Fahrverbote: Oberpfälzer Biker halten Pläne für "Blödsinn"

8.7.2020, 16:55 Uhr
Fahrverbote: Oberpfälzer Biker halten Pläne für

Manfred Schreiner ist Fahrlehrer und passionierter Motorradfahrer. Er fordert eine differenziertere Betrachtung: "Grundsätzlich gibt es unter den Motorradfahrern einen sehr kleinen Anteil, der mit sehr lauten Motorrädern unterwegs ist." Dagegen müsse man einschreiten.

Im Landkreis Neumarkt haben 11.778 Menschen Krafträder angemeldet, insgesamt 12.435 Motorräder waren das Anfang 2020, Roller, Quads und Trikes sind das, also 69 Maschinen mehr als im Vorjahr – ein neuer Höchstwert.


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"Alle wegen einiger schwarzer Schafe" mit Verboten zu belegen, gehe zu weit. Schreiner sieht die Polizei in der Pflicht, mit stärkeren Kontrollen und Lärmmessgeräten zielgerichtet die unmäßig lauten Bikes aus dem Verkehr zu ziehen.

Bei Neuzulassungen solle der Gesetzgeber den Lärmschutz mit einbeziehen, denn manche Hersteller bringen aktuell Maschinen auf den Markt, die bereits in den Testberichten als sehr laut kritisiert werden, moniert Schreiner. Er ist viel mit dem Motorrad unterwegs, er versteht auch geplagte Anwohner. Da wünscht er sich auch von den Bikern Rücksichtnahme, mit vernünftiger Geschwindigkeit und in vernünftigem Drehzahlenbereich zu fahren

Am Motorradfahren gefalle ihm ja nicht das Geräusch, "leise ist es genauso schön", sagt er. Das Erleben von Natur, in einer Gruppe unterwegs zu sein, mit Freunden zu blödeln, das sei der Reiz daran. Auch mit einem Elektromotorrad würde er gern herumfahren, allerdings sei da die Reichweite noch das Manko – mit 100 bis 200 Kilometern reiche das vielen Bikern noch nicht. Da tue sich gerade viel, "da gibt es schöne, leistungsstarke Bikes", sagt Schreiner.

Mehr Kontrollen gefordert

Werner Brandenburger war Leiter einer Polizei-Motorradstaffel, bevor er in Sengenthal Bürgermeister wurde. Der Großteil habe normale Anlagen dran. Das Entdeckungsrisiko müsse hoch sein. Als Privatperson, sagt er, plädiere er für mehr Kontrollen statt der "Bestrafung der großen Masse Unschuldiger". Wenn er sich auf seine BMW 1200 RT setzt, sei das für ihn Stressabbau und Teil seiner Entspannungstherapie.


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Auch Bernhard Graf, bis März Bürgermeister von Hohenfels, fährt Motorrad. Den Vorschlag mit den Fahrverboten findet er "überzogen und rechtlich fragwürdig". Eine ganze Gruppe aus dem Verkehr zu ziehen, "das geht doch nicht – was kommt als nächstes, die Wohnmobile?" Die Lauten "gehören rausgezogen und rigoros bestraft." Wenn er Motorrad fahre, mache er das auch nicht, "um anderen einen Riesenschall aufs Ohr zu drücken, anderen zur Last zu fallen." Motorradfahren habe andere Vorzüge.

"Einen größeren Blödsinn habe ich noch nicht gehört"

Für besonders geplagte Anwohner gebe es andere Möglichkeiten, regt Ex-MdEP Albert Deß an, Besitzer von acht Motorrädern: Geschwindigkeitsbeschränkungen mindern auch den Lärm. Strecken wie eine am Walchensee, die von Bikern nur zum permanenten Rauf- und Runterfahren genutzt werden, sind am Wochenende gesperrt, das sei auch richtig.


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Aber die Fahrverbotsdebatte hält Deß für daneben. "Einen größeren Blödsinn habe ich noch nicht gehört", sagt er. Seine Reisemaschine, eine BMW K 1200 GT, sei so leise wie ein Auto. "Ich fahre nicht wegen dem Sound, sondern weil mir das Motorradfahren Spaß macht", so Deß.

Ein Neumarkter Motorradfahrer wünscht sich ebenfalls, nicht mit "ein paar Wahnsinnigen, die furchtbar laut durch die Gegend knattern", in einen Topf geworfen zu werden. Lieber gleich bei der Zulassung und durch Kontrollen gegensteuern, denn es gebe auch Menschen, die nur ein Motorrad, kein Auto besitzen.

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