Stillgestanden: Gelöbnis von 20 Rekruten in Lauterhofen

8.6.2018, 08:45 Uhr
Stillgestanden: Gelöbnis von 20 Rekruten in Lauterhofen

© André De Geare

Seit April absolvieren die Rekrutinnen und Rekruten aus der ganzen Bundesrepublik ihre Grundausbildung in der 1. Kompanie des Logistikbataillons 472.

Keinen einfachen Zeitpunkt haben sie sich dafür ausgesucht, das macht Oberstleutnant Kolb in seiner Rede deutlich. Nicht nur, weil dieser Frühling "der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung" gewesen sei, was die fordernde Ausbildung noch ein wenig schweißtreibender gemacht habe.

Vor allem meint Kolb die aktuelle weltpolitische Lage: "Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht von einem drohenden Wirtschaftskrieg in den Medien höre", sagt der Oberleutnant. Er könne nur hoffen, dass auf der politischen Bühne so rasch wie möglich eine Lösung gefunden werde, so Kolb im Hinblick auf die wirtschaftspolitischen Spannungen mit den USA. In diesen Zeiten zeuge das Bekenntnis der Rekruten von besonderem Mut und Engagement.

Stillgestanden: Gelöbnis von 20 Rekruten in Lauterhofen

© André De Geare

Das weiß auch Ludwig Lang, Bürgermeister von Lauterhofen, zu schätzen. Der Markt pflege die Patenschaft mit der Kaserne in Kümmersbruck, wo das Logistikbataillon 472 beheimatet ist, schon seit mehr als 40 Jahren. "Unsere Soldatinnen und Soldaten sollen spüren: Sie haben einen Rückhalt in der Bevölkerung", sagte Ludwig Lang. Auch Helmut Himmler, stellvertretender Landrat des Landkreises Neumarkt, schließt sich den anerkennenden Worten für die Soldaten an. Schließlich schützen sie das, was den Menschen "das wichtigste Bedürfnis" sei: die Sicherheit.

Bei aller Ernsthaftigkeit blieb das Gelöbnis der Rekruten jedoch vor allem ein feierlicher und damit auch fröhlicher Anlass, bei dem auch die eine oder andere Anekdote aus der Grundausbildung ihren Platz hat.

Stillgestanden: Gelöbnis von 20 Rekruten in Lauterhofen

© André De Geare

So lobt Oberstleutnant Alexander Kolb erst den "konstant niedrigen Krankenstand" der Rekruten während der Ausbildung. Und erklärt dann, dass die wenigen zu verzeichnenden Ausfälle durch die "berüchtigten Kümmersbrucker Zecken" zustande gekommen seien. Die Rekruten seien deshalb dazu angehalten worden, sich in den Pausen regelmäßig gegenseitig auf Zecken abzusuchen — "selbstverständlich unter Einhaltung einer strikten Geschlechtertrennung", so Kolb. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass es sich dabei um eine durchaus beliebte Maßnahme gehandelt habe: "So konnte man aus der verschwitzen Uniform schlüpfen und den einen oder anderen Sonnenstrahl genießen."

Bei ihrem Gelöbnis am Donnerstag konnten die Rekruten das eher nicht. Die schwül-warme Luft dieser Tage lag schwer über dem Sportplatz der Lauterhofener Volksschule. Umso mehr Anerkennung sprach der Oberstleutnant seiner Truppe aus: "Respekt. Dass alle durchgehalten haben, ist bei dem Wetter keine Selbstverständlichkeit".

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© André De Geare

Ähnlich sieht das auch Rekrutin Simone Birkner. "Ich dachte zwischenzeitlich, ich werde die erste sein, die umkippt", sagte sie sichtlich erleichtert darüber, dass es nicht soweit gekommen ist. Auch ihre Familie ist stolz auf die 33-Jährige, allen voran Vater Volker Herrl und Ehemann David Birkner – beide ebenfalls Soldaten. Nervös sei sie gar nicht gewesen, so Birkner.

Doch auch dafür hätte man durchaus Verständnis haben können. Vor Abordnungen der fünf Kompanien ihres Bataillons, einem Ehrenzug mit Truppenfahnen, dem Heeresmusikkorps, ihren Freunden und Familien sowie vielen Ehrengästen schworen die Rekruten ihren feierlichen Eid, die Bundesrepublik Deutschland tapfer zu verteidigen. Ein besonderer Höhepunkt der Grundausbildung, für die sich Hilal Ercan, Sprecherin der Rekruten, in ihrer Rede bei den Ausbildern bedankte und scherzhaft ergänzte: "Ich hoffe, Sie hatten es nicht allzu schwer mit uns".

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