Neumeyer: "Jetzt ist die Zeit, neue Wähler zu gewinnen"

5.10.2018, 20:43 Uhr
Neumeyer:

© Foto: Fritz Etzold

"Wir wollen ein kleiner Reißnagel im großen Hintern der Regierung sein", sagt Josef Neumeyer aus Berching. Immerhin hätte die ÖDP erreicht, dass 1998 der bayerische Senat und 2007 das Büchergeld für Schüler abgeschafft wurden. Außerdem habe die Partei das Volksbegehren zum Nichtraucherschutz im Jahr 2010 initiiert.

"Wir hoffen, dass unsere bisherige Arbeit honoriert wird und wir gute Ergebnisse bei der Landtagswahl erhalten", so Neumeyer. Zuletzt lag die Partei in Bayern bei konstanten zwei Prozent. "Jetzt ist die Zeit neue Wähler zu gewinnen", glaubt der 60-Jährige. Momentan würden sich viele Bürger von etablierten Parteien abwenden. "Wer ökologisch und demokratisch engagiert ist, ist bei uns richtig."

Die ÖDP strebt eine Gemeinwohlökonomie an, in der Mensch und Umwelt wichtiger sind als Gewinn, die Ressourcen der Erde nachhaltig genutzt werden und es faire Löhne und Arbeitsbedingungen gibt. "Beim Dieselskandal ist es auch Zeit, dass die Autoindustrie zur Verantwortung gezogen wird und die Verursacher den Schaden begleichen, nicht die Autokäufer", findet Neumeyer. Der 60-Jährige ist gelernter Elektroingenieur und Solarteur, Klimaschutz liegt ihm besonders am Herzen.

Hohenfels als Energiepark

Den Truppenübungsplatz Hohenfels möchte er in einen Energiepark umwandeln. "In Bayern werden wir in den nächsten Jahren ein enormes Strommangelgebiet werden, wenn wir die Atomkraftwerke abschalten", befürchtet er. Außerdem will er sich gegen Flächenfraaß engagieren. "Unternehmen sehen überhaupt nicht ein, Flächen zu sparen. Es ist ein Fehlanreiz, wenn Gemeinden auf die Gewerbesteuer abzielen." Deshalb müsse der Landesentwicklungsplan eigene Akzente und die richtigen Anreize setzen.

Aufgrund des demographischen Wandels brauche es eine deutlich bessere Ausstattung der Altenpflege. "Wir müssen mehr in diesen Bereich investieren", fordert er. Auch mit Baumaßnahmen könne etwas getan werden.

"Wir sollten nicht nur Einfamilienhäuser zulassen, sondern auch Häuser, die für Senioren geeignet sind", sagt Neumeyer. Seniorenzentren wären energetisch sinnvoller als Einfamilienhäuser und verminderten die Vereinsamung von Senioren.

Als junger Erwachsener engagierte sich Josef Neumeyer fünf Jahre lang als SPD-Mitglied. "Als dann damals die Thematik mit den Atomkraftwerken aufkam und der Nato-Doppelbeschluss fiel, trat ich in die ÖDP ein. 1994 war das", erinnert sich der 60-Jährige. Seit 2014 sitzt er als Fraktionsmitglied der SPD im Berchinger Stadtrat.

Er wünscht sich eine "ehrlichere Demokratie". "Wir sollten in einer Gesellschaft leben, in der Parteien keine Spenden von Firmen, Verbänden und Lobbyisten annehmen", fordert er. Zu viele Gesetze würden von Lobbyisten eingebracht. Auch Geldgeschenke an Abgeordnete sollten verboten sein, findet er – wie es bei Staatsbediensteten wie Lehrern oder Polizisten bei Geschenken ab einem Wert von 10 Euro bereits der Fall ist.

"Analoge Kindheit"

Außerdem ist Neumeyer Familienpolitik wichtig. "Wir fordern schon lange ein Familiengeld von 1000 Euro monatlich für die Eltern von Kindern bis zum Alter von drei Jahren", sagt er. Dadurch könnten Eltern viel besser entscheiden, ob sie sich selbst um ihre Kinder kümmern oder in eine Kita geben möchten. Kinder bis drei Jahre sollten bevorzugt von den Eltern umsorgt werden, findet er.

"In Grundschulklassen wollen wir eine zweite Kraft, damit Kinder einzeln oder in Kleingruppen besser gefördert werden", sagt Neumeyer. Er positioniert sich gegen den Digitalpakt Schule: "Ich bin für eine analoge Kindheit." Digitalisierung brauche an Schulen keinen Platz.

"Wir brauchen keine 24-Stunden-Kitas, verkaufsoffene Sonntage und längere Supermarktöffnungszeiten", findet Neumeyer. Verkaufsoffene Sonntage hätten vor allem den Zweck, mehr Umsatz zu machen. "Die jetzigen Öffnungszeiten genügen doch, um Einkäufe zu erledigen." Ein früherer Feierabend und keine Feiertagsdienste seien viel familienfreundlicher.

ZAuf unserer Internetseite www.nordbayern.de/neumarkt stellen alle Direktkandidaten für den Landtag sich und ihre wichtigsten politischen Ziele in einem Steckbrief und einem kurzen Video vor.

Verwandte Themen


Keine Kommentare