Scheuer weiht Mühlhausener Umgehung ein

29.2.2020, 06:00 Uhr

Und der "Druck" hat einen Namen: Der Bundestagsabgeordnete Alois Karl (CSU) hat in Berlin unter anderem als einflussreiches Mitglied des Haushaltsausschusses des Bundestages viel Zeit damit verbracht, das Straßenbauprojekt in seinem Wahlkreis voranzubringen.

Scheuer erinnerte sich gestern bei der Bauabschlussfeier an der Anschlussstelle Mühlhausen-Mitte, dass er schon als Staatssekretär seit 2009 die "quälenden Initiativen" Karls erlebt hat — der MdB korrigierte per Zwischenruf vor zahlreichen Vertretern des öffentlichen Lebens: "Nachhaltig."

Die Steuergelder seien angesichts von ehedem 12 000 Kraftfahrzeugen und 80 Prozent Durchgangsverkehr im Ort gut investiert, meinte Scheuer. Infrastruktur zur Verbesserung der Mobilität verärgere und emotionalisiere manche Bürger, aber mit dem Projekt habe man sich "im rechtlichen Rahmen" bewegt. Der Bundesminister: "Der Schutz von Bürgern vor Lärm und Abgasen und das Bemühen um mehr Verkehrssicherheit sind berechtige Anliegen." Bei dem "gewaltigen" Verkehrsaufkommen sei die Mühlhausener Umgehung "mehr als berechtigt", erklärte die ehemalige oberpfälzische Regierungspräsidentin Brigitta Brunner, die heute Ministerialdirektorin im bayerischen Bauministerium ist. Als Nord-Süd-Verbindung habe die B 299 "überragende Bedeutung". Innerhalb von eineinhalb Jahren und damit "spektakulär schnell" sei das 5,4 Kilometer lange Straßenstück gebaut worden. Mehrere Festredner schrieben dies unter anderem dem heimischen Tiefbauer Max Bögl zu. Zu dem Vorhaben gehören 4,8 Kilometer Anschlüsse, Gemeindeverbindungsstraßen und ein Kreisstraßenstück, 4,1 Kilometer Feld- und Radwege und 15 Brückenbauwerke. 700 000 Kubikmeter Erde wurden bewegt, 110 000 Quadratmeter Asphalt aufgebracht.

Bürgermeister Martin Hundsdorfer ging auch auf die Flächenbilanz ein: Von den 20 Hektar entfallen elf Hektar auf Ausgleichsflächen. Einerseits sei der Eingriff in die Landschaft "nicht wegzudiskutieren", erklärte der gelernte Landschaftsökologe. Andererseits habe das sehr ausgefeilte Planungsrecht bewirkt, dass alle Anstrengungen für einen guten Ausgleich unternommen worden seien: Der gerodete Wald werde mit gleicher Fläche durch einen hochwertigen Laub/Mischwald ersetzt; landwirtschaftliche Flächen seien für den Naturschutz umgewidmet worden; Lärmschutzwälle hätten naturnahen Charakter. Hundsdorfer: "Auch der Mensch ist ein schutzwürdiges Gut."

Landrat Willibald Gailler betonte, die B 299 sei als "wirtschaftliche Entwicklungsachse" ein wichtiger Standortfaktor.

Den kirchlichen Segen spendeten Pfarrerin Andrea Walterham und Pfarrer Andreas Endriß. Die evangelische Geistliche argumentierte, die Umgehung gebe den Menschen "mehr Raum zum Leben". Andrea Walterham: "Nun werden Plätze entstehen, wo wir Gemeinschaft erleben können."

Den musikalischen Part hatte das Sulztal-Orchester des Musikvereins Mühlhausen-Sulzbürg. Viel Beifall erhielten die Kleinen des Kindergartens Sulztaler Zwergennest für ihren Gesangs- und Tanzbeitrag.

Am Rande der Einweihung demonstrierte ein halbes Dutzend Bürger ausdrücklich nicht gegen die Straße, sondern für eine "konstruktive Kritik an der Verkehrswende" und für mehr öffentlichen Personennahverkehr. Den Mühlhausener Aktivisten gelang es, einer Mitarbeiterin des Bundesministers einen Brief mit ihren Ideen zu übergeben.