Sengenthal schafft Wohnraum in der Ortsmitte

9.11.2018, 10:00 Uhr
Sengenthal schafft Wohnraum in der Ortsmitte

© Foto: Günter Distler

Im Eiltempo geht es mit dem Wohnkomplex in der Winnberger Straße voran: Mitte Juli hatte Investor Roland Kastner den Antrag gestellt, über den der Gemeinderat Ende Juli abgestimmt hatte. Mitte August erfolgte die erste schallschutztechnische Untersuchung. Am 9. Oktober hatte der Gemeinderat beschlossen, den Bebauungsplan aufzustellen. Zum Monatswechsel stimmten Investor und Verwaltung den Durchführungsvertrag ab. Mittlerweile liegt das endgültige Schallschutzgutachten vor. Auch erste Interessenten haben schon angefragt.

Roland Kastner stellte den Bebauungsplan vor. Zur innerörtlichen Nachverdichtung im Dorfgebiet legt dieser eine Grenze von drei Vollgeschossen fest, wobei der dritte Stock als Staffelgeschoss ausgeführt sein muss. Da das Grundstück rund 4500 Quadratmeter groß ist, liegen die Grundflächenzahl mit 0,51 und die Geschossflächenzahl mit 0,63 innerhalb der zulässigen Werte. Mit 22 Tiefgaragen- und 22 Außenparkplätzen wird der Stellplatzschlüssel eingehalten. Aufgrund aktueller Wohntrends und der Erfahrungen aus anderen Projekten sind die meisten der 22 Wohnungen als Dreizimmerwohnungen mit 83 Quadratmeter Fläche ausgelegt. Hinzu kommen Zweizimmerwohnungen an den Gebäudeflanken sowie mittig und als Penthouses einige größere Wohnungen.

Nicht so massiv

Roland Kastner betonte, dass das Gebäude weniger massiv sei, als es die Planansicht vermittle – der Gebäudekörper werde durch Vor- und Rücksprünge strukturiert und habe nach Süden große Glasflächen. Da das Grundstück zur Winnberger Straße zwei Meter abfällt, würde das Gebäude nach dem alten Entwurf an dieser Seite elf Meter hoch werden. Durch das Verlegen der Tiefgaragenzufahrt auf die Südseite kann das Gebäude nun bis zu eineinhalb Meter tiefer in den Boden gesetzt werden. Damit entspreche die Höhe einem herkömmlichen Wohnhaus mit Satteldach.

Um die Lärmschutzwerte einzuhalten, ist das Gebäude bei gleicher Fläche länger und schmaler geworden. Die Nordseite Richtung Bahndamm weist kaum Fenster auf, an den Ost- und Westseiten müssen Schallschutzfenster verbaut werden. Kastner zufolge soll der Baumbestand möglichst erhalten bleiben, gefällte Bäume werden ersetzt. Ein Kinderspielplatz ist angedacht, jedoch, so Kastner, würden erfahrungsgemäß eher wenige Familien einziehen. Der Gemeinderat billigte einstimmig den Vorentwurf und die Bürger- und Behördenbeteiligung im verkürzten Verfahren.

Auch wenn sich der Gemeinderat vor einiger Zeit gegen eine eigene Photovoltaik-Anlage entschieden hat, könnten bald Solarzellen auf dem Dach des Bauhofs Energie produzieren: Michael Biller von der Abteilung Energy Solutions der Max Bögl Wind AG stellte ein Wärmecontracting-Konzept für den Bauhof vor. Hier würde das Unternehmen die Dachfläche auf zunächst 20 Jahre pachten und dort eine PV-Anlage mit knapp 100 kWp Leistung errichten.

Außerdem würde Bögl im Rahmen eines Pachtvertrags Betrieb und Wartung der Wärmepumpen im Bauhof übernehmen, diese mit dem Solarstrom betreiben und Wärme an den Bauhof liefern.

Um die Netzstrom-Nutzung zu minimieren, würde der Pufferspeicher in ein Energiemanagementsystem integriert. Überschüssigen Strom will Bögl ins Netz einspeisen. Simulationen zufolge ließe sich so der Deckungsgrad der Wärmepumpen von 25 auf 40 Prozent steigern, gegebenenfalls durch weitere Maßnahmen wie Betonkernaktivierung oder einen Stromspeicher.

Dazu müsste die Gemeinde einen Wärmeliefervertrag über zehn Jahre mit Option auf Verlängerung abschließen. Die Wärmepreise würden über die jeweilige Laufzeit stabil bleiben. Ausgehend von den bisherigen Kosten und dem Wärmebedarf des Bauhofs würde der Wärme-Nettopreis von 7,58 ct/kWh auf 7,22 ct/kWh sinken. Damit würde die Gemeinde über zehn Jahre 4000 Euro sparen und erhielte weitere 4000 Euro aus der Dachpacht.

Die Anlage auf dem Bauhof wäre ein Prototyp für die Max Bögl Wind AG. Ergäben sich bei einer Evaluation nach drei Jahren Vorteile, würde das Unternehmen diese weitergeben. Die Gemeinde könnte die PV-Anlage bereits nach zehn Jahren ablösen, ansonsten wären nach 20 Jahren Verlängerung, Rückbau oder die Übernahme durch Sengenthal möglich.

Parallel könnte die Gemeinde auf dem Dach der Salzhalle eine eigene PV-Anlage betreiben. Der Gemeinderat beschloss, diese Idee weiterzuverfolgen und Vertragsmodelle und Ertragskonzepte zu prüfen.

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