Trubers Herzensprojekt: "Wohnraum für junge Familien in Pilsach schaffen"

14.8.2020, 15:42 Uhr
Trubers Herzensprojekt:

© Foto: Maria Krauß

Wenn Sie die ersten 100 Tage als Bürgermeister der Gemeinde Pilsach in nur einem Wort beschreiben müssten, dann wäre das: Spaß! Was genau ist denn der Spaß dabei?

Ich musste im Job bereits viel organisieren und reagieren, das macht mir schon immer Spaß. Mein erster Job nach der Bundeswehr war IT-Leiter und wenn ich was managen und organisieren kann, dann ist das mein Ding. Das ist dabei hier in Pilsach noch verschärfter als in der Wirtschaft, weil du hier jeden Tag etwas anderes hast. Aber in der freien Wirtschaft war mein Tag über die Jahre durchgeplant und organisiert; selbst wenn mal was dazwischen kam, hattest du immer noch Puffer, den hab ich jetzt nicht mehr. In den 100 Tagen war kein Tag am Ende so, wie er geplant war.

Gerade das scheint Ihnen zu gefallen.

Das tut es auch. Wenn ich nur den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und E-Mails schreiben müsste, das wäre der Horror für mich. Ich muss unterwegs sein, habe jetzt auch mehrfach eine Samstagstour durch die Gemeinde gemacht und immer mehr Leute kennen gelernt, mit ihnen gesprochen.

Ist denn die Realität ungefähr vergleichbar mit der Vorstellung vom eigentlichen Amt, die sie vor dem Antritt hatten?

Jein. Manche Sachen ja, manche Sachen nein, eher überraschend. Stellenweise überraschen mich die Reaktionen auf die Tatsache, dass man hier was anpackt. Ich hatte im Wahlkampf einige Themen auf meine Agenda geschrieben und diese nun auch in Angriff genommen, da war ich doch stellenweise überrascht, dass Gegenwind kommt. Ich mach das ja nicht für mich, sondern für die Gemeinde. Der Gemeinderat versucht der Gemeinde zu helfen, das ist ein Geben und Nehmen.

"Glücksgriff gleich am Anfang"

War denn die kleine Vorbereitung, die Übergabe von Alt-Bürgermeister Adolf Wolf hilfreich?

Das was wir machen konnten, war sehr hilfreich, aber viel zu wenig. Dabei liegt das grundsätzlich an der Situation, dass so eine Übergabe beim Amtswechsel eigentlich nicht angedacht ist. Da müsste man sich in der Politik mal mehr Gedanken machen, um eine saubere, ordentliche Übergabe zuzulassen. Es gibt keine Handbroschüre: "Du bist jetzt Bürgermeister, darauf musst du achten", da wird man schon noch ins kalte Wasser geschmissen.

Hat es denn in den ersten 100 Tagen schon einen Meilenstein gegeben?

Ganz klar Chefs Culinar, das ist der Glücksgriff gleich am Anfang. Wenn man mein Programm vor den Wahlen kennt, dort habe ich immer wieder auf die Finanzlage hingewiesen. Da gibt es nicht mehr viele Möglichkeiten einzusparen, man muss die Einnahmenseite vergrößern. Diesen Meilenstein hatte ich eigentlich erst in den nächsten zwei Jahren erwartet und den haben wir jetzt schon erreicht.

Was ist denn Ihr großes Herzensprojekt in der Gemeinde?

Ich möchte für junge Pilsacher Familien Wohnraum schaffen. Egal, ob es Häuser und Bauplätze sind oder Mietwohnraum. Das ist mir allerdings schon bei den Wahlveranstaltungen aufgefallen, dieses todbringende Loch in der Pilsacher Entwicklungsstruktur. Pilsach ist die einzige Kommune im Landkreis die von 2016 bis 2019 Bewohner verloren hat. Dabei gehen alle andren Kommunen und der Landkreis steil nach oben. Die junge Familie ist politisch zwischen 18 und 35 Jahren definiert und da hat Pilsach einen absoluten Tiefpunkt. Wir können beispielsweise jungen Erwachsenen mit 19 bis 20 Jahren keine Wohnmöglichkeit in Pilsach anbieten, wenn er oder sie zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen wollen. Dann sind sie weg und da ist die Rede wirklich von Pilsachern, nicht von Zugereisten. Hinter mir ist ein Ordner mit über 200 aktiven Bewerbern auf Bauplätze, aktuell gibt es in der Gemeinde Pilsach zwei Bauplätze. Über 80 Prozent der Bewerber sind Pilsacher oder haben Bezug zu Pilsach.

Leben zwischen Tür und Angel

Wie ist denn so die "Life-Balance" als Bürgermeister?

Ich gehe zum Mittagessen nach Hause, wo zur Zeit unser älterer Sohn kocht, da meine Frau gerade auch Vollzeit arbeitet. Es passiert gerade sehr viel zwischen Tür und Angel, aber wir sind das gewohnt, ich war lange selbstständig. Meine Frau hat mir gesagt, ich bin genau da, wo ich hingehöre und die kennt mich am Besten.

Wie schauen Sie denn auf die kommenden 100 Tage?

In Bezug auf Chefs Culinar wird sich einiges tun und zeigen. Das ist die Entscheidung, was mit Pilsach in den nächsten Jahrzehnten passieren wird. Wenn das gegen die Wand fährt, wird danach keiner mehr versuchen, hierher zu kommen.

Was wäre der Wunsch, wie sie die Gemeinde hinterlassen möchten?

Als stabile Gemeinde, die in der Lage ist, ihre Straßen zu reparieren, ohne überlegen zu müssen, die sich weiter entwickelt, ohne ständig schauen zu müssen. Wir haben gerade Situationen und Projekte, die können wir nicht machen, weil wir keinen finanziellen Spielraum haben. Wir bekommen regelmäßig Schreiben vom Finanzministerium mit der Aufforderung zu sparen, und wenn wir das nicht in den Griff bekommen, habe ich mein Ziel nicht erreicht.

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