"Weder Futter noch Wasser": Tiere aus illegalem Tiertransport gerettet

16.5.2019, 20:01 Uhr

© VIER PFOTEN | Uschi Lang

Manche der kleinen Welpen waren noch so jung, dass man sie noch gar nicht von ihrer Mutter hätte trennen dürfen: Erst vier Wochen alt sollen sie, die am Donnerstag durch die Polizei aus einem Tiertransport gerettet und beschlagnahmt wurden, gewesen sein. Ursprünglich wollte der Fahrer des belgischen Transporters offenbar von Ungarn über Deutschland nach Antwerpen fahren, ehe er den Beamten am Grenzübergang Waidhaus in der Oberpfalz auffiel.

Bei der Kontrolle sollen die Polizisten neben den 23 Welpen auch Weißwedelhirsche und allein 250 Zierfinken entdeckt haben. Die Tiere waren in Kisten verstaut, hatten laut der Tierschutz-Stiftung "Vier Pfoten" weder Futter noch Wasser. Alle Tiere wurden beschlagnahmt und in örtlichen Tierheimen untergebracht, heißt es weiter.

"Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass das unseriöse Geschäft mit Tieren ein internationales Problem ist und nicht in den EU-Mitgliedsstaaten einzeln gelöst werden kann", erklärt Kampagnenverantwortliche Daniela Schneider von "Vier Pfoten". Die Stiftung für Tierschutz fordere deshalb ein europaweit kompatibles System zur Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für alle Heimtiere. Damit könnte zukünftig das Tier zum Halter rückverfolgt werden.

Psychische Schäden bei den Welpen

Die geretteten Welpen haben verschiedene Rassen und sind nicht geimpft. Sie müssen vorerst in Quarantäne bleiben. Wie auch andere Hundebabys, die bei solchen Transporten beschlagnahmt werden, stammen vermutlich auch sie aus sogenannten Vermehrerstationen, meint Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei "Vier Pfoten". "So etwas hinterlässt physische und psychische Schäden bei den kleinen Welpen, die manche nie überwinden können."

Über die Hintergründe der anderen geretteten Tiere ist nichts bekannt. Um dieses System nicht unbewusst zu unterstützen, sollten Interessierte grundsätzlich zuerst im Tierheim nach einem vierbeinigen Freund schauen, empfiehlt sie.

Tierheim Passau ringt mit Gesetz

Während sich das Tierheim Wunsiedel nun ganz frisch um einige der gestern Nacht beschlagnahmten Tiere kümmert, hadert das Tierheim Passau mit dem Schicksal und dem Gesetz: Ein Tiertransport im März, bei dem 69 Tiere aus Rumänien geschmuggelt wurden, brachte insgesamt sieben Hunde in ihre Obhut.

Nach fast neun Wochen, in denen die Mitarbeiter die verwahrlosten Tiere wieder aufpäppelten, sollen sie nun zurück zu ihrem Besitzer nach Rumänien gebracht werden. Dies geht aus einem Facebook-Post von Bettina Mittler hervor, den sie im Namen der gesamten Vorstandschaft der Tierschutzbewegung Ostbayern u. OÖ e.V., des kompletten Tierheim-Teams und vor allem der geretteten Hunde absetzte.

"Man kommt sich vor wie ein Verräter"

Hobnob, wie sie beschreibt, litt bei seiner Ankunft unter hochansteckender Sarcoptes-Räude und einer eitrigen Hodenfistel. Amy war anfangs so ängstlich, dass sie sich die ersten Wochen kaum anfassen ließ. Die beiden Hunde und ihre Artgenossen fanden im Tierheim ein neues, sicheres Zuhause, wurden behandelt und bekamen Medikamente. Dann der Schock für die Mitarbeiter: Es kam die Amtsanweisung, die Hunde dem rumänischen Eigentümern auszuhändigen. Sie sollten demnach wieder eine zwölf Stunden lange Rückfahrt antreten. "Dieser Moment, indem man gezwungen ist, die zitternden Hunde, die sich absolut sträuben, in den Transporter zu steigen, und die enorme Angst vor den Fahrern haben, diesen Menschen wieder auszuliefern, bedeutet für uns Tierpfleger die Hölle", schreibt Mittler. Man komme sich den Hunden gegenüber vor wie ein Verräter.

Drei der Hunde wurden bereits abgeholt, doch einen weiteren Transport konnten das Tierheim-Team am Mittwoch verhindern. Nach nervenaufreibenden Diskussionen sei der Transporter unverrichteter Dinge wieder abgefahren, berichtet Mittler. Wie es nun mit den verbliebenen vier Hunden weitergeht, wisse sie noch nicht.


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