Velburg: "Gasthöfe werden zur Schlachtbank geführt"

10.2.2021, 09:57 Uhr
Velburg:

© Wolf-Dietrich Nahr

"Ich bin leidenschaftlicher Demokrat, Familienvater, Feuerwehrvorstand, in der Kirchenverwaltung aktiv", sagt er. Bei der Kommunalwahl 2020 wurde er als CSU Mitglied in den Stadtrat von Velburg gewählt und bringt sich dort gerne und mit Freude für die Allgemeinheit mit ein.

Velburg:

© Foto: privat

Doch derzeit verzweifelt Seitz an der Politik, seit er erfuhr, dass Brauereigasthöfe keine staatlichen November/Dezember-Hilfen bekommen. Wie berichtet werden sie weder als Gastronomie noch als Lebensmittelhandwerk eingestuft, sondern als Mischbetriebe. Höchstens 20 Prozent des Umsatzes dürfen aus dem Bierverkauf stammen. Sonst gehen sie leer aus.

"Könnte es sein das wir bestraft werden, weil wir Mitarbeiter von gastronomischen Betrieben sind, welche teilweise seit Jahrhunderten eine Tradition von Gastlichkeit pflegen, tief verwurzelt im Bewusstsein von Generationen von Menschen und Orten in denen wir uns befinden?

- weil unsere Brauereigasthöfe seit Jahrhunderten "brav" ihre Steuern und Abgaben entrichten?

- weil unsere Brauereigasthöfe in ihren Orten und Gemeinden zu wichtigen Sympathieträgern geworden sind mit dem man sich gerne schmückt (auch von Seiten der Politik)?

- weil unsere Brauereigasthöfe in ihren Regionen viele gesicherte Arbeitsplätze zur Verfügung stellen?

- weil unsere Brauereigasthöfe unersetzbare Ausbildungsbetriebe sind, welche im hohen Maße junge Menschen in verschiedensten Berufen ausbilden. Hier wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Kommunikation gepflegt, der Umgang mit Gästen erfolgt auf höchstem Niveau. Ein Rüstzeug für die Zukunft unserer Azubis?

- weil Investitionen unserer Eigentümer überwiegend in den Regionen verbleiben? Von A wie Architekten über Bauunternehmen, Schreinern bis hin zu Z wie Zimmerer. Die Wertschöpfung bleibt in der Region und nicht in China!

- weil wir überwiegend Lebensmittel aus der Region verarbeiten, welche wir mit viel Herzblut und Liebe zu gesunden und leckeren Gerichten verarbeiten. Aus heimischen Getreide Bier in bester Tradition und Qualität gebraut wird. Diese sind den "Preis wert" welchen wir verlangen müssen um unsere vielen Mitarbeiter anständig bezahlen zu können.

- weil wir in unseren familiär geführten Hotels, unseren Gästen ein Gefühl von "zu Hause sein" in der Ferne bieten. Diese dadurch unsere Heimat, unsere Natur, unsere Menschen kennen und lieben lernen.

Er könne noch viele Gründe aufzählen, schreibt Seitz. Weshalb seien "wir tausende Mitarbeiter der Brauereigasthöfe oder auch unsere Kollegen von Mischbetrieben anderer Gattungen wie Gemüseanbau oder Weinbau es nicht wert, gleich behandelt zu werden". Gerade der immer hochgelobte Mittelstand werde sprichwörtlich "zur Schlachtbank" geführt und dabei seelenruhig zugeschaut, wie diese ihr Leben aushauchen.

"Auch Neid und Missgunst, der unter den Betrieben entsteht, welche Hilfen bekommen und welche nicht, wird billigend in Kauf genommen, ja sogar gefördert", so Seitz. Eine staatliche Wettbewerbsverzerrung.

"Wir hatten die Lage im Griff"

Als die Gastronomie Anfang November schließen musste, gingen die Corona-Zahlen erst richtig nach oben. "Ein Beleg dafür, dass die Gastro-Branche mit tollen Hygienekonzepten die Lage im Griff hatte, Ansteckungsraten im unter 0,5-Prozent-Bereich haben dies belegt." Und dann hätten sich die Menschen daheim getroffen. Ohne Hygienekonzept.

"Wenn die Politik uns nicht helfen will dann sollten sie uns gefälligst wieder unserer Arbeit nachgehen lassen", fordert Seitz. "Gebt Familien wieder die Chance einen gemeinsamen, schönen Abend, bei guten Essen zu erleben, damit wieder ein wenig Lebensfreude einkehrt. Ich denke die geringen Infektionszahlen, die auf unsere Betriebe zurückzuführen waren vor dem Lockdown, würden dies zulassen."

Die "Regierenden des Landes" fordert der Küchenchef, der einen Blick auf die Sorgen und Nöte der Betroffenen lenken will, auf, sich Gedanken zu machen, wie sie solche Ungerechtigkeiten bereinigen oder erst gar nicht so weit kommen lassen, "anstatt von Talkshow zu Talkshow zu pendeln".

 

 

Keine Kommentare