Radar rettet Radler

5.6.2019, 19:39 Uhr
Radar rettet Radler

© Foto: Günter Distler

Hermann Pfeifer von der Verkehrswacht Neumarkt plädiert für flächendeckenden Einsatz von radargestützten Assistenzsystemen.

 

Herr Pfeifer, weshalb noch mehr Elektronik? Lastwagen sind doch schon seit Jahren mit zusätzlichen Spiegeln ausgestattet.

Die Spiegel haben leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Denn die Fahrer sind in dem dichten Verkehr schlicht überfordert. Sie können die Reize gar nicht alle gleichzeitig verarbeiten. Der Mensch stößt an seine Grenzen. Auch Kamera-Systeme können die Spiegel nur ergänzen. Bei den neuen elektronischen Assistenzsystemen ist dies anders.

 

Wie funktionieren sie?

Die radargestützten Systeme erfassen alle Bewegungen rund ums Fahrzeug und geben akustische und digitale Bildrückmeldungen. Die Systeme gibt es heute schon mit aktivem Bremseingriff.

 

Was kostet ein solches Assistenzsystem?

Ungefähr 2500 Euro bei den verschiedenen Anbietern. Wenn man bedenkt, dass ein neuer Lkw etwa zwischen 100 000 und 200 000 Euro kostet, ist das ein geringer Betrag, um Unfälle zu verhindern. Es geht nicht nur darum Leben zu retten. Die Unfälle haben auch schwerwiegende Folgen für die Fahrer und die Zeugen. In München mussten acht Menschen sehen, wie ein Kind bei einer Bushaltestelle von einem Sattelzug zermalmt wurde. Die sind alle in psychologischer Betreuung.

 

Wann sind die Radarsysteme Standard?

Einige Firmen rüsten ihre Lkw-Flotten schon freiwillig damit aus. Aber es müssten noch viel mehr sein. Ich bin sicher, dass Abbiege- und Tote-Winkel-Assistenten noch heuer Pflicht werden bei der Erstausrüstung. So wird es zumindest im Verkehrsministerium diskutiert.

 

Danach können sich Radler und Fußgänger also absolut sicher fühlen, wenn sie neben einem Lkw an der Kreuzung stehen.

Nein. Denn das System erfasst nur alles um den Lkw herum, aber nicht was beim Anhänger passiert. Perfekt wäre es unter Einbezug der Anhänger. Deshalb müssen Radfahrer schon im eigenen Interesse diszipliniert und vorsichtig fahren. 100-prozentige Sicherheit gibt es nur, wenn der Radler hinter dem abbiegenden Lkw bleibt. So wie es das Schild an der Lammsbräukreuzung anzeigt.

 

Aber schiebt das nicht die Verantwortung auf die Unfallopfer ab?

Die ganze Fahrradfahrer-Entwicklung und neu auch die E-Scooter bedingen ein Umdenken in der Verkehrsplanung. Das betrifft auch die Stadt Neumarkt. Wir kommen nicht umhin, zusätzliche Verkehrsräume für Fahrräder und E-Scooter zu schaffen, auch zu Lasten des Autoverkehrs.

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