Schüler erinnern an Neumarkter Zwangsarbeiter

18.2.2020, 19:00 Uhr
Schüler erinnern an Neumarkter Zwangsarbeiter

© Siegfried Mandel

Als Unterstützer und Sponsoren für eine Gedenktafel für die Zwangsarbeiter, die in der Nazizeit hier ausgebeutet wurden, fanden sie die Stadt und die Raiffeisenbank, auf deren Crowdfunding-Spendenplattform Geld von 51 Unterstützern in Höhe von 1535 Euro einging. Davon betrug der Anteil des Bankhauses 500 Euro.

Schüler Florian Thumann ging in der kleinen Feierstunde zur Einweihung der Tafel auf Entstehung und Werdegang des Projekts ein. Dabei wurden die Geschehnisse in Neumarkt rund um das Thema Zwangsarbeit aufgearbeitet, mit dem Ziel, dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder aufkommt und vor allem nicht in Vergessenheit gerät. Als passenden Standort für die eigens entworfene Gedenktafel wurde der gut frequentierte Gehweg "Am Schlosserhügel" auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Munitionsfabrik gewählt. Die Tafel soll, wie eine schon bestehende im Bereich der Kriegsgräberstätte am Föhrenweg, auf die rund 128 000 Menschen hinweisen, die meist aus östlichen Ländern nach Neumarkt verschleppt und zur Zwangsarbeit verpflichtet worden waren.

"Unser Ziel war, einen Ort des Gedenkens und einen Moment des Innehaltens zu schaffen", sagt Luca Enderlein vom P-Seminar. Auch auf der angebrachten Tafel heißt es: "Wir gedenken der Menschen, die hier ihrer Heimat entrissen wurden und der vielen Gefangenen, die hier in Neumarkt ihr Leben lassen mussten." Die Inschrift wurde mit einem Lageplan der früheren Fabrik auch in Englisch verfasst.

OB Thomas Thumann sagte, er schätze die Aufarbeitung der Vergangenheit und würdigte den Einsatz der Schüler, um diese Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. An die zukünftige Generation gewandt, forderte das Stadtoberhaupt alle auf, dass so etwas nie wieder passieren darf. Thumann zeigte aber auch auf, dass in der Welt immer wieder Menschen aus den verschiedensten Gründen verfolgt werden und auch Zwangsarbeit, besonders von Kindern, verlangt werde. Leider seien diese Themen noch nicht abgeschafft, deshalb sei es besonders wichtig, immer wieder wachzurütteln und daran zu erinnern, dass so etwas nicht wieder passiert.

An die vorbeigehenden Menschen gerichtet hofft Thumann, dass sie der Zwangsarbeiter gedenken und einen Gedanken mitnehmen. "Dies ist genau das richtige Zeichen, dem Rassismus entgegen zu wirken."

Landrat Willibald Gailler lobte in seinen Grußworten die aktive Geschichtsaufarbeitung und den Sozialkundeunterricht mit seinen zahlreichen Facetten. In Bezug auf die bayerische Verfassung ging der Landrat darauf ein, dass Schule nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden soll. "Deswegen ist es auch wichtig, neben der Weltpolitik die eigene Geschichte aufzuarbeiten."

Mit einem Zitat Walkheimers ging Gailler auf die Jugend zu: "Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschehen ist, sondern dafür, dass es nicht wieder geschieht." Alle seien in der Pflicht, dass sich das niemals wiederhole. Eine Geschichte von Erich Kästner aus dem Jahr 1930 versinnbildlichte schon damals, wie wichtig es sei, den Entwicklungen entgegen zu wirken.

Stellvertretender Schulleiter Reinhard Krois ging in seinen Worten ebenfalls auf die Geschichte ein und forderte die Zuhörer auf, den Gedanken gegen das Vergessen aufrecht zu erhalten. "Dies ist aber nicht nur Aufgabe von uns allen, sondern vor allem Aufgabe der Schulen."

Abschließend sprach Stadtrat und Integrationsbeauftragter der Stadt, Rainer Hortolani, seine Wertschätzung für die Aufarbeitung des geschichtsträchtigen Ereignisses aus. "Danke an Euch, dass diese Erinnerungskultur von Euch so hoch gehalten wird."

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