Schwimmschule in Postbauer-Heng wegen Corona vor Ruin

26.2.2021, 07:08 Uhr
Schwimmschule in Postbauer-Heng wegen Corona vor Ruin

© Foto: Martin Herbaty

Mit einem Tag der offenen Tür hatte Anja Haas Ende Februar 2020 den Betrieb ihrer privaten Schwimmschule gestartet. Sie wollte in dem neuen Therapie- und Bewegungsbad mit einem sechs mal zehn Meter großen Becken zahlreiche Kurse für Kinder und Erwachsene anbieten. Doch dann wurde sie durch den ersten und mittlerweile zweiten Lockdown ausgebremst.

"Die laufenden Kosten eines Schwimmbads sind auch ohne die Finanzierung des Investments sehr hoch und lassen sich nur durch die sonst laufenden Kurse decken. Anders als öffentliche Bäder erhalten private Bäder wie meines keine Unterstützung von Kommunen, den Ländern oder dem Bund. Alle mir zustehenden Fördermittel wurden im gegebenen Rahmen ausgeschöpft, decken aber leider bei weitem nicht die Kosten", beschreibt Haas ihre Situation.

Den ersten Lockdown habe sie durch Erspartes und mithilfe der erwähnten Fördermittel überbrücken können. Diese Mittel seien jetzt im zweiten Lockdown aufgebraucht.

Anders als andere Bereiche, etwa Fitnessstudios oder Sprachschulen, könne sie keine Ersatz-Kurse online anbieten, "da wir für das Erlernen des Schwimmens zwingend auf die Ressource Wasser angewiesen sind", so Haas.

Da auch private Schwimmschulen im Infektionsschutzgesetz unter "Freizeiteinrichtungen" und "Badeanstalten" fallen, dürfe sie ihre Kurse nur anbieten, wenn auch die öffentlichen Einrichtungen wieder öffnen dürfen. "Da Schwimmunterricht in bayerischen Lehrplänen verankert ist, verstehen meine Kollegen und ich unsere Betriebe jedoch als vollständig im Bereich des außerschulischen Bildungsangebots angegliedert", argumentiert Haas.

Immer weniger Kinder lernten im Grundschulalter schwimmen. "Durch die Corona-Restriktionen haben wir nun zusätzlich beinahe zwei Schuljahrgänge, die ihren Schwimmunterricht nie beenden, nicht mehr üben oder gar nicht starten konnten. Sie können sich denken, dass das die Zahl der Nicht-Schwimmer nicht unbedingt reduziert", sagt Haas und verweist auf ihr Hygienekonzept.

Strenge Hygiene-Auflagen

Aufgrund ständiger Reinigung des Wassers, der Kontrolle der Wasserqualität, dem Einsatz von Chlor und auch durch strenge Hygieneauflagen außerhalb des Wassers sei es sehr unwahrscheinlich, sich in einem Schwimmunterricht mit Corona zu infizieren. "In meinem Hygienekonzept ist unter anderem festgehalten, dass die Kinder sich nach dem Schwimmen weder duschen noch die Haare föhnen dürfen. Hierdurch werden Kontakte und die Verteilung von Aerosolen deutlich eingeschränkt", sagt Haas. In der Phase zwischen den beiden Lockdowns habe es in ihrem Schwimmbad keinen einzigen Corona-Fall gegeben, da alle Eltern und auch Kinder bestrebt gewesen seien, sich an die Regeln zu halten. Auch sei der Nachweis einer lückenlosen Infektionskette durch Kurslisten jederzeit möglich. Haas hofft deshalb, bald wieder öffnen zu dürfen. "Würden wir als außerschulische Bildungseinrichtungen anerkannt werden, wäre es uns möglich auch in öffentlichen Bädern Schwimmunterricht – eben auch im Rahmen des schulischen Lehrplans – anzubieten."

Unterstützung erhält Haas von Bürgermeister Horst Kratzer. "Das ist eine tragische Entwicklung. Wir haben als Gemeinde alles dafür getan, dass die Schwimmschule möglich wurde", sagt Kratzer. Seiner Meinung nach sei das Angebot der Schwimmkurse eher mit den körpernahen Dienstleistungen zu vergleichen, für die Ministerpräsident Markus Söder zum 1. März Lockerungen angekündigt hat. "Das ist, wie wenn man zum Friseur oder Podologen oder in den Kindergarten geht", vergleicht es der Bürgermeister. Da Kratzer auch keine Übertragungsgefahr im Wasser sieht, plädiert auch er für eine baldige Öffnung der Schwimmschule.

 

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