Sanierung wird teuer: Wem gehört Filialkirche in Rackendorf?

2.1.2021, 12:47 Uhr
Sanierung wird teuer: Wem gehört Filialkirche in Rackendorf?

Laut Auskunft von Bürgermeister Manfred Hauser musste die Kirche nach Bürgerbeschwerden und einem Ortstermin im Jahr 2018 aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Grund dafür ist, dass seit der letzten Instandsetzung vor gut einem Vierteljahrhundert Feuchtigkeit, Moosbewuchs, Algen und Salze nicht nur dem Mauerbestand und dem Putz erhebliche Schäden zugefügt haben, sondern auch den Holzeinbauten sowie dem Interieur.

Die Ständer-Konstruktion der Empore hat sich gesenkt, die Vertäfelung der Brüstung klafft auf und es besteht die Gefahr, dass Putz von der Decke fällt. Zudem sind die Sitzbänke teilweise locker und der Holzboden darunter an manchen Stellen durchgebrochen, so dass Unfallgefahr besteht. Der im gesamten Innenbereich wahrzunehmende, penetrante Schimmelgeruch lässt ferner auf gesundheitsschädliche Schimmelsporen in der Raumluft schließen. Auch das Dach wurde zwischenzeitlich mit einem Netz gesichert, um sicherzustellen, dass keine Teile der am Kirchturm angebrachten Holzschindeln mehr herunterfallen.

Der Bürgermeister setzte sich aufgrund dieser Umstände mit dem Landesdenkmalamt in Verbindung, um verschiedene Möglichkeiten einer Sanierung auszuloten. Auf Anordnung des Landesdenkmalamtes wurden unter anderem zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Darin wurde die Kirche als höchst schützenswertes Denkmal eingestuft und deshalb ist ein Rückbau in eine kleine Kapelle, wie von verschiedenen Seiten der Bürgerschaft angedacht war, nicht möglich.

Drei Möglichkeiten

Durch das Landesdenkmalamt in München wurden drei Möglichkeiten in Erwägung gezogen: Eine Komplettsanierung mit Kosten von circa einer Million Euro, eine Grundsicherung für circa 450 000 Euro, die es erlaubt, wieder Gottesdienste abzuhalten, und eine Einsturzsicherung (50 000 Euro). Im Rahmen ihres Gesprächs kamen die Vertreter der Marktgemeinde, der Denkmalschutzbehörden und die Beauftragten der Kirchenstiftungen zu der Übereinkunft, dass man über die reinen Verkehrssicherungsmaßnahmen hinaus restauratorische Maßnahmen anstrebe, die eine Nutzung der Kirche für Gottesdienste ermöglichten. Es wurde klar, dass die denkmalgeschützte Kirche von Rackendorf in ihrem Bestand nicht beeinträchtigt werden darf, dass ein Abriss oder eine Verkleinerung zu einer Kapelle nicht in Frage kommen.

Wer aber muss heute aufkommen für die Kosten, deren Höhe auf einen stolzen sechsstelligen Betrag beziffert wird? Die Dorfgemeinschaft Rackendorf, die politische Gemeinde Lupburg, die Kirchenstiftungen Degerndorf und Lupburg oder das Bistum? Fakt ist, dass das bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit Schreiben vom 14. Dezember 2020 eine Finanzierung für die dringend erforderliche Instandsetzung der Kirche in Höhe von 532 122 Euro in Aussicht stellt, unter anderem 308 000 Euro alleine aus dem Entschädigungsfond.

Das Landesamt erklärte in dem Schreiben aber auch: "Zwingende Voraussetzung für alle weiteren Schritte ist, dass die im Raum stehende Frage, wer letztlich Eigentümer des Denkmals ist und dementsprechend die Baulast trägt, dringend zeitnah geklärt wird, da etwa im Entschädigungsfonds-Verfahren grundsätzlich eine Beurteilung der finanziellen Leistungsfähigkeit des Eigentümers notwendig ist."

Noch viel zu tun

Laut Bürgermeister Hauser haben alle bisherigen Versuche, die Eigentumsfrage zu klären, nicht zum Ziel geführt. Auch verschiedene Gutachten hätten diese nicht eindeutig belegen können. "Deshalb befürchte ich, dass sich diese Angelegenheit nur gerichtlich klären ließe. Aber welches Gericht ist zuständig – wer müsste klagen und wer würde die Kosten tragen? Es gibt also noch viel zu tun", beschreibt der Rathauschef die aktuelle Lage.

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