Schmuddelgräbern in Neumarkt Kampf angesagt

26.5.2019, 10:20 Uhr
Schmuddelgräbern in Neumarkt Kampf angesagt

© Foto: Wolfgang Fellner

Herr Janka, wie muss man sich das Vorgehen vorstellen?

Zunächst dokumentiert der Friedhofswärter bei Rundgängen auf allen sieben Friedhöfen ungepflegte Gräber. Er trägt sie in eine Liste ein und dokumentiert den Zustand mit einem Foto. Die Liste schickt er an die Friedhofsverwaltung. Sie schreibt die Besitzer an und fordert mit einer angemessenen Frist zur Pflege der Grabstätte auf. Ist kein Grabbesitzer zu ermitteln, wird eine Tafel in der Grabstätte angebracht mit der Bitte, dass sich der Inhaber umgehend bei der Verwaltung melden soll.

 

Was ist die rechtliche Grundlage?

Paragraph 48 der Bestattungssatzung der Stadt Neumarkt regelt die Grabpflege. Die Inhaber ungepflegter Gräber werden daher schon seit jeher angeschrieben und zur Grabpflege aufgefordert.

 

Welche Maßnahmen dürfen Sie überhaupt ergreifen?

Die Friedhofsverwaltung ist unter anderem berechtigt, den Grabbesitzer anzuhalten, die Grabstätte in einen dem Friedhofszweck entsprechenden Zustand zu versetzen. Kommt dieser der Aufforderung nicht binnen der Frist nach, kann die Friedhofsverwaltung die erforderlichen Maßnahmen durchführen lassen, um den ordnungsgemäßen Zustand des Grabes wiederherzustellen – auf Kosten des Inhabers. Dies wird ihm im Schreiben angekündigt.

 

Wie oft kontrolliert die Stadt denn mit dem Fokus auf verwahrloste Gräber?

Die Kontrollen der Stadt Neumarkt erfolgen je nach Bedarf. In der Regel ist dies jährlich der Fall. So wird dauerhaft ein einheitlich gepflegtes Erscheinungsbild in den Neumarkter Friedhöfen gewahrt.

 

Wie viele Gräber sind aktuell als "verwahrlost" eingestuft? Im Vergleich zu wie vielen "normalen", die sich auf den Grabfeldern so finden?

Anfang Mai wurden die Besitzer ungepflegter Gräbern beispielsweise im städtischen Friedhof Regensburger Straße angeschrieben. Dieses Jahr sind dort von 3433 Gräbern 57 als ungepflegt eingestuft worden. Das bedeutet, dass 1,67 Prozent der Gräber in der Regensburger Straße ungepflegt sind.

 

Welche Kriterien haben Sie, um von einem verwahrlosten Grab zu sprechen?

Die Friedhofsverwaltung spricht von einem ungepflegten Grab, wenn dies über einen längeren Zeitraum nicht gepflegt wurde. Meistens sind die Gräber von Unkraut befallen und die Besitzer der umliegenden Gräber beschweren sich bereits darüber.

 

Auf welchen Neumarkter Friedhöfen gibt es denn aus Ihrer Erfahrung heraus besonders viele verwahrloste Gräber?

Immer dort, wo die Anonymität am Größten ist. Das heißt: Je größer ein Friedhof, desto größer ist der Anteil an ungepflegten Gräbern. In Neumarkt ist der Anteil im Friedhof Regensburger Straße mit besagten 1,67 Prozent am größten.

 

Welche Gründe machen Sie dafür aus, dass die Gräber so aussehen, wie sie aussehen?

Da gibt es viele, die in der Situation der Betroffenen begründet sind. Hier kann man nur vermuten. In erster Linie hat sich die Trauerkultur geändert: In der Gesamtheit ist zu beobachten, dass Menschen weniger nach den Gräbern ihrer Angehörigen schauen als früher. So kommt es, dass manche Gräber weniger gepflegt werden.

Es ist außerdem nicht selten der Fall, dass Verwandte wegen ihres Arbeitsplatzes oder aus sonstigen Gründen wegziehen und in anderen weit entfernten Gegenden leben. Und manche Hinterbliebene sind oftmals zu alt oder zu krank, um das Grab eines Verstorbenen zu pflegen. Dazu kommt, dass nicht jeder Angehörige genügend Geld hat, um einen Gärtner zu beauftragen oder sich einen Grabstein zu leisten.

 

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