Siegfried Hauff: Vom Ritter mit Schwert zum Kandidaten

1.10.2018, 20:59 Uhr
Siegfried Hauff: Vom Ritter mit Schwert zum Kandidaten

© Foto: Anestis Aslanidis

Als Mitglied der Historiengruppe der Wolfsteinfreunde ist er bis 2007 auf Mittelaltermärkte gefahren und hat Schwertkämpfe geführt. Weil das Hobby irgendwann zu viele Wochenenden vereinnahmte, hat er die Ritterrüstung samt 13 Kilo schwerem Kettenhemd an den Nagel gehängt.

Die Tugend "bei einer Niederlage nach einer neuen, anderen Lösung zu suchen" sei ihm geblieben, berichtet der 59-jährige Industriekaufmann.

Ebenso die folgende Erkenntnis: "Früher gab es einen Feudalherren, der allein bestimmte, wo es lang geht und wie etwas gemacht wird. Das funktioniert aber in einer Demokratie nicht. Da gilt es verschiedene Strömungen zu vereinen und Kompromisse zu finden – auch, wenn das mal unbequem ist und länger dauert. Aber nur so werden alle mitgenommen."

Marktschreierisch seine Themen an den Mann zu bringen, davon hält der Triathlet nichts: "Wir Grünen wollen mit unserem Programm überzeugen." Und darin findet sich neben dem Klimaschutz auch die Pflege, die Digitalisierung der Behörden, der Attraktivitäts-Steigerung des Öffentlichen Nahverkehrs und natürlich die Migration.

Für ein besseres Klima seien die Wärmeenergie, der Strom, die Landwirtschaft und der Verkehr die Stellschrauben. Zum Beispiel möchte er eine ökologischere Landwirtschaft fördern und den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren. "Was spricht dagegen auf allen öffentlichen Gebäuden Photovoltaik- Anlagen zu installieren?" fragt er und fährt fort: "Außerdem muss die 10 H- Regelung weg und die Stromerzeugung verstärkt in die Hände von Städten oder Landkreisen gelegt werden – Energiezentren könnten die Lösung sein."

"Gelder sinnvoll nutzen"

Doch Visionen haben viele, wie sollen sie finanziert werden? "Der Ministerpräsident fährt doch jetzt vor der Wahl auch durch den Freistaat und verteilt Koffer voller Geld. Diese Summen könnte man sinnvoller nutzen", meint Hauff.

Dringendes Nachbesserungspotenzial sieht er auch bei der Pflege: "Da muss ein Umdenken in der Gesellschaft her – mehr Ansehen." Wie er als Abgeordneter dies ändern will? "Ich alleine kann nichts grundlegend ändern", sagt er. Aber dass der Beruf wertvoll ist, müsse sich auch am Lohn ("deutlich über dem Mindestlohn") zeigen.

Ähnliches gelte im Bereich Wohnen. "Wir tun immer so, als ginge es beim sozialen Wohnungsbau nur um Hartz IV-Empfänger. Betroffen sind aber beispielsweise auch der Pfleger oder die Kindergärtnerin, die für die Miete einer regulären Wohnung womöglich bis zu 70 bis 80 Prozent ihres Gehaltes aufbringen müssen. Das geht so nicht." Bezahlbarer Wohnraum statt Luxusdesign-Wohnungen also.

Ganz allgemein hält Siegfried Hauff wieder mehr Wertschätzung für angebracht: "Es muss klar werden, dass die Hauptschule nicht die Ausbildungsstätte für die ,Übriggebliebenen‘ ist; ein Arbeiter nicht weniger wert ist als ein Professor." Beide seien aufeinander angewiesen, so der Grünen-Politiker.

Verständnis für Ängste

"Und eine Gesellschaft, die merkt, dass es gerecht zugeht, hält auch zusammen", so der Grünen-Ortsvorsitzende in Pyrbaum weiter. Das Thema Migration dockt daran an: "Ich kann die Ängste der Menschen verstehen: ,Da kommen Fremde, die einem was wegnehmen‘, heißt es oft. Aber das ist doch gar nicht bewiesen und wer sich ehrenamtlich in dem Bereich engagiert, merkt auch schnell, dass es anders ist."

Er will deshalb zum einen weg von populistischen Aussagen, hin zur Realität und zum anderen möchte er ein Einwanderungsgesetz mit auf die Beine stellen. "Wir dürfen uns nicht gegen Fachkräfte wehren, die wir so dringend brauchen. Außerdem leisten wir doch auch einen guten Beitrag, wenn wir Leute hier ausbilden und diese dann später zurück in ihre Heimat gehen. Ich denke nämlich nicht, dass alle hier bleiben wollen."

Ob er sich eine Koalition aus Grünen und CSU vorstellen könnte? Siegfried Hauff antwortet zurückhaltend: "Wir sind doch das erklärte Feindbild der CSU – wenngleich wir auf kommunalerer Ebene viele Beispiele haben, wo schwarz-grün wunderbar funktioniert."

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