Sengenthaler und Berngauer hatten viele Fragen zu P53-Plänen

26.2.2021, 11:24 Uhr
Sengenthaler und Berngauer hatten viele Fragen zu P53-Plänen

© Foto: Wolfgang Fellner

Die große Neuigkeit blieb dabei aus. Näheres über den genauen Trassenverlauf gab es nicht, da ist Tennet noch auf dem Stand vom Sommer 2020. Denn es gab Verzögerungen, das Raumordnungsverfahren, das laufen sollte, wird erst im diesem Frühjahr beginnen. Gedauert hat es auch, weil es eine Novellierung des Netzausbaugesetzes gab und nun auch für P53 Erdverkabelung in bestimmten Teilen möglich ist.

"Stellt kritische Fragen"

Eingeladen hatte der Bürgerdialog Stromnetz, als Mitinitiatoren waren Sengenthals Bürgermeister Werner Brandenburger und Berngaus Bürgermeister Thomas Meier mit an Bord. Moderiert hat den Treff Clemens Hedwig, regionaler Ansprechpartner des Bürgerdialogs Stromnetz. Der Bürgerdialog Stromnetz, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, will nach eigener Aussage den fundierten und konstruktiven Austausch zwischen allen Beteiligten rund um die Energiewende und den Stromnetzausbau in Deutschland bestmöglich aufrechterhalten.

Doch nicht nur die beiden Bürgermeister der betroffenen Gemeinden waren an Bord, auch Alexander Dorr, Bürgermeister in Freystadt, verfolgte den Dialog ebenso wie Meiers Vorgänger im Amt Wolfgang Wild. Der Bund Naturschutz war mit Sigrid Schindler vertreten, die Netzausbau-Gegner prominent mit Hubert Galozy von der Bürgerinitiative Leinburg. Nur Fragen stellen und keine politischen Statements, baten die Organisatoren. Manchmal vergebens.

Sachlich-kritischer Blick auf Pläne

Einen sachlich-kritischen Blick auf die Ausbaupläne werfen will Werner Brandenburger, wie er eingangs sagte. Die Teilnehmer der Runde rief er auf, "durchaus kritische Fragen zu stellen". Die Entscheidung für den Ersatzneubau sei woanders getroffen worden, machte er auf die Zuständigkeiten aufmerksam, doch die Gemeinde Sengenthal werde ihr Möglichstes tun, um zu erreichen, was zu erreichen möglich sei. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger habe vor einem Jahr bei einem Treffen in Mühlhausen versprochen, die Sinnhaftigkeit des Neubaus und des Bundesplanes prüfen zu lassen, "das Ergebnis liegt bis heute nicht vor".

Das Raumordnungsverfahren, sagte Berngaus Bürgermeister Thomas Meier, habe im Herbst starten sollen, werde es nun aber erst im Frühjahr. Es helfe nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass alles vorüber gehe. "Wir müssen da kritisch rangehen", sagte er. Im Gemeindebereich seien viele PV-Anlagen geplant. PV-Anlagen dürften aber nicht von Trassen überspannt werden. Wie könne der Gemeinderat da vorgehen, wollte er mehrmals wissen. Es gab eine Antwort, aber die war nicht erschöpfend.

Aufrüstung tut Not

Im Mittelpunkt des virtuellen Stammtisches standen drei Fachvorträge: Die Referenten Professor Oliver Brückl von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, Lea Gulich, Referentin für Bürgerbeteiligung vom Übertragungsnetzbetreiber TenneT sowie Professor. Matthias Wuschek von der Technischen Hochschule Deggendorf sprachen über das Energiesystem für die Energiewende, über den Projektstatus der Juraleitung sowie über Umweltimmissionen in der Umgebung von Hoch- und Höchstspannungsleitungen.

Tenor der Vorträge: Um das Trassennetz stabil zu halten, komme man letztlich nicht um eine Aufrüstung der alten Reichssammelschiene, auch Göring-Trasse genannt, aus den 1940er Jahren herum. Sie sei eine der ältesten in Bayern, sei 1940 schon mit 220 kV gebaut worden und müsste nun auf 380 kV aufgerüstet werden.

Die Referenten argumentierten schlüssig für das Vorhaben, die Gegner der Aufrüstung auch. Wobei nicht alle, die da zuhörten, dagegen waren. Viele nutzten auch die Gelegenheit, um einfach Fragen zu stellen.

Ob eine 380-kV-Leitung negative Auswirkungen auf einen Herzschrittmacher habe, wollte ein Zuhörer wissen. Matthias Wuschek winkte ab, da seien die Implantate heute zu fortschrittlich. Ein dicker Magnet an der Pinwand in der Küche könnte da größeren Schaden anrichten.

Sind Landwirte, die unter der neuen Leitung arbeiten, höheren Belastungen ausgesetzt, so eine andere Frage. Nein, sagte Wuschek und zeigte Grafiken. Da könne eine Steigleitung im Wohnhaus mehr Strahlung freisetzen – und da sorge sich keiner.

Den Referenten muss zu Gute gehalten werden: Keiner versuchte, Fragen oder Einwürfe abzutun. Und wer keine Antwort an diesem Abend bekam, wird sie schriftlich erhalten, war das Versprechen.

Zusätzliche Klimaerwärmung?

Spannend wäre die Antwort auf die Frage, wie viel wärmer die Stromtrasse wird, wenn sie von 220 auf 380 kV aufgerüstet wird. Professor Wuschek hatte in diesem Kontext schon vorher gesagt: Ja, das Kabel werde wärmer, aber das könne nicht so gravierend sein. "Schließlich sitzen auch Vögel auf den Trassen." Eine Frau schlussfolgerte: "Das bedeutet eine zusätzliche Klimaerwärmung."

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