Parsberg: Stadt redet Klartext mit der katholischen Kirche

8.4.2021, 09:50 Uhr
Parsberg: Stadt redet Klartext mit der katholischen Kirche

© Foto: Werner Sturm

Da hatte der Parsberger Stadtpfarrer Thomas Günther eine Schrecksekunde: "Was haben wir verbrochen?" Das wollte der Geistliche von Bürgermeister Josef Bauer wissen. Der hatte kürzlich in einen Stadtratsbeschluss bemerkenswerte Sätze hineinschreiben lassen. "Es wird im Gegenzug gehofft, dass von der Kirche ein größeres Entgegenkommen bei den kommunalen Aufgaben der Daseinsvorsorge und bei sakralen Gebäuden, welche sich im Eigentum der Stadt befinden, entgegengebracht wird. Ebenso wäre es wünschenswert, wenn bei den Grundstücksverhandlungen für Baugebiete zumindest Verhandlungsbereitschaft gegeben wäre."

"Bestes Einvernehmen"

Anlass für die Philippika des Rathauschefs war der zehnprozentige kommunale Zuschuss für die Sanierung der Parsberger Pfarrkirche St. Andreas mit Gesamtkosten von 880000 Euro (wir berichteten). Doch Bürgermeister Bauer konnte den Stadtpfarrer beruhigen: Gerade bei den Grundstücksthemen habe es mit der Pfarrgemeinde in Parsberg und mit der Kirchenstiftung St. Andreas meistens "bestes Einvernehmen und immer ein Miteinander" gegeben, berichtete der Bürgermeister auf Anfrage der Neumarkter Nachrichten.

Der Rathauschef rechnet es der Kirchenstiftung zum Beispiel hoch an, dass sie im Neubaugebiet Lindlberg Flächen nicht verkauft, aber immerhin per Erbbaurecht zur Verfügung gestellt hat.

"Bedarf ohne Ende"

Und Bauer hat großes Verständnis dafür, dass die Kirche Immobilienvermögen nicht verschleudere. Gleichzeitig beschreibt der Parsberger Bürgermeister bei Grundstücksflächen einen "Bedarf ohne Ende": 200 bis 300 junge Parsberger Familien wollten im Stadtgebiet bauen. "Und das sind auch Schäflein der Kirche"", sagte Bauer.

Hintergrund für die Bemerkung des Bürgermeisters sind vermutlich Verhandlungen der Stadt mit einer nicht genannten kirchlichen Organisation über Grundstücke im Parsberger Stadtgebiet.

"Gläubigen Ortsteilen zugeschoben"

Unabhängig von dem Thema Bauland haben die Stadt Parsberg und Kircheninstanzen der beiden Diözesen Regensburg und Eichstätt "viele Berührungspunkte". Und das hat denkwürdige historische Gründe: Im 19. Jahrhundert habe die katholische Kirche viele Liegenschaften, genauer: die Baulast, den "gläubigen Ortsteilen zugeschoben", so Josef Bauer. Nicht ohne darauf zu verweisen, dass es mitunter strittig sei, ob in den betroffenen Dörfern die Pfarrgemeinde oder die weltliche Kommune gemeint gewesen sei.

Bürgermeister Bauer und die Stadt Parsberg sind seit der Gebietsreform für eine stattliche Zahl von Gotteshäusern und Kapellen zuständig. So gilt die Stadt als Eigentümerin der Kalvarienbergkapelle und müsste für den Unterhalt bezahlen. Die Kirche in Willenhofen könnte eines Tages für die Kommune zum Sanierungsfall werden. Bei Sanierungsarbeiten an den Kapellen in Eglwang und Holzheim ist die Stadt schon finanziell herangezogen worden. Ähnlich ist die Rechtslage bei sakralen Gebäuden in Kerschhofen und Kühnhausen.

Pfarrhof soll Eigentümer wechseln

Nicht ausgestanden ist der Fall des Pfarrhofes in Willenhofen. Den hat das Bistum Regensburg der Stadt Parsberg zum Kauf angeboten. Die Kommune hat laut Bürgermeister Bauer Interesse bekundet, will aber noch ein Gutachten abwarten – und setzt beim Preis auf ein Entgegenkommen der Kirche.

Dass das Bistum das alte Pfarrhaus nicht an Private, sondern nur an öffentliche Eigentümer veräußern will, ist für Friedrich Loré, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Parsberger Stadtrat, ein Problem. Er sieht hier die "soziale Verantwortung der Kirche", günstigen Wohnraum auch für wenigr betuchte Bürger bereitzustellen.

"Die Kirche ist nicht verarmt"

Aus der Sicht des Grünen-Kommunalpolitikers passt es nicht zusammen, einerseits Baulasten abstoßen zu wollen und andererseits Zuschüsse zu fordern und die Hand aufzuhalten. Lore im NN-Gespräch: "Die Kirche ist nicht verarmt, die könnte sich was leisten."

 

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