Tauben füttern: Das hat nichts mit Tierliebe zu tun

4.4.2020, 06:00 Uhr
Tauben füttern: Das hat nichts mit Tierliebe zu tun

Eine Leserin der Neumarkter Nachrichten hat sich an die Redaktion gewandt: Sie beobachte immer wieder eine Frau, die mit reich gefüllten Tüten am Markt den Tauben ein üppiges Frühstück kredenze. Auf Ansprache reagiere die Frau unwirsch.

Stadtsprecher Franz Janka kennt das Problem und weist darauf hin, dass das Füttern von Wildvögeln laut Straßenreinigungs- und -sicherungsverordnung verboten sei. Wer dabei erwischt wird, muss ein Ordnungsgeld in Höhe von 25 Euro zahlen.

"Wir appellieren an die Bürger, nicht zu füttern", sagt Janka. Es gebe in der Stadt keine Not leidenden Tiere, die zusätzliches Futter brauchen.

Auch der Pächter des Schlossweihers hat seine liebe Not mit den Leuten, die trotz Verbots- und Informationsschildern Enten und Schwäne mit Futter bedenken. "Da liegen kiloweise Weizen- und Maiskörner rum, das lockt auch Ratten an", sagt er. Gerade im Winter sei das besonders schädlich, wenn viel Futter im Wasser landet – die Fische sind in Winterstarre und fressen nichts weg, das belaste das Wasser im Weiher.

Schimmliges Brot am Ufer

Wenn im Sommer Eltern oder Großeltern mit Kindern "mal ein Semmerl in Brocken reißen und den Enten geben, so dass die alles wegfressen können", dafür habe er Verständnis, auch wenn das streng genommen auch verboten sei.

Was ihn besonders ärgert: wenn Menschen beim Füttern schimmliges Brot oder verdorbene Lebensmittel oder dergleichen auf diese Weise "entsorgen". Das sei auch für die Gesundheit der Tiere schädlich.

Problematisch sei aber, dass durch das große Futterangebot mehr Wasservögel am Weiher leben, als es die Größe des Gewässers hergibt. Die Folge: Das Wasser ist eutrophiert, also überdüngt, Grünalgen bilden sich; das hat Sauerstoffzehrung zur Folge, so kann es ein großes Fischsterben geben.

Schlecht für Fische und Wasserpflanzen

Wenn die Wasservögel Nachwuchs bekommen, würden sie die Jungtiere, wenn diese selbstständig genug sind, vertreiben, damit die ein eigenes Revier suchen. Weil durch das zusätzliche Futter genügend Nahrungsangebot da ist, bleiben die Jungtiere auch, so wächst die Population und das sorge für Überdüngung.

Man könnte die Eier durch Gips-Attrappen ersetzen, um gegenzusteuern, sagt der Pächter. Die Ausscheidungen eines Schwans pro Tag seien eine ganz schöne Menge, sagt der Pächter. Außerdem fressen die Wasservögel die Wasserpflanzen ratzeputz weg, die zur Sauerstoffversorgung wichtig wären und als Unterstand und Nahrung für die Fische dienen würden.

Er habe schon zigmal mit den Leuten geredet, die da am Ufer die Wasservögel füttern. Viele sehen sich selbst als Tierfreunde, dabei, sagt der Pächter, tun sie den Tieren tatsächlich keinen Gefallen, auch der Bund Naturschutz habe schon als Textvorschlag geschrieben: Das Füttern schade nur den Lebewesen und Pflanzen im Wasser, der Weiher fange irgendwann an zu stinken – das wolle doch auch keiner.

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