrube im Osten von Lähr zunächst eine „unschöne Geschichte“. Die drei Hektar waren teilweise verfüllt, ein Dammweg trennte sie von der benachbarten Grube. Kurz: Ein Loch in der Landschaft, in dem wenigstens junge Kiefern wuchsen. Inzwischen sieht der Unternehmer dies anders: „Die Landschaftspfleger haben einen Schatz gehoben“, sagt er.

Der Unternehmerstammtisch Biodiversität besteht seit drei Jahren. Ins Leben gerufen wurde er von Franz Ehrnsberger, dem Inhaber der Lammsbräu. Ein Handvoll Unternehmer tauschen sich dort darüber aus, wie sie heimische Arten auf firmeneigenen Gelände fördern können.

Von Anfang an mit dabei sind sandabbauende Unternehmen wie Klebl oder Egner. „Diese Firmen sind sich heute sehr bewusst, dass sie Verantwortung haben und ihren Ressourcenverbrauch korrigieren können“, sagt Werner Thumann, Vorsitzender des Landschaftspflegeverbands.

Dieser hat schon seit einiger Zeit kleinere Sandmagerrasen in seiner Obhut. Allerdings waren diese isoliert. Durch Einbeziehung aufgelassener Sandgruben entstand ein Biotopverbund – Tiere und Pflanzen tauschen sich aus.

„Bei einigen wie der Kreiselwespe geht es schnell, bei der Sandstrohblume dauert es länger“, sagt Georg Knipfer vom Landesbund für Vogelschutz LBV. Er hat 2011 Pflanzen und ausgewählte Tiere in der aufgelassenen Grube erfasst. Viele Zeigerpflanzen wie den kleinen Wiesenknopf, Preußische Sandnelke, Silbergras oder Thymian wachsen dort. Idas-Bläuling und Zebra flattern; Zaun- und Waldeidechse sonnen sich am Südhang.

„Sandabbau ist aus Naturschutzsicht ist nicht von sich aus schlecht“, sagt Georg Knipfer. Denn in den aufgelassenen Gruben ist die Natur in der Lage, interessante Lebensräume aufzubauen – es muss aber der Sand erhalten bleiben und nicht etwa durch andere Böden „aufgewertet“ werden.

Nackter Sand

Im Gegenteil: Die Artenvielfalt konnte sich nur entwickeln, weil in einem Teil der Grube die sich wild angesäten Fichten wieder entfernt und der nackte Sand freigelegt wurden. Es ist eine freiwillige Maßnahme, denn die Grube liegt nicht im Wasserschutzgebiet. Doch die Unternehmer würden sich manchmal eindeutigere Vorgaben wünschen: „Die Förster wollen Aufforstung, die Landwirte Ackerland, die Naturschützer, dass gar nichts gemacht wird, und die Stadtwerke keinen Bewuchs, weil die Wurzeln ins Grundwasser eindringen können“, fasst Werner Klebl das Dilemma zusammen.

Doch oft braucht man gar keine ausgefeilten Maßnahmen, wie eine Fläche hinter dem Klebl-Gebäude zeigt: Dort wachsen Thymian und Grasbartnelke. „Bloß nicht düngen“, sagt Knipfer.

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