So erkennt man seriöse Vermittler für häusliche Pflege

27.11.2020, 17:18 Uhr
"Es ist dramatisch mitzuerleben, wie einige Menschen Notsituationen von Pflegebedürftigen ausnutzen und betroffenen Familien illegale Dienstleistungen verkaufen", sagt der Gesundheitswissenschaftler Markus Küffel.

© dpa "Es ist dramatisch mitzuerleben, wie einige Menschen Notsituationen von Pflegebedürftigen ausnutzen und betroffenen Familien illegale Dienstleistungen verkaufen", sagt der Gesundheitswissenschaftler Markus Küffel.

130 Wohn- und Geschäftsräume sowie Steuerbüros von in der Pflegebranche tätigen Firmen und Privatpersonen wurden dabei kontrolliert. Darunter war auch ein Anwesen in der Gemeinde Pyrbaum. Grund dafür lieferte die Vermutung, dass die drei Hauptverdächtigen Ukrainerinnen ohne gültiges Arbeitsvisum in der sogenannten 24-Stunden-Pflege einsetzten.

„Bei dieser Pflegeform leben die meist osteuropäischen Betreuungskräfte bei den Senioren im Haushalt, um sich so individuell um ihre Bedürfnisse kümmern zu können", erzählt Markus Küffel, Gesundheitswissenschaftler, examinierte Pflegefachkraft und Geschäftsführer der Pflege zu Hause Küffel GmbH. "Es ist dramatisch mitzuerleben, wie einige Menschen Notsituationen von Pflegebedürftigen ausnutzen und betroffenen Familien illegale Dienstleistungen verkaufen. Auch das ‚Nichtwissen‘ schützt die Familien nicht vor möglichen Strafen."

Gültiges Arbeitsvisum

Zudem erörtert Küffel, welche Merkmale seriöse Vermittler für häusliche Pflege ausmachen: Worauf sollten Verbraucher also achten?
„Unabhängige Testberichte, wie die der Stiftung Warentest oder der Verbraucherzentralen, liefern oft einen ersten guten Eindruck darüber, ob eine Agentur seriös arbeitet oder nicht. Außerdem spielt bei Betreuungskräften aus Nicht-EU-Ländern natürlich ein gültiges Arbeitsvisum eine wichtige Rolle. Ohne dieses dürfen die Kräfte nicht in Deutschland beschäftigt werden."

Innerhalb der EU muss die sogenannte Entsendebescheinigung A1 vorhanden sein, denn sie bestätigt, dass die Zahlung von Sozialabgaben im Heimatland stattfindet. Gibt es sie nicht, könnte es sich um ein handfestes Indiz für Schwarzarbeit handeln.

Finanzielle Ausbeutung

Gleiches gilt für sehr niedrige Preise, sagt Küffel. "Obwohl sie verlockend erscheinen, sollte bedacht werden, dass auch bei dieser Pflegeform der deutsche Mindestlohn gilt und Betreuungskräfte nicht finanziell ausgebeutet werden dürfen. Ein Preis, der deutlich unter 2.500 Euro monatlich liegt, stellt also ein schlechtes Zeichen dar."

Seriöse Vermittler achteten ebenfalls auf die Einhaltung bestimmter Grundregeln, wie die maximale wöchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden, mindestens einen freien Tag – also insgesamt 24 Stunden – pro Woche sowie geregelte Nachtruhe und Pausen. "Die Politik ist außerdem aufgefordert für einen rechtssicheren gesetzlichen Rahmen Sorge zu tragen, dies würde vieles vereinfachen. Den Betroffenen und Pflegekräften würde eine solche Regelung Schutz bieten und zudem unseriösen Vermittlern das Handwerk legen.“