Trotzen Immobilien der Coronakrise?

4.5.2020, 06:00 Uhr
Trotzen Immobilien der Coronakrise?

© Foto: Lukas Schulze/dpa

"Wenn Ingolstadt zu husten anfängt, dann haben wir in Neumarkt noch lange keine Lungenentzündung." Mit diesem Bild umschreibt Willi Kirsch von Kirsch & Haubner den robusten Immobilienmarkt im Neumarkter Raum.

Das macht gute Stimmung, aber auch dieses Unternehmen hatte das Büro vom 23. März bis Montag dieser Woche geschlossen und nur noch telefonisch Vermarktungsaufträge angenommen. Inzwischen schaltet Willi Kirsch wieder Anzeigen in den Neumarkter Nachrichten.

Der Makler berichtet von einem coronabedingten "Nachfrageeinbruch, der sich jetzt wieder normalisiert". Bei den tendenziell weniger Immobilieninteressenten habe sich ein Wandel eingestellt: Wer sich jetzt um eigene vier Wände bemühe, sei "aufgeklärter und abschlussbereiter".

Auch die Sparkasse Neumarkt-Parsberg hat das Immobiliengeschäft zunächst heruntergefahren: Laut dem Vorstandschef Stefan Wittmann gab es keine Besichtigungstermine und nur noch telefonische Kontakte mit und Prospektversand an Kunden. Ab nächster Woche will die Sparkasse "in Einzelfällen" mit möglichen Käufern wieder Objekte besichtigen. Zweifellos habe es in diesen Wochen geringere Umsätze gegeben, schätzt Wittmann. Aber der Sparkassen-Chef sieht allenfalls einen "Verschiebungseffekt". So wie Willi Kirsch kann Wittmann keine Preisabschläge bei Häusern oder Wohnungen erkennen.

Makler Hans Werner Gloßner hat die mehrwöchige Corona-"Hemmnisse" gut überstanden: Die Anfragen im Internet seien zahlreich gewesen, virtuell gebe es viele Möglichkeiten, Objekte zu präsentieren. Vereinzelt hätten Interessenten diese allein besichtigt. Eine Krise in der Immobilienbranche könne er nicht erkennen. Gloßner: "Der Bedarf kommt zeitversetzt im September, der Bedarf wird uns erschlagen, wenn die Krise vorbei ist." Bernd Lautenschlager registriert dagegen schon Umsatzeinbußen und eine "kleine Delle" mit Erholungstendenz.

Damit beschreiben die Platzhirsche die viral bedingten Stockungen in diesen Tagen und Wochen. Aber Corona hat ja tiefgreifende Auswirkungen auf die Volkswirtschaft und die Erwartungen der Einzelnen, wie sicher ihre Arbeitsplätze und Einkommen in den nächsten Jahren sind. Können diese Unsicherheiten den Immobilienmarkt dauerhaft aus dem Tritt bringen — nach einer Phase der Bauhochkonjunktur und ungeahnter Preissteigerungen?

Es wird keine Panik geben

Auf dem regionalen Markt sei keine "Immobilienblase" zu erkennen, ist sich Sparkassen-Vorstandschef Wittmann sicher. Allenfalls so dynamische Preissteigerungen werde es nicht mehr geben. Es sei am Ende das Eigenkapital und ein sicherer Job, welche die Entscheidung für einen Immobilienkauf steuerten. Wittmann: "Ich glaube nicht, dass es Preisreduzierungen, einen Einbruch oder Panik gibt."

Trotz Corona sind laut Bernd Lautenschlager die Rahmenbedingungen unverändert: genügend Kapital und knapper Grund und Boden. "Einen gravierenden Preisverfall wird es nicht geben, ich glaube nicht, dass da eine Blase platzen wird." Allerdings sei schon jetzt erkennbar, dass Bauträger anstehende Projekte auf den Prüfstand stellen und schwindelerregende Preisaufschläge Vergangenheit sein werden: "Mit 4500 Euro pro Quadratmeter im Neubau ist eine magische Grenze erreicht."

Auch Willi Kirsch erwartet einen verlangsamten Preisanstieg. Der folgende "Nachzieheffekt" bei den Gebrauchtobjekten werde nicht mehr so ausgeprägt sein. Es gebe überhaupt keinen Grund, einen Einbruch bei den Immobilienpreisen zu erwarten. Gerade die Coronakrise könne dem Markt neue Impulse geben: Gewerbetreibende würden von ihren Banken ermuntert, statt hoher Mieten und Pachten in Eigentum zu investieren; mancher Private wolle sich nun viel eher hinter das "Schutzschild" eines Eigenheims begeben.

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