Plakate beschädigt

Wahlkampf in Neumarkt: Vandalen mit Edding und Naziaufklebern

14.9.2021, 05:47 Uhr
Die Wahlplakate von Daisy Miranda sind mit Totenköpfen besprüht worden. 

© Werner Sturm, NNZ Die Wahlplakate von Daisy Miranda sind mit Totenköpfen besprüht worden. 

Schwarze Zähne, Schnauzbart oder ein blaues Auge - solche “Verzierungen” von Wahlplakaten gab es schon immer. Doch aufgesprühte Totenköpfe und Nazi-Sprüche aus dem rechtsradikalen Versandhandel sind eine andere Klasse.

"Zuerst habe ich das gar nicht ernst genommen ", sagt Daisy Miranda, die Direktkandidatin der Freien Wähler. Doch dann berichteten ihr immer mehr Parteifreunde aus dem Süden des Landkreises, das Plakate mit ihrem Konterfei besprüht worden seien. Nicht nicht irgendwelche weißen Farbkleckse, sondern Totenköpfe prangten neben und auf ihrem Gesicht.

Besudelt wurden nur die Plakate der freien Wähler. Gibt es einen fremdenfeindlichen oder rassistischen Hintergrund für diese Schmierereien? Mirandas Vater stammt aus Sri Lanka. Die Kandidatin weiß es nicht. Sie hat aber Anzeige erstattet gegen Unbekannt. Die Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus.

FDP besorgt über den "Grad der Verwahrlosung"

Auch die freien Demokraten sehen sich haarsträubender Verunstaltung ihrer Werbemittel ausgesetzt. Unbekannte haben eine große Anzahl Aufkleber mit diffamierenden und haltlosen Beleidigung auf den Wahlplakaten der FDP platziert. Das Team um den Kandidaten Nils Gründer hat diese Plakate bereits entfernt und gegen neue Exemplare ausgetauscht. Trotzdem zeigt Gründer sich besorgt über den "Grad der Verwahrlosung bestimmter Gruppen".

Eine klassische Schmiererei - gesehen in der Badstraße in Neumarkt. 

Eine klassische Schmiererei - gesehen in der Badstraße in Neumarkt.  © Hauke Höpcke

Die Aufkleber gibt's im 100er-Pack in dem Onlineshop eines vorbestraften Rechtsradikalen aus Halle, der unter anderem ein Anführer der lokalen Querdenker Szene ist. Er verkauft auch FFP2 Masken mit dem Aufdruck “Maulkorb”, oder in der Farbkombination schwarz weiß rot - und eben Aufkleber mit der Aufschrift "Volksverräter". Selbstverständlich nur für den Hausgebrauch, wie es bauernschlau auf der Seite heißt.

Grüne sind Hassobjekt der Rechten

Für die Grünen gibt es extra Aufkleber mit widerlichen sexuellen Beschimpfungen. Diese Partei scheint ein besonderes Hassobjekt der Rechten zu sein. Das zeigt sich auch an den Plakaten der radikalen Kleinstpartei “der dritte Weg”. "Die Grünen hängen" steht auf Plakaten, die auch an Neumarkter Laternen befestigt waren - bis die Polizei sie entfernt hat.

Der Grünen-Kreisverband Neumarkt hat Strafanzeige gestellt. Kreisvorstand Stefan Haas will den Fall trotzdem nicht so hoch hängen. "Ihr Ziel war es in die Medien zu kommen, das haben sie erreicht."

Mit so etwas müsse man im Wahlkampf leben. Haas glaubt nicht, dass jemand seine Wahlentscheidung von einem beschmierten Plakat abhängig macht.

Ein größeres Problem seien Fake News, die im Internet verbreitet würden. So sei er etwa am Infostand mit der Frage konfrontiert worden, dass die Grünen das töten von Tieren verbieten wollten damit niemand mehr Fleisch essen können. "Wenn wenn sich jemand mit uns darüber unterhalten will, ist es der gute Fall ", sagt Haas. "Aber wie viele glauben diesen Blödsinn?"

Die Sozialdemokraten haben heuer deutlich weniger Plakate aufgehängt als bei früheren Wahlen. In der Neumarkter Innenstadt hängen überhaupt gar keine. "Wir haben uns auf die wichtigen Straßen konzentriert ", sagt Direktkandidat Johannes Foitzik. Aber auch dort wurden fast die Hälfte alle Plakate beschädigt. Dass es nicht mehr waren, liegt vielleicht auch daran, das sie so hoch hängen und ohne Leiter kaum zu erreichen sind.

Alle SPD-Plakate in Postbauer-Heng abgerissen

In Postbauer-Heng sieht dies anders aus. Nahezu alle Plakate der SPD sind herunter gerissen worden. "Das war mutwillig. " Von Naziaufklebern oder Spraydosen blieben die SPD Plakate verschont.

Doch die Schilder am Bürgerbüro wurden beschmiert. "Das haben wir auch zur Anzeige gebracht", sagt Foitzik.

Der Neumarkter Vandale greift zum Edding

Auch die CSU stellt viele beschädigte Plakate fest. Auch die Schmierereien haben zugenommen. “Es ist mehr als das was wir bisher kannten”, sagt Kandidatin Susanne Hierl. . Wobei es regionale Unterschiede gibt: Rund um Amberg werden Plakate eher abgerissen. De Neumarkter Vandale greift zum Edding.

“Die Leute können doch mit uns reden, wenn ihnen unsere Politik nicht passt”, sagt Hierl. “So ist's einfach nur feig.”

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